Für den Moment

Erstellt am 7. Mai 2012 von Mapambulo
Beach House „Bloom“ (Bella Union)
Um das vorwegzuschicken: Es hat an gleicher Stelle – und nicht zu Unrecht – schon viel Hähme über allzu Süßliches und beschaulich Flauschiges gegeben, über Bands und Solisten, die unentwegt ihre musikalische Zuckerwatte auf’s Stäbchen drehen und meinen „so wat dat jefällt die Leute.“ Beach House, das frankoamerikanische Dreampopduo aus Baltimore, bestehend aus Sängerin Victoria Legrand und Gitarrist Alex Scally, müssen sich in dieser Hinsicht nichts vorwerfen, denn auch wenn ihre Songs zuweilen das reine Glitzern und Schillern sind und man nicht lang braucht, um sich – rein sinnbildlich natürlich – an ihnen anzuschmiegen, die Süße, die sie verkaufen ist eine bittere, melancholische, sie feiert den Moment, weil sie um das betrübte Davor und Danach weiß.
Drei Platten haben die zwei vor der aktuellen aufgenommen, die letzte mit dem Namen „Teen Dream“ ist so überschwänglich gelobt worden, dass einem fast Angst um die beiden werden mußte – unbegründet, denn die meterhoch gesteckten Erwartungen konnten sie mit „Bloom“ problemlos erfüllen. Es ist, keine Überraschung, wieder ein recht verträumtes, fein gesponnenes Album geworden, die Nähe zu den Cocteau Twins ist nicht zu leugnen und die traurigen Momente gehören Gitarren, die man so schon bei Interpol ins Herz geschlossen hatte. „Lazuli“, „Troublemaker“, „Wishes“ – in diesen Songs funkelt es also nicht nur, es winden sich auch mollgestimmte, dunkle Harmonien um Legrands helles Organ.

Der Opener „Myth“ war als vorausgekoppelte Single schon ein großes, ein faszinierendes Versprechen, der Rest der Platte folgt ihm mühelos, das berückende „Wild“ ebenso wie „On The Sea“ als schwärmerischer, traumverlorener Schunkler („Somebody's tried nobody made you, it's not what you stole its what they gave you, in or out you go, in your silence your soul“). Natürlich muß man aufpassen, dass man nicht zu viel davon bekommt, je tiefer man sich hier fallen läßt, desto schwerer findet man zurück nach draußen. Aber das war schon, um bei den beiden genannten Vorbildern zu bleiben, bei „Blue Bell Knoll“ oder „Pioneers To The Fall“ nicht anders und gehört irgendwie zum Spiel. Sich darauf einzulassen ist auch bei dieser Platte nicht die schlechteste Idee.