Für das wilde Leben bleibt keine Zeit-Weiberabend

Es muss ein Versehen sein. Sina mit hoyerswerdischerSchnodderschnauze zieht die Schultern hoch. Wir werden alt.

Nele kann sich nicht beschweren, werfe ich ein, gemeinerweise sieht sie aus wie das blühende Leben. Wechseljahre kommen mir nicht in die Tüte. Nele bedeckt vorElan sprühend, die Arbeitsplatte der neuen Küche mit roten Kartoffeln und Zuchini. Eigene Ernte! Wie kann man nur so unverschämt gut aussehen als berufstätige alleinerziehende Mutter und dann auch noch Gemüse aus eigener Ernte präsentieren können. Luise beginnt das Gemüse zu waschen.  Nö lass mal erst nen Kaffee trinken. Sina hakt Nele unter.  Xeniana hat nen Traubenbaum, muss man gesehen haben. Man muss die Momente feiern wie sie fallen, sag ich euch. Sina pflückt sich eine Traube: mich hat das Leben im letzten Jahr am Kragen geschnappt. Hinter sich her geschleift hat es mich. Hier-meine Augenringe bezeugen es. Von Bluthochdruck, Zahnschmerzen und schmerzenden Hüftgelenk ganz zu schweigen, Wechseljahre inklusive. Meine Damen wir werden alt.Ich nicht, ruft Nele. Ich auch nicht ruft Luise und pflückt sich eine Traube. Was macht deine Bildhauerei Sina? Sina winkt ab. Meine Eltern sind beide krank. Entweder bin ich am Wochenende zu ihnen ins Krankenhaus gefahren oder ich saß auf dem Zahnarztstuhl und die Werkstatt läuft auch nicht von allein. Und du Xeniana?Als ich das letzte Mal auf die Wage stieg, ging sie kaputt. Ähnlich erging es dem Handy als ich mich drauf setzte. Die Haare werden grau, die einst makellosen Augen benötigen seit diesem Jahr eine Dioktrin mehr. Das Alter-sagt der Augenarzt. Wechseljahre inklusive. Und ich hab ne volle Stelle, neben Kindern, Haus und Garten. Ich züchte nur Quecke-Nele. Von wunderbaren kindern im Pubertätsmodus,  Lateinhausaufgaben und Muttertaxifuhren ganz zu schweigen.  M. hat mich gefragt, ob es für mich nicht schwierig sei, meine Kreativität kaum leben zu können. Ich hätte früher so wild gelebt. Ich bin sauer geworden-aus Selbstschutz. Es nützt ja nichts-fürs wilde Leben bleibt keine Zeit. Und die Arbeit macht mir Spaß, wenn mir auch ein paar Stunden weniger lieber wären. Luise, wie war dein Jahr? Gut. Wisst ihr das das Wasser gerade fluoresziert an der Förde? Das ist nachts ein tolles Schauspiel. Und den Delphin würde ich gern noch sehen. Ich lade euch übrigens zu meinem 50zigsten ein.

War es nicht erst gestern als wir uns das erste Mal hier trafen. Nele stillte damals noch die kleine Emma. Sina gab Bildhauerkurse und tanzte Tango .Wir machten Pläne, lästerten über die Männerwelt und lachten bis zum Morgengrauen. Dieser Weiberabend war ernst, wir zogen Zwischenbilanz, sorgten uns um die Eltern und versuchten der Vergänglichkeit ins Gesicht zu sehen. Unversehen ist es Herbst geworden.



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