Funktionstest – Auswertung und Interpretation [2]

Funktionstest – Auswertung und Interpretation [2] Im zweiten Teil der Auswerung und Interpretation des Funktionstests steht die Erholung und die Selbsteinschätzung im Vordergrund. Wie schon öfters erwähnt, ist es für einen Trainer besonders wichtig zu wissen, wie sein Sporter tickt - je mehr Infos gesammelt werden, desto konkreter kann man ihm helfen.

Herzfrequenzabfall 

Erholungsfähigkeit = Leistungsfähigkeit.
Schon öfters wurde diese Gleichung an anderer Stelle erwähnt. Beim Funktionstest wird beobachtet, um wie viele Schläge sich die Herzfrequenz unmittelbar nach der Belastung senkt. Je schneller sich der Körper von einer Belastung erholt, desto ökonomischer ist die Blutversorgung. Das bedeutet, dass der Körper nach hoch intensiven Trainingseinheiten weniger belastet ist. Indirekt heißt das auch, dass ein langsamer Herzfrequenzabfall eine schlechtere (Grundlagen)Ausdauer bedeutet.
Besonders auffällig ist dies natürlich bei Anfängern. Aber auch sehr trainierte Sportler können eine verzögerte Erholungsfähigkeit haben, wenn sie bisher entweder kein Grundlagentraining gemacht haben (aerober Stoffwechsel nicht ausgeprägt) oder auch wenn sie ausschließlich im untersten Trainingsbereich trainiert haben. Denn bei vorwiegend extensivem Training weiß der Körper kurzfristig nicht, was mit ihm passiert, da er diese Belastung nicht gewohnt ist. Das ändert sich aber sehr schnell, sobald die ersten intensiveren Einheiten am Plan stehen.

Funktionstest – Auswertung und Interpretation [2]

Vergleich gute/schlechte Erholung

Erholungsniveau 

Ähnlich wie der unmittelbare Herzfrequenzabfall liefert auch der Verlauf der Herzfrequenz in der Erholungsphase Informationen zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit. Einerseits wird festgestellt, wie schnell sich der Sportler unmittelbar nach der Belastung erholt. Andererseits ist es auch wichtig zu sehen, wie sie sich langfristig verhält. Erwünschenswert ist das Erreichen eines Plateaus nach etwa 3 bis 4 Minuten, auf dem die Herzfrequenz für den Rest der Erholungsphase nahezu konstant hoch bleibt. Hier wird das Niveau beurteilt, das natürlich auch besser zu beurteilen ist, wenn es niedriger ausfällt.
Die Spanne zwischen maximaler Herzfrequenz und Erholungsphase, in der gegangen wird, sollte ziemlich hoch sein! Sollte kein Plateau ersichtlich sein oder erst sehr spät erreicht werden, ist anzunehmen, dass der Körper nicht in der Lage ist, sich von einer derart intensiven Belastung (schnell) zu erholen. Mit der Berücksichtigung der unmittelbaren Erholungsfähigkeit ergibt es eine sehr gute Aussagekraft über die Grundlagenausdauer.

Selbsteinschätzung 

Nicht nur die gewählte Geschwindigkeit liefert Informationen zum Sportlertypen und dessen Selbsteinschätzung. In der Erholungsphase werden dem Sportler spezielle Fragen gestellt, wie er sich selbst sieht und man vergleicht dann seine Einschätzungen mit den gemessenen Werten.
Interessant ist zum Beispiel die Einschätzung der vollbrachten Leistung. Besser Trainierte können sich relativ gut einschätzen, da sie bereits Erfahrungen mit Tempo und der jeweiligen Belastung gemacht haben. Dennoch ist ein so kurzer „Wettkampf“ für viele neu und schwer einzuschätzen. Manche glauben sogar um mehrere Minuten schneller oder langsamer gelaufen zu ein.
Wichtig ist für mich auch, ob der Getestete eine Ahnung hat, wie hoch der Puls maximal hinauf gegangen ist. Noch aussagekräftiger zur Selbsteinschätzung ist die Frage nach dem aktuellen Puls. Nach etwa drei Minuten ist normalerweise das Erholungsniveau erreicht, der Puls kann sich aber deutlich höher anfühlen.
Gefragt wird auch, was bei der vorhergehenden Belastung limitierend war und ob überhaupt eine subjektive Ausbelastung stattgefunden hat. Wenn allein die Beine nicht mehr konnten, so könnte dies eventuell an einer mangelnden Kraft liegen. Fehlte jedoch ausschließlich die Luft, um eine bessere Leistung zu bringen, kann generell eine schlechte Ausdauer der Grund dafür sein oder einfach ein mangelndes Training in intensiveren Bereichen.
 Wenn sich die persönliche Empfindung und die objektive Aufzeichnung stark unterscheiden, ist auch auf eine mangelnde Selbsteinschätzung zu schließen.

Veränderung 

Eigentlich werden durch die oben beschriebenen Punkte bereits ausreichend viele Informationen für eine Trainingsempfehlung gesammelt. Durch die Wiederholung der Belastungsstufe kann jedoch noch mehr herausgelesen werden.
Sollte zum Beispiel der erste Durchgang weniger gut geklappt haben (überfordert, zu viel Reserven zurück gehalten, Grenzen nicht erreicht,…), dann hat man noch einmal eine Chance, das Beste zu geben. Es ist auch etwas „erleichternd“, wenn man die Belastung bereits einmal erlebt hat und schon weiß, was auf einem zukommt. Für mich als Tester ist es jedenfalls wichtig, dass ich zumindest einen brauchbaren Durchgang mit einer einigermaßen grenzwertigen Ausbelastung erhalte. Alle weiteren Daten sind für mich zusätzliche, aber sehr wertvolle Informationen.
Bei zwei Durchgängen mit einer einigermaßen gleichen Belastung können sich die Werte dennoch deutlich unterscheiden. Es ist natürlich mit einem Leistungsabfall zu rechnen – oder doch nicht? Einen sehr großen Abfall haben zum Beispiel Anfänger und die „Sprintertypen“, die zu einer sehr hohen Leistung imstande sind, diese aber nicht wiederholen können. Gut trainierte Ausdauersportler laufen nach der 10minütigen Pause meist annähernd dieselbe Zeit!
Die Erholungsfähigkeit sollte sich bei zwei gleich intensiven Belastungsstufen logischerweise auch etwas verschlechtern. Manche jedoch erzielen nach dem zweiten Durchgang deutlich bessere Erholungswerte. Meist sind das eher die Sportler mit dem „trägen Stoffwechsel“, die den ersten Durchgang quasi als „Aufwärmdurchgang“ nützen.
 Alles in allem gibt es unterschiedlichste und natürlich noch viel mehr Informationen aus diesem Test zu erfahren. Die Routine und die Erfahrungswerte aus den Tests ermöglicht noch viel mehr Spielraum für Interpretation. Eines ist jedenfalls sicher: mit diesem Test erfährt man viel mehr über den Sportler als mit jedem anderen Leistungstest!

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