Funktionale Versorgung nenne ich es, wenn mir Kunden berichten, dass es ihnen in ihrer Kindheit an nichts gefehlt hat und im Atemzug von ihren Beziehungsproblemen berichten. Funktionale Versorgung im Kindesalter bedeutet, dass die Eltern ihre Kinder materiell gut versorgt haben, es aber an Herzenswärme gefehlt hat, an Nähe, an naher Beziehung. Warum auch immer. Und ich beobachte, dass zum einen die Kinder diese Herzenswärme natürlich vermissen, selbst aber später oft auch Probleme damit haben, ihrem Partner mehr zu geben, als diese funktionale Versorgung. Sprichwörtlich ihr Herz nicht aufbekommen. Sehr oft haben Männer damit mehr zu tun, als Frauen.
Materielles macht das Herz nicht froh
Und so schön ein abgesichertes Umfeld natürlich ist, richtig satt wird niemand davon. Immer ein kleiner Resthunger bleibt bestehen. Immer ein kleiner Mangel wird wahrgenommen. Nie ist man ganz zufrieden – der eigene Honigtopf maximal 3/4 voll. Das könnte mit der funktionalen Versorgung in der Kindheit zu tun haben. Und oftmals entwickeln wir auch eine Angst davor, dass das Herz mehr ins Spiel kommt. Weil dadurch auch der erlebte Mangel in der Kindheit wieder präsent wird. Und in diesem Spannungsfeld leben wir dann Beziehung.
Lösungswege? Ja, es gibt sie. Einer der ersten Schritte ist die Erkenntnis/Anerkenntnis, dass etwas fehlt. Und zwar nichts Materielles. Ein zweiter Schritt ist die Erkenntnis/Anerkenntnis, dass man vielleicht vor allzu tiefen Herzensdingen Angst hat. Und der dritte Schritt könnte sein – vielleicht unter Anleitung – immer besser mit dieser Angst umzugehen lernen, damit die kleiner wird und irgendwann auch verschwinden darf.
Und wie war Ihre Kindheit? Funktional oder Herzlich?