Er hätte es vielleicht nicht sagen sollen - der Organisator Lukas Mayr dem Reporter der Allgäuer Zeitung, der in dem Artikel "Vorbereitungen für Jahrhunderte alten Brauch der Funkenfeuer laufen in Schwangau auf Hochtouren" (25.02.12) schrieb:
"Nach gut einer Stunde sollte die Figur brennen. 'Wenn sie gar nicht brennt, schämt man sich natürlich etwas“, gibt Mayr zu'."
Denn in Schwangau passierte genau dasselbe, wie es der AZ-Bericht "Am Wochenende loderten im Allgäu wieder die Feuer – mit oder ohne Hexe" vom 27.02.2012 für den Kemptener Stadtteil Lenzfried beschreibt:
"Der Hexe in Lenzfried hilft Samstagabend der starke Westwind, der die Feuerzungen immer wieder niederdrückt. Also stellt sich nur die Frage, wie lange die Holzstange, auf der die Puppe befestigt ist, inmitten des Brandes standhaft bleibt. Tatsächlich fällt die bunte Hexe samt einem Teil der Stange erst nach knapp einer Stunde Brandzeit um – neben das Feuer. Doch es gibt kein Entkommen: Aufsichtspersonen werfen die einigermaßen heil Heruntergekommene ins brennende Inferno. Ob dieser zweite Anlauf ein schlechtes Omen ist?"
Den Brauch als solchen kannten wir bereits aus der Rhön; dort wird der Tag "Hutzelsonntag" und der Scheiterhaufen "Hutzelfeuer" (==> Wikipedia-Eintrag) genannt. Als wir noch in Frankfurt a. M. wohnten, haben wir oftmals Urlaub in Ried, einem Ortsteil der hessischen Rhön-Gemeinde Ebersburg, bei einer Familie Reith (sen.) häufig Urlaube und Kurzurlaube gemacht und dort, wohl in den 80ern oder Anfang 1990, auch ein Hutzelfeuer miterlebt.
Immer am Sonntag (teilweise bereits am Samstag) nach Aschermittwoch, heuer also am 26.02.2012, finden diese "Winterverbrennungen" statt (deren Ursprung als solche freilich umstritten ist).
Im Allgäu werden sie "Funkenfeuer", und der Tag "Funkensonntag" genannt.
Ein Massenandrang herrschte nicht gerade, was auch am Wetter gelegen haben mag: von oben kam leichter Schnee oder Schneeregen herunter.
So werden die Organisatoren (bei den Besuchern wurde gesammelt) auch nicht allzu viel Geld in ihre Kasse bekommen haben. Schade, denn es steckt eine ganze Menge Arbeit dahinter. Aus dem bereits zitierten Artikel der Allgäuer Zeitung:
"Zwei Wochen vorher gehen die Vorbereitungen für das Ereignis los: Es wird organisiert, woher das Holz kommt, mit welchen Kippern gefahren wird und wer überhaupt dabei ist. „Traditionell wird am Faschingsdienstag die Stange geschnitten [die "Stange" ist also ein langer dünner Baum!], an der die Hexe festgemacht wird“, erklärt der 20-jährige Organisator. Ein Trupp von zwölf Mann hat tagelang alle Hände voll zu tun. Die Hexe muss gebastelt, das Holz gesammelt und der Platz vorbereitet werden. Nicht zuletzt sei die Zustimmung des Bodenbesitzers für das Feuer wichtig. Bis Samstagabend sind die Männer unterwegs und sammeln Holz – denn zu viel davon können sie gar nicht haben."
Nicht zuletzt war auch der Schnee auf dem Felde rings um die Feuerstelle großflächig planiert. Diese Aufnahme ist nicht die allerbeste. Sie zeigt aber nicht nur, wie der Schnee (wohl mit einem Traktor) plattgefahren wurde, sondern im Hintergrund oben in der Mitte erscheint, was in Schwangau erscheinen muss: Schloss Neuschwanstein, der Traumbau (für Architektur-Ästheten vielleicht eher: das Alptraum-Bauwerk) des "Märchenkönigs" Ludwig II. von Bayern. (Momentan ist das Schloss teilweise eingerüstet; deshalb ist die Reflexion der Scheinwerferbeleuchtung wahrscheinlich schwächer als normal.)
Und da es bei uns nicht zugeht wie in armen Dörfern, die nur ein einziges Schloss haben (oder gar gar keines), schließen wir gleich eine Aufnahme mit dem beleuchteten Schlosses Hohenschwangau im Hintergrund an:
Die Allgäuer haben eine sportliche Einstellung gegenüber Hexen; schon die letzte, die Anna Schwegelin, haben sie nicht hingerichtet, obwohl die ohne Folter gestanden hatte, mit dem Teufel im Bunde gestanden zu haben. Anders als die Rhöner, welche die Hexen an kurze Stangen binden, lassen die Allgäuer Funkenfeuermacher den Hexen viel Platz.
Die Schwangauer Hexe hat das schamlos ausgenutzt. Hexen können bekanntlich fliegen. Unsere Hexe hat sich aus dem Feuer weit nach Westen vorgebeugt - und dann den Absprung gemacht.
Da sie aber vergessen hatte, sich von der Stange loszubinden, wurde diese kurzerhand unterhalb der Hexe abgesägt und das Ungeheuer mit einem kraftvollen Wurf doch noch ins Feuer befördert. Wo sie eigentlich schon längst hätte brennen sollen, aber dieses Foto, auf dem die Figur noch über dem Feuerhaufen schwebt, täuscht eine Berührung zwischen Flamme und Hexe lediglich aufgrund der Perspektive vor.
Ansonsten kokelte das Feuer malerisch vor sich hin
Deutlich sichtbar die Palettennägel:
Mal loderten die Flammenzungen heller (gelber) .....
..... ..mal dunkler (roter):
Das Brennmaterial schien größtenteils aus Holzpaletten zu bestehen (wie übrigens auch bei den anderen Allgäuer Hutzelfeuern - vgl. Bilder zu diesem Artikel der Allgäuer Zeitung). Wo bekommt man so viele Paletten zum Verbrennen her? Werden die alle nach dem ersten Gebrauch ausrangiert?
Im Feuer sahen sie fast so aus
Wie ein lichterloh brennendes Hexenhaus:
Zunehmend verfalle ich der höllischen Faszination der Flammen:
Zwischendurch bleibt Zeit für einen Glühwein, denn auch für Bewirtung - zu volkstümlichen Preisen - war gesorgt:
Das Feuer - und meine Knips-Obsession mit diesem - waren aber noch lange nicht abgebrannt:
Rings um den Flammenberg ...
schmolz der Schnee:
Expressionistische Flammenbilder ...
Brände wie von Hieronymus Bosch oder von Monsu Desiderio gemalt:
Die "Konkurrenz" war auch hier schneller als ich, doch sind im Blog "Landurlaub Schwangau" vom Funkenfeuer nur wenige Bilder eingestellt (gleichfalls durch Anklicken vergrößerbar).
Textstand vom 27.02.2012. Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.
"Nach gut einer Stunde sollte die Figur brennen. 'Wenn sie gar nicht brennt, schämt man sich natürlich etwas“, gibt Mayr zu'."
Denn in Schwangau passierte genau dasselbe, wie es der AZ-Bericht "Am Wochenende loderten im Allgäu wieder die Feuer – mit oder ohne Hexe" vom 27.02.2012 für den Kemptener Stadtteil Lenzfried beschreibt:
"Der Hexe in Lenzfried hilft Samstagabend der starke Westwind, der die Feuerzungen immer wieder niederdrückt. Also stellt sich nur die Frage, wie lange die Holzstange, auf der die Puppe befestigt ist, inmitten des Brandes standhaft bleibt. Tatsächlich fällt die bunte Hexe samt einem Teil der Stange erst nach knapp einer Stunde Brandzeit um – neben das Feuer. Doch es gibt kein Entkommen: Aufsichtspersonen werfen die einigermaßen heil Heruntergekommene ins brennende Inferno. Ob dieser zweite Anlauf ein schlechtes Omen ist?"
Den Brauch als solchen kannten wir bereits aus der Rhön; dort wird der Tag "Hutzelsonntag" und der Scheiterhaufen "Hutzelfeuer" (==> Wikipedia-Eintrag) genannt. Als wir noch in Frankfurt a. M. wohnten, haben wir oftmals Urlaub in Ried, einem Ortsteil der hessischen Rhön-Gemeinde Ebersburg, bei einer Familie Reith (sen.) häufig Urlaube und Kurzurlaube gemacht und dort, wohl in den 80ern oder Anfang 1990, auch ein Hutzelfeuer miterlebt.
Immer am Sonntag (teilweise bereits am Samstag) nach Aschermittwoch, heuer also am 26.02.2012, finden diese "Winterverbrennungen" statt (deren Ursprung als solche freilich umstritten ist).
Im Allgäu werden sie "Funkenfeuer", und der Tag "Funkensonntag" genannt.
Ein Massenandrang herrschte nicht gerade, was auch am Wetter gelegen haben mag: von oben kam leichter Schnee oder Schneeregen herunter.
So werden die Organisatoren (bei den Besuchern wurde gesammelt) auch nicht allzu viel Geld in ihre Kasse bekommen haben. Schade, denn es steckt eine ganze Menge Arbeit dahinter. Aus dem bereits zitierten Artikel der Allgäuer Zeitung:
"Zwei Wochen vorher gehen die Vorbereitungen für das Ereignis los: Es wird organisiert, woher das Holz kommt, mit welchen Kippern gefahren wird und wer überhaupt dabei ist. „Traditionell wird am Faschingsdienstag die Stange geschnitten [die "Stange" ist also ein langer dünner Baum!], an der die Hexe festgemacht wird“, erklärt der 20-jährige Organisator. Ein Trupp von zwölf Mann hat tagelang alle Hände voll zu tun. Die Hexe muss gebastelt, das Holz gesammelt und der Platz vorbereitet werden. Nicht zuletzt sei die Zustimmung des Bodenbesitzers für das Feuer wichtig. Bis Samstagabend sind die Männer unterwegs und sammeln Holz – denn zu viel davon können sie gar nicht haben."
Nicht zuletzt war auch der Schnee auf dem Felde rings um die Feuerstelle großflächig planiert. Diese Aufnahme ist nicht die allerbeste. Sie zeigt aber nicht nur, wie der Schnee (wohl mit einem Traktor) plattgefahren wurde, sondern im Hintergrund oben in der Mitte erscheint, was in Schwangau erscheinen muss: Schloss Neuschwanstein, der Traumbau (für Architektur-Ästheten vielleicht eher: das Alptraum-Bauwerk) des "Märchenkönigs" Ludwig II. von Bayern. (Momentan ist das Schloss teilweise eingerüstet; deshalb ist die Reflexion der Scheinwerferbeleuchtung wahrscheinlich schwächer als normal.)
Und da es bei uns nicht zugeht wie in armen Dörfern, die nur ein einziges Schloss haben (oder gar gar keines), schließen wir gleich eine Aufnahme mit dem beleuchteten Schlosses Hohenschwangau im Hintergrund an:
Die Allgäuer haben eine sportliche Einstellung gegenüber Hexen; schon die letzte, die Anna Schwegelin, haben sie nicht hingerichtet, obwohl die ohne Folter gestanden hatte, mit dem Teufel im Bunde gestanden zu haben. Anders als die Rhöner, welche die Hexen an kurze Stangen binden, lassen die Allgäuer Funkenfeuermacher den Hexen viel Platz.
Die Schwangauer Hexe hat das schamlos ausgenutzt. Hexen können bekanntlich fliegen. Unsere Hexe hat sich aus dem Feuer weit nach Westen vorgebeugt - und dann den Absprung gemacht.
Da sie aber vergessen hatte, sich von der Stange loszubinden, wurde diese kurzerhand unterhalb der Hexe abgesägt und das Ungeheuer mit einem kraftvollen Wurf doch noch ins Feuer befördert. Wo sie eigentlich schon längst hätte brennen sollen, aber dieses Foto, auf dem die Figur noch über dem Feuerhaufen schwebt, täuscht eine Berührung zwischen Flamme und Hexe lediglich aufgrund der Perspektive vor.
Ansonsten kokelte das Feuer malerisch vor sich hin
Deutlich sichtbar die Palettennägel:
Mal loderten die Flammenzungen heller (gelber) .....
..... ..mal dunkler (roter):
Das Brennmaterial schien größtenteils aus Holzpaletten zu bestehen (wie übrigens auch bei den anderen Allgäuer Hutzelfeuern - vgl. Bilder zu diesem Artikel der Allgäuer Zeitung). Wo bekommt man so viele Paletten zum Verbrennen her? Werden die alle nach dem ersten Gebrauch ausrangiert?
Im Feuer sahen sie fast so aus
Wie ein lichterloh brennendes Hexenhaus:
Zunehmend verfalle ich der höllischen Faszination der Flammen:
Zwischendurch bleibt Zeit für einen Glühwein, denn auch für Bewirtung - zu volkstümlichen Preisen - war gesorgt:
Das Feuer - und meine Knips-Obsession mit diesem - waren aber noch lange nicht abgebrannt:
Rings um den Flammenberg ...
schmolz der Schnee:
Expressionistische Flammenbilder ...
Brände wie von Hieronymus Bosch oder von Monsu Desiderio gemalt:
Die "Konkurrenz" war auch hier schneller als ich, doch sind im Blog "Landurlaub Schwangau" vom Funkenfeuer nur wenige Bilder eingestellt (gleichfalls durch Anklicken vergrößerbar).
Textstand vom 27.02.2012. Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.