Eichborn-Verlag
506 Seiten
ISBN 9783847905356
Eichborn-Verlag/ Lübbe
Preis: 19,99€
gebundene Ausgabe
Wenn man ein Buch mit den Worten beginnt, dass die eigene Mutter hässlich ist, was mag dann dort wohl zum Vorschein kommen?
Nun ja, in diesem Fall eine ganze Menge, und vor allen Dingen über die Familie. Dinge, die man vielleicht lieber nicht erfahren möchte über die eigene Familie. Aber genau das ist es hier nunmal: Eine Geschichte über die Familie Schneider. Großvater Schneider, der aus dem Kurzwarenladen seines Vaters im Lauf der Jahre ein Bekleidungsimperium gemacht hat. Großmutter Schneider, die sich ständig um alles kümmert, wenn es nach ihr geht, ständig voller Angst, es jemandem nicht recht zu machen. Aber die eigentliche Hauptperson ist die schon anfangs als hässlich bezeichnete Mutter, die aber so schlau, so intelligent und so wissbegierig ist, dass für alles andere kaum Zeit bleibt. Sie wird behütet, gehegt und gepflegt, verhätschelt und getätschelt wie ein rohes Ei. Es scheint immer alles perfekt, doch wer will das schon...
Meine Meinung
Tochter Anna erzählt hier aus der Ich-Perspektive die Geschichte ihrer Mutter bis in unsere Zeit, als diese schwer erkrankt und klar wird, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt.
Es ist ein Buch, das man entweder gleich mag oder garnicht. Mit den oft verschachtelten, in sich verknoteten Sätzen ist es nicht immer einfach, dem Ganzen zu folgen. Es ist sehr detailreich und informativ, immerhin sind hier 3 Generationen derart miteinander verknüpft, da gibt es halt sehr viel zu berichten.
Ich weiß nicht, warum, aber trotz fehlender Spannung hat es mich gefesselt. Es gibt viele Situationen, die durch ihre oft dramatischen Dialoge der Großmutter skurril und komisch sind, aber oft wird auch Verzweiflung und Traurigkeit sichtbar.
Und durch den teilweise pfälzischen Dialekt der Familie entsteht so eine gelungene Mischung, die mich trotz einiger Längen fasziniert hat.
Das einzige, was mir nicht gefällt, ist die Anonymität dieser Familie, denn ich habe nicht erfahren können, wie sie alle heißen bis auf Anna, die Erzählerin. Das macht das Ganze gesichtlos, es fiel mir schwer, mir vorzustellen, wie die Personen wohl aussehen mögen, ohne Namen gelang mir das nicht so recht.
Unterm Strich
Familiengeschichte mit Herz und Seele, bis tief ins Innere, die mir gut gefallen hat. Sie hat mich berührt, trotz der anonymen Stimmung. Darum 5 Sternthaler von mir.
Die Autorin
Sarah Stricker, 1980 in Speyer geboren, schrieb nach Einsätzen bei der taz und Vanity Fair für viele deutsche Zeitungen und Magazine (Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Neon). 2009 ist sie mit einem Stipendium nach Tel Aviv gegangen und kurzerhand dort geblieben, sie berichtet für deutsche Medien über Israel und für israelische Medien über Deutschland. "Fünf Kopeken" ist ihr schriftstellerisches Debüt, für einen Auszug daraus ist sie 2011 mit dem Martha- Saalfeld-Förderpreis ausgezeichnet worden.
Quelle: Eichborn/ Lübbe Autorenseite
Vielen Dank an das Amazon-Vine-Programm und den Eichborn-Verlag für dieses Exemplar.