Das gab es lange nicht mehr: dass ich am Radio sitze und wie gebannt den Nachrichten folge.
Ich bin alt genug, um mich an Tschernobyl zu erinnern. Vor allem auch, weil ich in der DDR groß geworden bin, die erst Tage oder Wochen später abwiegelnd über den SuperGAU berichteten. Angst ging um. Angst, Wut und völlige Hilflosigkeit.
Gleiches auch heute.
Wut, weil ich es nicht ertrage, wenn ich Herrn  Röttgers gestern in der Tagesschau sah, der meinte: “Ach, uns geht das nichts an, Europa ist nicht betroffen.” und dann zur Tagesordnung übergeht. Möglicherweise zu einem Essen mit den Herren der Atomlobby, die ihm mitteilten, dass das alles für uns nicht wichtig sei. Wir haben ja schließlich deutsche Atomkraftwerke.
Wut, wenn ich daran denke, dass bei uns uralte Atomkraftwerke weiter am Netz sind, die längst abgeschrieben sind und völlig veraltet und unsicher sind. Nur, weil die schwarz-gelbe Regierung meint, dass die “Werte” der Atomlobby über den Interessen der Bevölkerung stehen.
Angst, weil die Menschen auch nach dem – heute die Medien füllenden – Atomunfall in Fukushima nichts daraus lernen wird und weiterhin Atomstrom für billig, sauber und sicher halten werden.
Es ist nicht die Angst vor der radioaktive Wolke, die Deutschland sicher nicht erreichen wird. Aber es werden Menschen sterben.
Und das Gefühl der völligen Hilflosigkeit muss ich wohl nicht beschreiben… Man wusste seit 24 Stunden, dass der Reaktorunfall geschehen wird; seit dem verheerenden Erdbeben waren wir sozusagen “live” dabei, wie versucht wurde, das Atomkraftwerk zu retten.
Nic
PS: Und ich warte regelrecht auf die religiösen Idioten, die im Reaktorunfall eine “Strafe Gottes” sehen. Und nicht sehen, dass es Menschen waren, die auf die Idee kamen, Atomkraftwerke in einer erdbebengefährdeten Gegen aufzustellen. Die ersten davon scheinen schon unterwegs zu sein…
