Fucking inkorrekter Artikel über Namen – und Gedanken auf Abwegen

Ann Schaffen macht in Fucking Urlaub – und
Kurt Sauf aus Brechen verträgt keinen Alkohol

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Also ich würde umziehen und meinen Lebensmittelpunkt in einen anderen Ort verlegen. Tuntenhausen soll sehr reizvoll sein. Grafik/- Foto: © Artemtation

Gut, wenn ich Rosa Höschen, Axel Schweiß, André Richtung, Karla Schnikof oder Ann Schaffen hieße, würde ich auch eine Namensänderung in Erwägung ziehen. Kostet, je nachdem, ob der Vor- oder der Nachname korrigiert werden soll, zwischen 2,50 und 1022 Euronen und muss im Standes- bzw. Einwohnermeldeamt des Vertrauens beantragt werden. Liegen (ge-)wichtige Gründe vor, wird dem Wunsch in der Regel auch entsprochen. Ist aber oftmals auch Ermessenssache und von der Tagesform des jeweiligen Sachbearbeiters abhängig. Aber bei Anna Bolika, Paul Ahner, Bernhard Diener, Fanny Knödel, Marion Nette, Ina Möse, Wilma Ruhe, Hans Wurst oder Nina Vagina sollte der Fall eigentlich klar sein. Eigentlich. Aber man weiß ja nie.

Aber das ist nur die Spitze des anthroponymischen Eisbergs. Und man fragt sich natürlich automatisch, was sich Vati und Mutti einst dabei gedacht haben mögen,..
..ihren Nachwuchs mit so einer onomatologischen Erblast auszustatten. Vermutlich haben sie gar nicht (nach-)gedacht. Sonst hätte das Ehepaar Bogen ihre Tochter nie und nimmer Ellen genannt. Und den Crohns wäre auch etwas Besseres eingefallen als Maria. Die Armen sind meist fürs Leben ge- und bezeichnet, blicken aber immer in lächelnde Gesichter, sobald sie sich namentlich vorstellen. Das gilt für Rod Weiler, Jack Pott, Marga Milch und Erkan Alles ebenso wie für Will Kürlich, Harry Po, Jo Gurt und Philipp Pienen,

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Höhen und Tiefen. Hier wohnen die Freunde kapitaler OIberweiten. – Foto: © Artemtation

Anders verhält es sich mit den Ortsnamen, also jenen von Städten, Dörfern, Käffern und besiedelten Misthaufen mit und ohne Kreisverkehr. Deren Namen, sind oft historisch gewachsen und, ursprüngliche Bedeutung hin oder her, im Laufe der Jahrhunderte in ihrer Syntax verändert worden, sodass ein Bezug zur ursprünglichen Etymologie heute nur schwer herstellbar ist. Aber egal: Entscheidend ist, was hinten heraus kommt bzw. was da auf der Ortstafel steht. Und das dient auch nicht immer und überall zur Erbauung der Bewohner.
Langsam Fucking in Oberösterreich

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Für Spaßtouristen aus England inzwischen ein Wallfahrtsort.- Foto: © Benjamin Dauth

Wenngleich: Zumeist haben die sich längst an den Spott, der sich an ihrer Herkunft entzündet, gewöhnt. Aber der Blick der Hotel-Rezeptionistin, in deren Liste sich der Gast als aus Tuntenhausen kommend einträgt, spricht Bände. Und mal Hand aufs Herz und aus der Hose: Wer will schon in Fickhausen wohnen? Unabhängig davon, dass der Ort im Landkreis Cuxhaven durchaus seine Schokoladenseiten haben mag. Und die leben da auch keineswegs nur von Lust, Luft und Liebe.

By the way: Der kleine 93-Seelen-Flecken „Fucking“ in Oberösterreich ist längst zum Wallfahrtsort anglo-amerikanischer Spaßtouristen geworden. Ganze Busladungen von ihnen brummen heran, um sich in den unterschiedlichsten, meist ein- und zweideutigen Posen vor einer der insgesamt acht Ortstafeln fotografieren lassen. Die sind als Souvenirs so begehrt, dass die Kommune sich gezwungen sah, sie durch Einbetonieren, Anschweißen und Vernieten vor Diebstahl zu sichern. Nicht wenige Alteingesessene hadern mit dem berühmten Ortsnamen. Siehe auch: http://www.spiegel.de/video/fucking-dorf-in-oesterreich-streitet-ueber-ortsnamen-video-video-1191524.html
Zusätzliche Heiterkeit, wenn auch nicht unbedingt unter den Bewohnern selbst, löste eine unter dem Ortschld angebrachte Zusatztafel aus“ Bitte nicht so schnell…“. Spielt ja keine Rolle, dass Autofahrer damit ob der kreuzenden Schukinder zum Langsamfahren aufgefordert werden sollten. Seit eine Brauerei auch noch den Bölkstoff „Fucking Hell“ aus ihren Sudkesseln schöpft, kennt die Begeisterung der überwiegend trinkfesten, überwiegend aus England kommenden Turnierbrenner keine Grenzen mehr. Obwohl die Brauer gar nicht in Fucking, sondern angeblich irgendwo in Deutschland sitzen. Den Markennamen für ihr Gebräu haben sie sich inzwischen schützen lassen.
Würgen mit schmutziger Fantasie

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Sehnsuchtsorte – und gar nicht weit entfernt. – Foto: © Artemtation

Es bedarf meist wenig (schmutziger) Fantasie, um aus den entsprechenden Gemeindenamen einen sexuellen Bezug abzuleiten. Ein Lump, der Schlechtes oder Schlüpfriges dabei denkt. Gut, in meiner Heimat in Mittelhessen sollte man sich da zurück halten. Immerhin gibt es bei uns ja auch das mit Langscheid in der Eifel verschwisterte Breitscheid. Und sogar ein Eiershausen. Und unsere Burbacher Nachbarn jenseits der Landesgrenze sind stolz auf ihren Ortsteil Würgendorf, in dem die Bewohner aber auch nicht zu einer häufigeren Kontraktion des hinteren Rachenraumes neigen als anderswo, oder überdurchschnittlich oft mit entsprechenden Reflexen gegen ihr ungenießbares Frühstück rebellieren. Auch weist die Kriminalstatistik für dieses Dorf keine exorbitant höhere Todesrate durch Strangulation aus als in anderen Gemeinden Nordrhein-Westfalens.
Zwischen Poppenhausen und Geilenkrichen.

Dagegen klingt Poppenhausen, wie es beispielsweise in Unterfranken oder, weltbekannt durch den Segelflugzeugbau Schleicher, in der Rhön zu finden ist, schon etwas anzüglicher. Dabei leitet sich die Bezeichnung von einem früheren Personennamen („Boppo“ bzw. „Poppo“) ab, einer Kurzform von „Bodebert“ („der als Gebieter Glänzende“). Aber wen interessiert das in diesem Kontext schon?
Auf jeden Fall wehren sich die Bürger von Geilenkirchen vehement gegen wie auch immer geartete adjektive Rückschlüsse. Und welchen Präferenzen die Bewohner von Rammelsbach, Blasendorf oder Petting anhängen, diese Frage wäre bei Günther Jauch auch noch zu stellen. Wir setzen dann den Telefonjoker.
Grapschen in Tittenkofen

Wäre noch zu klären, wie man wohl die Bewohner von Ficker und Pups (beide Orte liegen, natürlich, wo sonst, in Bayern) nennen soll. Davon abgesehen soll sich das oberbayerische Tittenkofen, der Geburtsort der Kabarettistin Monika Gruber, unter Freunden gepflegter, kapitaler Oberweiten großer Beliebtheit erfreuen. Das gilt auch für Busendorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark, dessen Ortstafel aber erst durch ein entsprechendes Zusatzzeichen („Unebene Fahrbahn) an Höhen und Tiefen gewinnt. Und, nomen est omen, es gibt sogar ein „Mösendorf“ (in Oberösterreich) und ein Eichelhardt im Westerwälder Landkreis Altenkirchen.
Aber auch jenseits gewisser eindeutiger Zweideutigkeiten findet sich viel Kurioses auf der Landkarte. „Faulebutter“, „Fettehenne“ und/oder „Ludendorf“, dem Sitz der Geschäftsstelle der vereinigten Zuhälter im Rhein-Sieg-Kreis, zum Bleistift. Und wer traut es sich zu, den Bewohnern von Katzenhirn im Unterallgäu Einsteins Relativitätstheorie erklären zu wollen? Selbige haben auch die Blödesheimer im Rheinhessischen bis heute nicht begriffen. Immerhin waren die aber so schlau, ihr Kaff in Hochborn umzutaufen, weil sie den Spott auf Dauer nicht mehr ertragen konnten. In Deppendorf bei Bielefeld und Dummendorf bei Lübeck zerbricht man sich noch heute darüber diese komplexe Theorie den Kopf. Dabei sind Alberts Überlegungen und Annahmen doch ganz simpel und lassen sich am Beispiel eines Motorradfahrers leicht veranschaulichen: Je schneller, desto weniger alt!
Apropos betagt: Leichendorf, Sargleben, Sargstedt, Sterbfritz, Verscheid oder Altenöd scheinen mir für die Mitglieder der geriatrischen Fraktion nicht unbedingt die richtigen Locations zu sein. um dort den Lebensabend zu verbringen. Was im Übrigen auch für Todesfelde, Kranzbach, Himmelreich und Ende gilt.
Pissen als Hauptstadt der Inkontinenzler

Und ziemlich ungesund lebt es sich in Husten, Niesen, Jucken, Brechen, Leiden, Kotzen, Elend, Aua, Schmerz, Eiterbach Qual, Siechen, Magenbruch und Notschrei. Dass von der Harnstein-Industrie geprägte Pissen bei Leuna hingegen gilt als heimliche Hauptstadt der Inkontinenzler, während Villeroy und Boch unlängst in Klobach den Grundstein für ein neues Sanitärwerk gelegt haben soll.

Kombinationen aus Personen-, Orts- und Straßennamen, ob konstruiert oder tatsächlich existent, zeitigen mitunter richtig spannende, krasse und teilweise auch grenzwertige Ergebnisse. Beispielsweise dann, wenn wir die eingangs erwähnte Rosa Höschen im Wuppertaler Stadtteil Dreckloch verorten, während ihr Verlobter, Paul. G. Ruch, aus Rammelsbach kommt. Aber die allerschönsten Geschichten schreiben da immer noch die Einwohnermeldeämter. Und ein Stöbern in den Telefonverzeichnissen unserer Republik kann auch ziemlich erheiternd sein.  – Winfried Stecher aus Weibersbrunn.

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In diesem ehrenwerten Haus scheint ein illustres Völkchen zu wohnen. – Foto: © Artemtation (Zum Vergrßern aufs Bild klicken)

Eigentlich sei er eine Frohnatur, sagen die Nachbarn über Hans-Heinrich Sorgenfrei aus Kummerfeld, während über das Sexualleben von Siegfried Keusch aus Kloster Allendorf nur wenig bekannt ist. Über das Hobby von Georg Vögele aus 86874 Tussenhausen möchte ich nicht spekulieren, auch darüber nicht, womit Winfried Stecher aus 63879 Weibersbrunn am liebsten seine Freizeit verbringt. Bei Kurt Sauff aus Weingarten liegt es auf der Hand, während H. Saufhaus aus Brechen den Alkohol wohl nicht so gut verträgt. „Morgens einen Joint, und der Tag ist Dein Freund“ könnte sich Peter Hanf aus 84626 Drogen zum Lebensmotto auserkoren haben. Ilona Musch aus St. Blasien, Giesela Eier aus Klöden und Jens Arschwager aus Hodenhagen haben dahingehend die Aussage verweigert.
Wäre ich Herbert Axt, ich würde umziehen (oder den Beruf wechseln). Der Mann ist Physiotherapeut und praktiziert bezeichnenderweise in der Knochenhauerstrasse 15. Ingeborg Storch hingegen gilt als erfahrene Hebamme und wohnt wo? Im Storchenweg! Adebar, wie wunderbar! Über einen Adresswechsel hat garantiert auch B. Vögelfänger aus dem Amselweg 25 schon mal nachgedacht, während C. Fleischhammel am Schafstall 12 angeblich aber Veganer is(s)t. Alfred Grabsch wohnt in der Straße „Am Knie“, sein Nachnamensvetter Rudolf in der Pfotenhauerstrasse 18.

von Jürgen Heimann (alias Rotorman)

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Quellen – weiterführende Links

Fotos: Mit freundlicher Erlaubnis des Autors
Jürgen Heimann ist Journalist. Er war Redakteur und schrieb für verschiedene Tageszeitungen. Heute ist er als freier Journalist und als Bürgerreporter bei der Gießener Zeitung (Mitmachzeitung) tätig. In seinem eigenen Projekt “Rotormann” widmet er sich “Aeronautischem” und greift querbeet Themen aus Politik und dem Alltag auf, wobei der diese auf seine spezielle Weise beleuchtet.


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