Zur Fußball-WM 2014 soll auch das Stadion von Corinthians in São Paulo modernisiert werden. Die Arbeiten erfordern, dass ein größere Anzahl der Anwohner ihre Wohnungen räumen müssen. Die Befürchtungen der Anwohner, bei dieser Aktion den kürzeren ziehen zu müssen, sind so groß, dass jetzt der brasilianische Sportminister Orlando Silva sich zu beruhigenden Erklärungen gegenüber der Bevölkerung veranlasst sah.
Schliesslich sind die Betroffenen höchst sensibilisiert. Da sie meistens die Schwächsten im Spiel um Aufträge und das große Geld sind, gehen für sie Großveranstaltungen dieser Art meistens sehr nachteilig aus. Es geht ja nicht nur um die Stadien, es geht auch um die Infrastruktur im Umfeld der Stadien. Es sind damit nicht nur einige wenige, die weichen müssen, sondern eine größere Anzahl an Menschen. In São Paulo wird vor allem kritisiert, dass die Anwohner im Unklaren gelassen werden, was auf sie zukommt. Sie würden in die Planungen nicht mit einbezogen und es gebe keine Festlegung, wer nun von Umsiedlungen betroffen sei.
Der Sportminister erklärte dann auch, dass es keine willkürlichen Enteignungen und Umsiedlungen geben werde. Die Präsidentin Dilma Rousseff garantiere dies allen Betroffenen und dass alle von der Umsiedlung profitieren werden, weil sie danach wesentlich besser leben als zuvor. Sein Wort in Gottes Ohr, möchte man sagen!
Generell gibt es in Brasilien auch Widerstand gegen die Großprojekte für die Fussball-WM und die Art ihrer Durchführung. In Rio de Janeiro ist das Vorgehen derart, dass sich inzwischen auch Amnesty International in dieser Angelegenheit bermerkbar macht. Auf Grund der Schilderung und Berichte von gewaltsamen Umsiedlungen in Rio de Janeiro erklärte der Generalsekretär von Amnesty International, Salil Shetty: "Ich glaube, dass man nach diesen Leidensgeschichten, die wir heute (24. April) gehört haben, nur noch wenig hinzufügen kann. Bezüglich des brutalen Vorgehens der Behörden habe man nur die Wahl Widerstand leisten." Er verlange von den Behörden, dass sie bei der Realisierung der Arbeiten für die Weltmeisterschaft und Olympiade Sensibilität im Bezug auf die Umsiedlung der betroffenen Bevölkerung zeigten. Derzeit würde weder das gesetzlich vorgeschriebene Vorgehen eingehalten, noch gäbe es einen Dialog mit den Anwohnern.