Fußball-EM: Der Kick fürs Wir-Gefühl

Im Interview mit dem Magazin Gehirn&Geist (Heft 6/2012) erklärt der Psychologe Henning Plessner, warum große Sportereignisse wie die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft dem Nationalstolz der Fans nur kurzzeitig einen Schub verleihen.
Während großer Fußballereignisse wie der im Juni beginnenden Fußball-EM in Polen und der Ukraine steigt die Zahl der fußballinteressierten Deutschen sprunghaft an. Gleichzeitig ist es hierzulande wieder in Mode gekommen, die Nationalfarben zu präsentieren. Laut Plessner habe der Fußball für viele Menschen Eventcharakter, weil er sozialen Anschluss an Gleichgesinnte ermöglicht. Auch könne man beim Public Viewing seinen Emotionen freien Lauf zu lassen, was für Fans einen befreienden Ausgleich zum Alltag darstelle. Dass Anhänger während Europa- oder Weltmeisterschaften wieder vermehrt Deutschlandtrikots tragen oder Fähnchen am Auto anbringen, hält Plessner für unproblematisch.
Diskussionen, über ein Wiedererstarken des Patriotismus seien übertrieben: "Fragt man Zuschauer, wie stolz sie sind, Deutsche zu sein, dann geben sie umso höhere Werte an, je weiter das Team gekommen ist. Genauso schnell sinkt der Nationalstolz aber auch wieder, wenn das Turnier vorbei ist." Laut dem Sozialpsychologen ist der neue Hang zu nationaler Symbolik nicht zuletzt auch ein Effekt erfolgreicher Marketingstrategien.
Aus: Gehirn&Geist, Juni 2012

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