FTD: Enke-Suizid motivierte „Nachahmer“

Von Latrinum

Das Bundesamt teilte auf Nachfrage mit, dass in Deutschland die Zahl der Suizide im November 2009 um rund 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen ist. Im Dezember waren es insgesamt noch 10,7 Prozent. Im gesamten Jahr betrug der Anstieg lediglich 1,3 Prozent oder 120 Fälle. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 9571 Suizide, drei Viertel (7199) davon wurden von Männern begangen.

So weit, so schrecklich. Doch nun kommt eine Erklärung, die ich persönlich noch viel schrecklicher finde als die nackten Zahlen:

Am 10. November 2009 nahm sich der Nationaltorwart Robert Enke das Leben. Für den November 2009 registrierte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden daraufhin die höchste Steigerungsrate des Jahres. Zudem war im Dezember auffällig, dass sich im Vergleich zum Vorjahr doppelt so viele Männer zwischen 20 und 25 Jahren das Leben nahmen. Das Bundesamt wollte sich zu einem möglichen Zusammenhang nicht äußern. Statistiker aus Nordrhein-Westfalen hingegen sahen in den Zahlen, die in ihrem Land ähnlich sind, ein deutliches Indiz für den „Werther-Effekt“.

(…)

Nach der Veröffentlichung von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“ war es 1774 zu einer Selbstmordwelle gekommen, wobei zahlreiche Tode deutlich als Nachahmung der Romanvorlage erkennbar waren. Inzwischen haben zahlreiche Studien einen Zusammenhang zwischen der Medienberichterstattung über Selbstmorde und einem Anstieg der Taten bestätigt. Deswegen mahnt der Deutsche Presserat die Medien in seinem Kodex bei der Berichterstattung über Selbstmorde zur Zurückhaltung.

Gefunden in der Financial Times Deutschland.