FSC-Zertifizierung: Sägeindustrie fordert mehr Transparenz für Verbraucher

Die baden-württembergische Landesregierung plant, den Staatswald nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC ) zertifizieren zu lassen. Die deutsche Sägeindustrie bemängelt dabei Irreführung der Verbraucher und Wettbewerbsverzerrung. Denn das Umweltsiegel verrät nicht, woher das Holz kommt und ob die Waldbewirtschaftung des Herkunftslandes den hohen gesetzlichen Standards in Deutschland entspricht.

Der Staatswald von Baden-Württemberg soll künftig zusätzlich zum bereits bestehenden PEFC -Siegel auch nach FSC zertifiziert werden. Das gab der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde (Bünd-nis90/Die Grünen), vergangene Woche in Stuttgart bekannt. Der Landesbetrieb ForstBW, der sich um die Bewirtschaftung und Pflege der 330.000 Hektar Staatswald in Baden-Württemberg küm-mert, soll nach Angaben des Ministeriums spätestens Anfang 2013 das FSC-Zertifikat erhalten, um Holz mit diesem Label verkaufen zu können. PEFC und FSC sind Siegel, die für eine nachhaltige Forstwirtschaft stehen. Auch Klaus Böltz, Präsident des Bundesverbands Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V. (BSHD), hält die Waldzertifizierung grundsätzlich für eine gute Sache. Er sieht jedoch noch einige Mängel – insbesondere beim FSC-Siegel. Sein Verband fordert daher mehr Transparenz für den Verbraucher, beispielsweise mit Blick auf die Herkunft des Holzes und die Vergleichbarkeit der jeweiligen Waldstandards zumindest auf europäischer Ebene: „Der Verbraucher muss beim Einkauf von Holzprodukten erkennen können, aus welchem Land das Holz stammt und ob die vor Ort angelegten Standards unserem heimischen, gesetzlich normierten Niveau entsprechen.“

FSC ist nicht gleich FSC

Das FSC-Siegel allein bietet nach Auffassung des BSHD für den Käufer keine ausreichende Orientierung. „FSC ist nicht gleich FSC“, betont Böltz, „obwohl das Siegel auf den Produkten einheitlich ist.“ Er weist damit auf ein ernstzunehmendes Problem bei der Vergabe des Umweltsiegels hin, das mittlerweile auch von Umweltorganisationen kritisch gesehen wird. Die Standards, die die weltweiten Forstbetriebe erfüllen müssen, um das Siegel den Holzprodukten mit auf den weiteren Weg bis zum Verbraucher zu geben, sind von Land zu Land verschieden. Die Zertifizierungsmaßstäbe und Umweltauflagen in Deutschland seien nach Angaben des BSHD beispielsweise weitaus höher als in Südafrika, Russland oder Rumänien. In Deutschland werde zudem auf eine möglichst schonende Holzentnahme geachtet, wohingegen FSC in anderen Ländern selbst Plantagenholz zertifiziert. Ausländisches Holz gelänge unter diesen Voraussetzungen auf den deutschen Markt und kann dort zu weitaus günstigeren Preisen angeboten werden. Böltz erläutert: „Der Verbraucher wird damit getäuscht. Eine differenzierte Kaufentscheidung zu Gunsten eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Ressource Wald ist nicht mehr gegeben.“ Das zukünftig vom FSC zertifizierte Holz aus Baden-Württemberg würde trotz weitaus höherer Umwelt- und Qualitätsstandards im internationalen Wettbewerb benachteiligt, wenn der Verbraucher neben dem einheitlichen Siegel ansonsten nur noch den Kaufpreis als Entscheidungsgrundlage hätte, befürchtet Böltz.

Holzindustrie nimmt Staatswald in die Pflicht

Der BSHD fordert den Landesbetrieb ForstBW auf, die bestehenden Mängel der FSC-Zertifizierung gemeinsam mit den Unternehmen der deutschen Sägeindustrie zu beheben. Nur so könne die von Minister Bonde in einer Pressemitteilung angesprochene Vorreiterrolle des Staatswalds bei der Zertifizierung auch eingenommen werden. „Im Sinne der Verbraucher und der Verwendung heimischer Holzprodukte müssen wir gemeinsam für stärkere Transparenz bei der FSC-Zertifizierung sorgen“, so Böltz.


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