Frustessen macht Abnehmen oft erst nötig

Von Vitalerstoffwechsel @IrisHeumann

Sehr viele Menschen greifen bei Stress und Frust zu Schokolade und Co. Dass das nicht unbedingt die Königsdisziplin der Figurpflege ist, ist bekannt und sorgt allzu oft für nur noch mehr Frust. Was sich hinter dem Frustessen verbirgt, wie Sie diesen Teufelskreis durchbrechen können und was als alternativer Frustbekämpfer ebenso wirksam sein kann, erfahren Sie heute.

Frustessen ist oft anerzogen

Was passiert, wenn ein Baby schreit? Es bekommt als Erstes die Flasche oder die Brust angeboten. Hunger ist für die Kleinen ein ganz gewaltiger Frust! Das Bäuchlein knurrt, vielleicht ist auch noch die Windel voll und dann wird behauptet, das Leben sei schön! So, oder so ähnlich könnten die Gedanken eines weinenden Babys in die Sprache der Erwachsenen übersetzt werden. Und dann kommt das Fläschchen und schon ist die Welt wieder in Ordnung.

Ob nun Hunger oder nicht, das Nuckeln beruhigt. Daher trinkt so manches Baby auch nur ein paar Schlückchen, wenn es als Antwort auf sein Weinen die Flasche bekommt. Die Verknüpfung, dass Mangel Frust und Kummer auslöst und durch Essen gestillt wird, ist, wenn man es etwas krass ausdrücken möchte, ein Überbleibsel aus den Überlebensstrategien des Säuglings.

Dass Essen zufrieden macht, geht auf die Rechnung des Höhlenmenschen in uns. Stellen Sie sich vor, es ist Herbst, in der Höhle brennt ein Feuer, draußen ist es aber kalt und es regnet auch noch! Wie urgewaltig muss Ihr Frust über einen knurrenden Magen werden, und wie sicher muss die Aussicht auf Zufriedenheit und Wohlgefühl sein, dass Sie dennoch los gehen?

Sehen Sie? Dass unsere Urahnen und Urahninnen offenbar in der Tat los gegangen sein müssen, liegt auf der Hand, denn sonst hätte ich wohl diesen Text, mangels Existenz, nicht schreiben und Sie ihn aus den gleichen Gründen nicht lesen können.

Frustessen kommt aus dem Bauch und geht mit Köpfchen

Unser Körper und unsere Seele bilden eine Einheit. Sie stehen im ständigen Austausch und beeinflussen und unterstützen sich gegenseitig. Keine Sorge, das wird kein philosophischer Ausritt, sondern eine ebenso einfache wie einleuchtende Überlegung, wie es überhaupt zum Frustessen kommt: Frust ist immer ein Zeichen von Mangel.

Der Körper hört also „es fehlt was“ und kommt blitzschnell zu dem Schluss: „das kann nur Energie,also Essen, sein“: Dinge, die süß schmecken, outen sich mit dieser Eigenschaft als hoch-energiereich. Ergo fordert der Körper Süßes! Er tut dies, weil er überleben will und es nicht besser versteht. Das ist der Bauch-Teil.

Beim Köpfchen-Teil kommt Ihre Persönlichkeit und Ihre Erfahrung ins Spiel. Statt also zur Schoki zu greifen, überlegen Sie einen Moment, was fehlt denn eigentlich gerade? Nerven Sie sich selbst nicht mit der Frage: „Warum bin ich gerade frustriert?“ Oft gibt es darauf nämlich DIE Antwort gar nicht, die berühmten vielen Kleinigkeiten, Sie wissen schon. Fragen Sie vielmehr: „Was fehlt mir genau jetzt?“ Möglicherweise ist die sofortige innere Antwort erstaunlich, sie ist aber immer richtig.

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Büro und sind schwer frustriert, weil die Arbeit nicht klappen will. Die Antwort, die Sie auf die Frage bekommen könnten, lautet: „Bewegung!“ Passt nicht, Sie bewegen sich doch. Sie rutschen auf Ihrem Stuhl herum, tippen, löschen und tippen wieder. Statt jetzt den Kopf zu schütteln, stehen Sie auf. Gehen Sie im Büro oder auf dem Flur auf und ab. Schütteln Sie Ihre Arme aus, hopsen Sie ein bisschen, was immer Ihnen gerade einfällt. Wenn es gut ist, setzen Sie sich wieder.

Und? Ach Sie tippen nur noch, löschen ist nicht mehr nötig?? Und die Schokolade liegt unberührt in der Schublade, richtig? Sehen Sie? Ihre innere Antwort, Sie bräuchten Bewegung, war sogar goldrichtig!

Allzu oft ist die Antwort auf die Frage, was fehlt, sicherlich „Zeit“. Wie soll das gehen? Schwer, zugegeben. Doch lassen Sie uns für diesen Mangel, der sehr viel Frust auslöst, den buddhistischen Weg „der kleinen Schritte“ gehen. Vielleicht ist ein Tag Auszeit einfach nicht drin.

Wie wäre es, statt zu seufzen und sich abzufinden lieber zu sagen: „Okay, einen ganzen Tag kann ich knicken, sogar für eine Stunde würde mit der Chef aufs Dach steigen. Die nächste Minute jedoch, gehört nur mir allein!“ Lehnen Sie sich zurück, machen Sie die Augen zu und genießen Sie Ihre Minute, die nur Ihnen gehört. Lauschen Sie Ihrem Atem, seien Sie einfach nur. Es ist nur recht und richtig, wenn Sie von Ihrer Lebenszeit ab und an eine Minute, fünf Minuten oder auch eine Stunde ganz für sich beanspruchen. Das wird viel Frust nehmen und so auch die Frust-Pfunde gar nicht erst kommen lassen.

Frustessen nicht durch andere Ersatzhandlungen kompensieren!

„Ersatzhandlung“ ist ein Begriff aus der Psychologie. Grob gesagt, ersetzen Sie eine Handlung, mit der Sie etwas bekämpfen oder erreichen wollen, durch eine andere, meist genauso sinnlose. Klassisches Beispiel: Der Ex-Raucher, der zwar nicht mehr raucht, dafür aber am Tag zwei Kilo Bonbons lutscht. Ein Suchtverhalten wird durch ein anderes ersetzt. Wenn Sie also Frustessen zum Beispiel durch exzessives Joggen oder Trainieren im Fitnessstudio ausgleichen, erzeugen Sie lediglich eine neue Anti-Frust-Strategie, die genauso wenig bringt, wie das Essen.

Frust ist sozusagen die „Klingel“ die ertönt, wenn ein Mangel herrscht. Statt sie unter dem „Kissen“ irgendwelcher Frust-Aktionen zu ersticken, nehmen Sie Ihr lieber den Grund zum Klingeln, indem Sie gut für sich sorgen.

Kennen Sie noch echten Hunger

Zum Schluß kommen wir noch einmal auf das Essen bei Frustessen zurück. Und da stellt sich schnell die Frage: Essen Sie überhaupt noch, wenn oder weil Sie Hunger haben oder essen Sie, weil es gerade Essenszeit ist, weil andere Essen, weil Sie vielleicht auch Frust haben,…… Also lernen Sie, wieder echten Hunger zu spüren. Denn nur, wenn Sie den kennen, können Sie ihn von anderen Hungerformen unterscheiden. Und dann können Sie sich auch mit diesen anderen, meist seelischen Hungerformen auseinander setzen und nach den wahren Gründen suchen.

Eine Aufforderung, die in unserer vor Angeboten und Verlockungen übervollen Welt eine Herausforderung ist. Aber eine, deren Bewältigung wichtiger als die nächsten Diäten sein kann, weil sie viel zielführender ist. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei und eine spannende Reise in Ihr ich.

Tipps und Anregungen dazu? Oder selber schon bewußt Erfahrungen in dem Bereich gemacht? Dann freue ich wie immer über Kommentare oder eine Mail.

Bildquelle: © Iamnee / reedigitalphotos.net