Und eigentlich finde ich es völlig gestört, dass ich gestern für weniger als 800 CHF einen Flug von Zürich nach Dallas nach Charlotte nach Zürich buchen konnte.
Soweit zur Ausgangslage.
Für unsere Ferien in Südfrankreich erkundigten wir uns schon sehr früh über die Reisemöglichkeiten. Mit dem Billigflieger kann man – wenn man genügend früh bucht – in total cirka 5 Stunden für total ungefähr 200 CHF zum Ziel reisen Mit dem Zug dauert die Reise ungefähr 7 Stunden und kostet 480 CHF. Allerdings kann man die effektiven Preise des Zuges erst drei Monate vor der Reise eruieren, und dann sind die günstigsten Plätze im Flugzeug schon weg, wodurch der Flugpreis nur noch unbedeutend günstiger ist im Vergleich. So haben wir uns im Blick auf die Umwelt entschieden, per Zug zu reisen.
Und so setze ich mich also hinter den Computer, um die Tickets zu kaufen. Dabei stelle ich fest, dass die gewünschte Verbindung per Internet nicht gekauft werden kann. Also fahre ich zum Bahnhof. Dort werde ich von Frau H sehr freundlich bedient (was ich vorweg deutlich festhalten möchte!). Nach längerer Abklärung sagt sie mir, auch sie könne mir für diese Verbindung kein Billett ausstellen. Sie könne mir entweder eine andere Verbindung suchen oder mir ein Billett für eine Teilstrecke verkaufen, wobei ich dann das Ticket für die Reststrecke irgendwie sonst beziehen müsse. Ich bitte sie, mir mal andere Varianten heraus zu suchen und schaue unterdessen auf meinem smarten Handy nach, ob ich Online das Ticket für die Reststrecke kaufen könne. – Nach längerer Suche sagt mir Frau H, dass es an einem Samstag leider nur Verbindungen über diese problematische Strecke gäbe. Und ich meinerseits stelle fest, dass ich auf der Website der französischen Staatsbahn zwar Tickets für die fragliche Strecke beziehen kann, aber nicht für den Zug, den wir benützen müssten. – Ich bin nur wenig begeistert…
Nach gefühlten dreissig Minuten am Bahnschalter bitte ich Frau H, mir eine Adresse zu geben, bei der ich mich beschweren kann, versichere ihr, dass sie ihre Arbeit zuvorkommend gemacht habe (wobei ihr mein Ärger nicht entgangen ist…), verabschiede ich mich, schwinge mich aufs Fahrrad und erstehe uns innert zehn Minuten zwei Tickets mit dem Billigflieger, die unterdessen schon wieder etwas teurer geworden sind. Dafür kann ich aber zu vergünstigten Konditionen auch gleich den Mietwagen buchen, was mir bei der Bahn nicht möglich gewesen wäre.
Es prallen zwei Welten aufeinander: Der infrastrukturschwere Bahnkoloss, der noch nicht im Zeitalter der Vernetzung und des internationalen Internetmarketings angekommen ist einerseits. Der Billigflieger, der mit einem superschlanken, massgeschneiderten, stromlinienförmigen Verkaufsprozess per Internet daherkommt anderseits.
Liebe SBB! Ich bin Fan von euch und ich weiss, dass euer Problem nicht ihr selber sondern die internationale Zusammenarbeit ist. Aber: eigentlich ist mir das wurst! Ich wollte ganz einfach umweltschonend an einem Samstag von der Schweiz nach Südfrankreich fahren, und leider konnte ich mir dafür kein Ticket erstehen…
(Falls das jemand noch testen will: Es geht um eine Reise von Biel nach Toulon. Für die Strecke Genf – Bellegard kann die SBB offenbar kein Ticket ausstellen, es sei denn, man befahre die Strecke in einem Zug, der dann im Rhonetal weiter nach Süden fährt. Aber das ist am fraglichen Samstag eben nicht der Fall.)
Foto: http://www.mediasec.ch