Tipps für die Planung, den Aufstieg und die Abfahrt bei Skitouren im Frühjahr.
Steile Aufstiege auf knusprigem Harschdeckel, die Sonne im Gesicht, ein laues Lüftchen, das angenehm kühlt und die krönende Abfahrt im Butterfirn. Wir alle sehnen sie herbei, die Tage im Frühjahr, an denen auf Ski (fast) alles möglich ist. Damit die Firntour gelingt, solltest du bei der Planung aber auch während der Tour einige Aspekte beachten. So gelingt die perfekte Frühjahrsskitour!
Frühjahrsbedingungen: Firn o’clock
Im Frühjahr ist es vor allem der Firn, der uns auf Skitour lockt. Doch was ist eigentlich Firn?
Im Volksmund verwenden wir den Begriff Firn als Ausdruck für die buttrig weiche Schneeoberfläche auf hartem Grund, die im Frühling im Tagesverlauf entsteht, wenn die Sonne den harten Schneedeckel aufweicht. Die klassischen Frühjahrsbedingungen und der Stoff, aus dem Tourengeherträume gemacht sind!
Den Firn gilt es im Frühjahr aufzuspüren und die Abfahrt so zu planen, dass die Schneedecke nicht mehr hart, aber auch noch nicht zu weich ist – die große Kunst des Firnfahrens!
Schnee für Götter: Was ist eigentlich Firn?Firn entwickelt sich während einer mehrtägigen Schönwetterphase an sonnigen Hängen. „Er entsteht durch wiederholten Frostwechsel“, erklärt der Meteorologe Gerhard Hohenwarter. Tagsüber, wenn die Sonne auf die Schneedecke scheint, weicht diese auf und durchfeuchtet. Ist es in der darauffolgenden Nacht kalt genug, gefriert die Schneedecke wieder.
„Voraussetzung dafür ist, dass die Schneedecke abstrahlen kann. Das heißt, die Schneeoberfläche gibt ihre Wärme an die Atmosphäre ab und ihre oberste Schicht gefriert. Wichtig für diesen Prozess ist eine klare Nacht“, ergänzt Hohenwarter
So entsteht über Nacht ein tragfähiger Schmelzharschdeckel, auf dem wir, ohne einzubrechen, aufsteigen können. Trifft im Laufe des Tages die Sonne auf die Schneedecke, weicht sie wieder auf und lockt mit einer buttrig weichen Oberfläche.
Frühjahrsskitour: Knuspriger Aufstieg, buttrige Abfahrt
Auf dieser gefrorenen Schneedecke solltest du die Gefahr des Abrutschens nicht unterschätzen. Denn gerade bei sicheren Verhältnissen wagt man sich gerne an steile Touren heran, wo ein Ausrutschen einen Absturz über den ganzen Hang zur Folge haben könnte.
Auf einer steilen Frühjahrsskitour hast du deshalb Harsch- und/oder Steigeisen dabei. Fühlst du dich auf eisiger Oberfläche unsicher, lege frühzeitig Harscheisen an oder wechsle auf Steigeisen.
Ausrüstungs-Tipp: Hast du nur selten Felskontakt, eignen sich für steile Firntouren die Petzl Irvis Hybrid. Oft lohnt es sich auch, einen Leichtpickel einzupacken. Sonnenschutz, Helm und ein Cap sind ebenfalls sinnvoll!
Feinplanung für firnige Abfahrten
Die große Kunst des Firnfahrens besteht darin, den perfekten Zeitpunkt für die Abfahrt zu finden und abzuschätzen, wann oder ob ein Hang überhaupt auffirnt. Das hängt von vielen Faktoren ab: Von der Temperatur in der Nacht, von der Temperatur unter tags, von der Tageszeit, von der Stärke der Sonneneinstrahlung, von der Ausrichtung und Steilheit des Hangs und ja, auch vom Wind.
Eine gute Ortskenntnis ist bei der Frühjahrsskitour klar von Vorteil. Außerdem lohnt es sich, die Topographie des Geländes und die Wetterdaten besonders genau zu studieren.
Gesucht: Klare Nacht, sonniger Tag
Bei der Planung von Firnskitouren ist wichtig, die Wetterverhältnisse in der Nacht zu kennen. „Es braucht klare, windarme Nächte mit geringer Luftfeuchtigkeit, damit die Schneedecke in der Nacht durchfriert“, betont Hohenwarter.
Soll sich die Schneedecke am darauffolgenden Tag in Firn verwandeln, braucht es natürlich Sonnenschein. Dabei musst du den Sonnenstand mit den aktuellen Wetterverhältnissen einzukalkulieren. Ist es sehr windig oder der Himmel auch nur mit dünnen Schleierwolken bedeckt, kann dies schon das Auffirnen der Schneedecke verhindern!
Bei der Planung gilt es also die Wetterverhältnisse (Temperatur, Wind, relative Luftfeuchtigkeit und Sonnenscheindauer) mit der Exposition der Tour zu verbinden. Wie schnell ein Hang auffirnt hängt stark auch von der Ausrichtung und der Neigung des Geländes ab!
Kurz vorm Skidepot.
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Bei der Planung des Aufstiegs und der Abfahrt musst du eruieren, wann die Hänge von der Sonne beschienen werden. Auf Osthänge trifft sie im Frühjahr schon bei Sonnenaufgang, auf Südhänge etwas später, auf Westhänge erst am Nachmittag und auf Nordhänge gar nicht.
Die Exposition des Hangs kannst du einer topografischen Karte entnehmen.
Flach oder steil? Faktor Hangneigung
Je steiler ein Hang ist, desto stärker wirkt die Sonneneinstrahlung und umso früher firnt er auf.
Ist deine Abfahrt sehr steil und nach Südosten ausgerichtet, solltest du möglichst früh starten. Ist der Hang eher flach und westseitig ausgerichtet, kannst du dir etwas mehr Zeit lassen.
Bedenke auch, dass die Sonne als erstes den Gipfelbereich bescheint und die Hänge in der Regel dort am steilsten sind. Je steiler und sonniger deine Abfahrt, desto früher solltest du also starten, um ein Versumpfen zu vermeiden und das Risiko, in eine Nassschneelawine zu geraten, zu reduzieren. Was uns zum nächsten Punkt bringt!
Verlassen. Das Plateau zwischen Palfenerscharte und Hölltorkogel.
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Am Tourentag bist du idealerweise schon zeitig zu Tagesanbruch unterwegs. Während der Tour musst du stets die Entwicklung der Schneedecke kritisch beobachten.
„Wer zu spät dran ist, wird nicht nur zum Sumpfschwein (tiefes Einsinken im nassen Schnee), sondern riskiert auch eine höhere Lawinengefahr. Denn stark durchfeuchteter Schnee verliert seine Bindung und kann in Nassschneelawinen abgehen“, warnt Gerhard Hohenwarter.
Bei Firntouren haben wir oft die Situation, dass am Vormittag durch die gefrorene Schneedecke bombensichere Lawinenverhältnisse herrschen. Das kann sich bei tageszeitlicher Erwärmung schlagartig ändern. Durch intensive Sonneneinstrahlung durchfeuchtet die Schneedecke und die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen steigt. Häufig gibt der Lawinenlagebericht am Vormittag Stufe 1, ab Mittag Stufe 2 oder sogar 3 aus. Wir sprechen dann vom Tagesgang – einem typischen Gefahrenmuster für die Frühjahrszeit.
Starte deshalb früh, um auch die letzten Höhenmeter der Abfahrt, die häufig durch enge Täler (Geländefalle!) führen, sicher hinter dich zu bringen!
Warten auf die heilige Firnung. Zu Mittag sitzt man idealerweise schon beim Tourenabschlussbier auf der Hütte wie hier an er Südseite der Silvretta.Unser Tipp: Starte bei der Frühjahrsskitour lieber zu früh als zu spät und warte am Gipfel den perfekten Abfahrtszeitpunkt ab. Wer zu spät dran ist, findet nicht nur ungünstige Abfahrtsbedingungen vor, man geht auch ein größeres Risiko durch die höhere Lawinengefahr ein.
Im Idealfall bist du bei der Frühjahrsskitour schon mittags beim Tourenabschlussbier im Tal oder auf der Hütte. Ist das bei sehr langen Touren nicht möglich, dann musst du kritische Geländeabschnitte meiden oder die Abfahrt west- oder nordseitig auslegen.
Zusammengefasst: Die wichtigsten Tipps für die Frühjahrsskitour
- Damit Firn entsteht, braucht es kühle, klare Nächte und sonnige Tage.
- Studiere Exposition und Neigung deines Aufstiegs und deiner Abfahrt. Kalkuliere, wann die Sonne auf die Schneeoberfläche trifft und wann diese auffirnen wird.
- Geh mit der Sonne.
- Je steiler ein Hang, umso früher firnt er auf.
- Beachte den Tagesgang und die Gefahr von Nassschneelawinen. Starte besser zu früh als zu spät.
- Leg Steigeisen besser früher als zu spät an.
- Pack bei steilen Touren einen Leichtpickel ein.
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