Früher waren Gott und Teufel verantwortlich

Von Peter Broell
Ladies & Gentlemen,
in früheren Jahrhunderten war die Schuldfrage klar: Wenn Naturkatastrophen die Menschheit heimsuchten, musste über die Schuldfrage in Deutschland nicht lange gerätselt werden: Entweder war es der allmächtige Gott, der das Volk einer schweren Prüfung unterzogen hatte. Oder es war der Teufel, der es allen wieder so richtig heimgezahlt hatte - sozusagen als kleiner Vorgeschmack auf die Hölle. - Aber meist waren beide irgendwie beteiligt. Allenfalls kamen als Schuldige noch Hexen oder Hexer in Frage, wobei sogar Tiere manchmal als Verursacher von Katastrophen von Gerichten als schuldig verurteilt worden waren. 
Das hat sich heute zum Glück geändert. Aber selbstverständlich wird auch im Jahr 2013 nach wie vor die Schuldfrage gestellt. Aktuell wird gefragt, wer denn an der Jahrhunderflut die Hauptschuld trägt. 
Da erfahrungsgemäß weder Gott, noch Teufel Geldüberweisungen auf das Bankkonto vornehmen, damit zerstörte Häuser wieder aufgebaut und verwüstete Felder und Äcker wieder bewirtschaftet werden können, wird heute vom Staat erwartet, dass er seine Bürger nicht im Stich lässt. Nicht Gottvater, sondern Vater Staat ist heute verantwortlich. Nach Meinung der Geschädigten hätten die Gemeinden längst wirkungsvollere Vorsorge treffen müssen, damit Überschwemmungen geringeren Schaden anrichten! Aber dem Bürgermeister  kann man wenigstens eine Konto-Nr. mitteilen und hoffen, dass genügend finanzielle Hilfe kommt.  
Das Problem: Es gibt von Wissenschaftlern und Experten zum Thema 'Überschwemmung' zwei unversöhnlich entgegengesetzte Meinungen. Politiker und Medien plappern dann nur das nach, was sie jeweils für den aktuellen Erkenntnisstand halten. 
In meiner Kindheit galt als Weisheit: "Bäche und Flüsse müssen unbedingt begradigt werden, denn nur in einem kanalsisierten Flussbett kann das Wasser schnell abfließen. Bei Hochwasser verwandeln sich Flussauen in Seenlandschaften. Träge mäandernde Flüsse können das von oben nachströmende Wasser nicht rasch genug wegschaffen, mit dem Ergebnis: Stau der Wassermassen. Katastrophale Überschwemmungen."
Heute hört man exakt das Gegenteil: "Zurück zur Natur! Gebt doch den Bächen und Flüssen ihr natürliches Bett wieder! Schluss mit den Begradigungen der Wasserläufe, laßt doch endlich die Flüsse wieder mäandern! Gebt den Flüßen die begleitenden Auwälder wieder zurück, damit diese bei Flut möglichst viel Wasser aufnehmen können!" --- Peter Broell