Früher war mehr Silvester

Von Alexander Kroll

Der Him­mel über der Algar­ve wird am heu­ti­gen Sil­ves­ter­abend wohl eher dun­kel blei­ben. Den Locke­run­gen zu Weih­nach­ten fol­gen jetzt här­te­re Restrik­tio­nen zum Jah­res­wech­sel. Ziel sei es, so die por­tu­gie­si­sche Regie­rung, zu ver­hin­dern, dass sich das "erhöh­te Risi­ko der Weih­nachts­fei­ern zu einem expo­nen­ti­el­len Wachs­tum der Covid-19-Über­tra­gung aus­wei­tet".
Seit heu­te 00.00 Uhr und bis zum 4. Janu­ar 2021 um 5 Uhr gilt das Rei­se­ver­bot zwi­schen Gemein­den (Con­sel­hos). Am 1., 2. und 3. Janu­ar 2021 besteht eine Aus­gangs­sper­re zwi­schen 13:00 und 5:00 Uhr. An die­sen Tagen haben Restau­rants und Super­märk­te bis 13:00 Uhr geöff­net. Am 31. Dezem­ber, Sil­ves­ter, sind die tra­di­tio­nel­len öffent­li­chen Par­tys ver­bo­ten, Ver­samm­lun­gen im Frei­en auf maxi­mal 6 Per­so­nen beschränkt. Die Men­schen dür­fen sich wei­ter­hin inner­halb der Häu­ser und Woh­nun­gen tref­fen, solan­ge sie in ihren Wohn­sitz­ge­mein­den ver­blei­ben und vor der nächt­li­chen Aus­gangs­sper­re, die um 23 Uhr beginnt, nach Hau­se zurück­keh­ren. Die Restau­rants haben bis 22.30 Uhr geöff­net.

Für Rei­sen­de aus dem Aus­land gel­ten alle oben genann­ten Beschrän­kun­gen eben­falls. Der­zeit gibt es kei­ne Ein­rei­se­be­schrän­kun­gen für Ein­rei­sen­de aus der EU und dem Schen­gen-Raum. Das kann sich jedoch kurz­fris­tig ändern. Aktu­el­le Infos gibt es immer auf den Sei­ten des Aus­wär­ti­gen Amtes, eben­so auf Portugalforum.de und bei Safe Com­mu­nities Por­tu­gal.

Die Poli­zei­be­hör­den haben ange­kün­digt, die Ein­hal­tung der Coro­na-Maß­nah­men strikt zu über­wa­chen. Bereits seit 23. Dezem­ber hat die GNR ihre Patrouil­len auf den Stra­ßen ver­stärkt. Sie appel­liert an die Auto­fah­rer „die Richt­li­ni­en der Gene­ral­di­rek­ti­on für Gesund­heit zu befol­gen und Hand­lun­gen, Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­tens­wei­sen zu unter­las­sen, die die Über­tra­gung von Covid-19 erhö­hen kön­nen."
Auch die PSP will ihre Strei­fen, ein­schließ­lich der Bereit­schafts­po­li­zei, ver­stär­ken und ein beson­de­res Auge auf even­tu­el­le ille­ga­le Sil­ves­ter­par­tys an der Algar­ve haben.

Traditionen am Silvesterabend und am Neujahrstag

Zu Sil­ves­ter (port.: noi­te de São Sil­vest­re) und Neu­jahr (port.: Ano Novo) gibt es hier in Por­tu­gal auch die unter­schied­lichs­ten Bräu­che und Sit­ten.

Zwölf Rosi­nen um Mit­ter­nacht
Die wohl am häu­figs­ten ange­wand­te Sil­ves­ter­tra­di­ti­on mit denen ein Por­tu­gie­se ins neue Jahr wech­selt, ist der Ver­zehr von zwölf Rosi­nen.
Hier­bei wird um Punkt Mit­ter­nacht, mit jedem Glo­cken­schlag, jeweils eine Rosi­ne zu sich genom­men. Jede Rosi­ne steht für einen Wunsch oder einen guten Vor­satz, den man sich für die kom­men­den zwölf Mona­te vor­nimmt. Somit ist, so glaubt man hier, einem für das kom­men­de Jahr das Glück hold.

Eine Mün­ze in der Hand hal­ten
Wer sich um Mit­ter­nacht nicht mit Rosi­nen rum­schla­gen will, der beginnt das neue Jahr hier­zu­lan­de mit einer Geld­mün­ze in der Hand.
Das ver­heißt Wohl­stand im neu­en Jahr.

Von einem Stuhl sprin­gen
Eine beson­ders lus­ti­ge Art und Wei­se das neue Jahr zu begin­nen ist es, sich auf einen Stuhl zu stel­len, und dann von die­sem um Punkt Mit­ter­nacht run­ter zu sprin­gen. Damit springt man so zu sagen voll Schwung und Elan ins neue Jahr.

Neue Unter­wä­sche tra­gen
Sich an Sil­ves­ter neue Unter­wä­sche zu gön­nen, ist eine alte por­tu­gie­si­sche Tra­di­ti­on, die regio­nal sehr unter­schied­lich gehand­habt wird, und die den rei­nen und unver­schmutz­ten Start ins neue Jahr sym­bo­li­siert. Bei der Far­be gehen die Mei­nun­gen aller­dings aus­ein­an­der. Blau soll für Glück ste­hen, rot für die Lie­be, braun für Erfolg im Berufs­le­ben, grün für Gesund­heit und weiß für Frie­den. In man­chen Gegen­den Por­tu­gals bezie­hen die Men­schen in der Sil­ves­ter­nacht ihr Bett mit neu­er Bett­wä­sche, in ande­ren Regio­nen besteht man dar­auf, an die­sem Tag neue Klei­dung anzu­zie­hen. Ein No Go ist es, in der Sil­ves­ter­nacht eng anlie­gen­de, durch­lö­cher­te oder geflick­te Klei­dung zu tra­gen, sowie Wäsche­stü­cke, an denen die Knöp­fe feh­len - das alles bringt näm­lich im neu­en Jahr Unglück. Die por­tu­gie­si­sche Tra­di­ti­on an Sil­ves­ter, neue Klei­dung anzu­zie­hen, hat es sogar über den Atlan­tik, nach Bra­si­li­en, geschafft. Hier ist es üblich das neue Jahr immer in strah­lend­wei­ßer Klei­dung zu begin­nen

Das ers­te kal­te Bad des Jah­res neh­men
Die­se Sit­te, das neue Jahr mit einem muti­gen fri­schen Bad im Meer zu begin­nen, wird vor allem an den Strän­den von Mato­s­in­hos, Vila Nova de Gais, Figuei­ra da Fóz, Naza­ré, Car­ca­ve­los und auch an der Algar­ve von hun­der­ten käl­te­re­sis­ten­ten Por­tu­gie­sen zele­briert.

Sin­gend von Haus zu Haus gehen
Ein beson­ders schö­ner länd­li­cher Neu­jahrs­brauch sind die „janei­ras", die in den mit­tel­por­tu­gie­si­schen Regio­nen der Bei­ra Alta und der Bei­ra Baixa ihren Ursprung haben. Bei den „janei­ras" gehen Grup­pen jun­ger Men­schen sin­gend durch die Stra­ßen der Ort­schaf­ten, von Haus zu Haus, und wün­schen mit ihrem Gesang allen Nach­barn ein gutes und gesun­des neu­es Jahr. Die „janei­ras" wer­den tra­di­tio­nell von Weih­nach­ten bis zum Tag der Hei­li­gen Drei Köni­ge gesun­gen, haben ihren Höhe­punkt in vie­len Dör­fern aber in der Neu­jahrs­nacht

Geschirr zer­schla­gen und Töp­fe und Pfan­nen anein­an­der schla­gen
In den länd­li­chen Regio­nen Por­tu­gals ist es Brauch, in der Sil­ves­ter­nacht das neue Jahr mit altem Geschirr, wel­ches man aus den Fens­tern schmeißt und das das Feu­er­werk ersetzt, pol­ternd zu begrü­ßen. Eine ande­re länd­li­che Art und Wei­se das neue Jahr laut und lär­mend zu begrü­ßen, ist mit Pfan­nen, Töp­fen oder Topf­de­ckeln Krach zu machen. Zer­dep­per­tes Geschirr, Pfan­nen und Töp­fe sind die alte Ver­si­on der heu­te übli­chen Neu­jahrs­kra­cher, um die bösen Geis­ter zu ver­trei­ben.
(Quel­le: Portugalforum.de)