Wie oft höre ich, dass man heut zu Tage viel zu schnell erwachsen wird.
Gerade erst im (großartigen!) Film ‘Zombieland’ fiel der Satz „Heute ist 12 wie 20.“
Ist das wirklich so?
Wenn ich mir heute die 25-jährigen anschaue, sehe ich Typen, die mit Hosen in den Kniekehlen, aufgesetzter Kaputze und Bierflasche am Sonntagabend unseren Marktplatz verwüsten. Oder Atzen, die ihr Basecap nicht richtig aufsetzen können und immernoch denken, ein VoKuHiLa wäre hip… oder so. Oder junge Frauen, die keinen Job, keine Perspektive, aber ein Kind haben, weil sie einmal zu weit gegangen sind und jetzt nicht recht wissen, was zu tun ist. Ist das erwachsen? Natürlich sind das typische Klischees. Aber Klischees, die ich jeden Tag in Bus und Bahn sehe. Uund natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ich kenne viele Leute, die mit 25 schon ein geregelten Lebensablauf haben und eine Familie gründen. Jedoch lang nicht so viele, wie ich Studenten kenne, die noch mitten im Studium sind oder – wie ich – noch eine Ausbildung hinterherschieben. Leute, die einfach noch gar nicht recht ihren Platz in der Welt gefunden, geschweige denn diese große Welt überhaupt genügend erkundet haben.
Früher war das anders. Früher waren Leute in meinem Alter schon Eltern, arbeiteten, waren schon Jahre fertig mit Ausbildung und Schule. Natürlich gabs auch hier Ausnahmen.
Dennnoch: Die Welt ist für uns einfach zu groß geworden. Und zu schnell. Man mag es in meiner und folgenden Generationen ja eigentlich gar nicht zugeben. Immerhin sind wir die Gameboy-Generation. Die, die von Computern, neuen Medien, Smartphones und Internet Ahnung haben; die Englisch sprechen können. Trotzdem- Langsam geht’s auch uns zu schnell. Da können wir noch so sehr mit Anglizismen um uns werfen – selbst wir haben eine bahnbrechende Neuerung noch gar nicht ganz erforscht und ausgekostet, da ist der Markt schon zwei Stufen weiter.
Wir lernen Englisch, Russisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch und Chinesisch. Dazu treffen wir uns in Starbucks oder McDonald’s. Der Genitiv wird plötzlich mit Apostroph gebildet. Wir studieren nicht mehr auf Diplom und Doktor, sondern auch Bachelor und Master. Studien- und Schulzeiten werden verkürzt, während gleichzeitig mehr Stoff vermittelt werden soll. Wir werden von der einen Seite auf Tolleranz beschallt, auf der anderen nimmt die Stimmzahl der NPD im Landtag zu und wieder von einer anderen Seite werden Bahnhöfe gebaut, dagegen demonstriert und währenddessen Reformen klammheimlich durchgesetzt.
Wir haben soziale Medien, wie Facebook und Twitter, denen wir jeden Tag huldigen und die uns allein schon Unmengen an Informationen zukommen und senden lassen.Und mittendrin, in diesem Informationsfluss, bei dem es niemanden gibt, der einem sagt, was richtig und was falsch ist, weil es einfach kein Richtug und kein Falsch mehr gibt,
sind wir.
Und so haben wir Studenten, Azubis und auch Arbeitende, die 25, gern auch 30 sind, die mehr vom Leben erwarten, als nur Arbeiten und/oder Weiterbildung. Die die große, schnelle Welt sehen wollen, die uns durch eben jene Medien auf dem Silbertablett präsentiert und schmackhaft gemacht wird. Die wissen wollen, wo sie hingehören, Grenzen sehen und austesten wollen, immer vorn dabei. Mitten im Leben auf der Überholspur.
Sesshaft wird man mit Mitte 30. Für viele ist an Kinder nicht zu denken. Es gibt ja noch so viel da draußen…
Ist man heute also viel früher erwachsen? Ich denke nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir sind früher wieder jung. Haben mit Mitte 20 schon unsere erste Mitlife Crisis, machen uns Gedanken über das Zukünftige, aber nicht die Zukunft.
Und da hilft es nicht, zuzusehen und zu meckern, wie schlecht meine Genreation und die folgenden sind. Da helfen keine Ausreden, dass wir Schmarotzer sind und trotzdem alle soo schnell erwachsen werden.
Werden wir nicht.
An uns werden nur viel früher, viel mehr Ansprüche gestellt. Das hat zu logischen Folge, dass sich diese verlorene Zeit irgendwann wiedergeholt wird. Mit Mitte 20. Wo man noch die Möglichkeiten hat, sich zu entscheiden. Wo man sein Leben noch vor sich hat; der Körper noch mitspielt; einem eine große, weite, schnelle Welt zur Verfügung steht.
Und dann nehmen wir uns diese Zeit auch. Es ist unser Recht.
Und letztendlich…
Sind wir später alt
und früher jung.