Frozen Time

Katrin Lankers

Bloomoon, 2013

978-3760789613

16,99€

Tessa erwacht und weiß nichts mehr. Sogar ihr Name klingt fremd in ihren Ohren. Der junge Mann, der ihr helfen soll, sich zu erinnern, wirft manchmal auch mehr Fragen auf, als gut für sie ist. Außerdem träumt sie immer wieder von einem anderen Jungen und dieses Gesicht will ihr nicht mehr aus dem Kopf. Kann sie den Jungen finden, ihre Gedächtnislücken schließen und dabei nicht in Gefahr geraten?

Tessa, das Mädchen ohne Gedächtnis hat mir von Anfang an gefallen. Zuerst, weil sie ein Rätsel ist, später, weil sie schlau ist, viel nachdenkt und ein sehr großes Geheimnis hat Es kommt sehr gut rüber, wie sehr sie versucht, sich zu erinnern und es tut mir immer sehr leid, ihr nicht helfen zu können. Das muss ein Charakter können: Den Leser animieren, obwohl der weiß, dass es eine Figur ist, die nicht existiert.

Und Milo? Ich will ihm nie ganz vertrauen, weil er Prinzipien hat, die er nicht übergeht und sehr korrekt ist. Trotzdem muss er ein hübscher Bursche sein und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn nicht auch als “Helfer” gewollt hätte.

2100 – ein Jahr, dass ich nicht mehr erleben werde – außer ich lasse mich einfrieren. In geraumer Zukunft wird es bestimmt möglich sein. Keiner kann sagen, wo wir uns hinbewegen. Also lasse ich mich in die Geschichte fallen und entdecke, dass die Kulisse mir gefällt. Tessa und ihr Umfeld sind zum Teil sehr aufgeräumt, aber manchmal auch zermürbend, wenn niemand das sagt, was er weiß.

Sehr gut gefallen hat mir die Ich-Perspektive, die es möglich macht, Tessa ganz nah zu erleben. Ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Angst, als sie merkt, dass sie keine Erinnerungen mehr hat, sind so viel greifbarer und erschreckender. Außerdem sind es die Regeln, die auf die Gesundheit der Menschen abgestimmt sind, die mich wirklich verunsichern. Bei einigen denke ich, dass sie okay sind, andere sind einfach nur erschreckend und würden mich beängstigend einschränken.

Aber es ist eine gut durchdachte Geschichte: Regeln, die Menschen in Sicherheit wiegen, an die sie sich gewöhnen und auch halten. Und dann? Was passiert, wenn ein Mädchen nicht mehr weiß, woher sie kommt? Einerseits tut Tessa mir schrecklich leid und ich will ihr am Anfang helfen, ihr Geheimnis zu lösen. Aber dann? Milo ist mir suspekt, immer öfter fühle ich eine Art Verfolgung im Buch. Wer ist da gehen wen, und warum?

Wer Angst hat, es gäbe eine große, ausgewalzte Liebesgeschichte, die das interessante Thema der Kryonik untergräbt, darf sich entspannt zurücklehnen. Katrin Lankers kann diese Themen sehr gut miteinander verbinden, wirkt aber auch nie belehrend, wenn es um den wissenschaftlichen Aspekt geht. Mir ging es eher so, dass ich immer mehr über diese Wissenschaft erfahren wollte. Wie weit sind sie in dieser Geschichte schon? Und dann die bange Frage: Was ist in unserer Zeit möglich?

Kaum ein Gesicht auf einem Cover, hat mir so Angst gemacht und mich gleichzeitig so neugierig gemacht. Auch das schmelzende Eis warf mehr Fragen auf, als das ich mir vorstellen konnte, worum es ging.

Katrin Lankers erschafft eine Welt, in der ich zwar nicht leben möchte und die mich erschreckt, die mich aber auch fesselt und schwer losgelassen hat. Empfehlenswert ist dieses Buch auf jeden Fall und wer es nicht liest, ist selber schuld!