Auch wenn das Konzil von Trient Fronleichnam als Ereignis eingestuft hat, das die Macht gegenüber der Reformation beweisen sollte, so gilt bis heute: Das „Hochfest vom Leib und Blut Jesus Christi“ ist für die gesamte Christenheit von Bedeutung!
In Anlehnung und inhaltlicher Fortentwicklung des Gründonnerstags mach Fronleichnam uns allen nochmals die Gegenwart des Herrn sichtbar: Beim letzten gemeinsamen Abendmahl mit seinen Jüngern war Jesus vor seinem Tod präsent, um Gott zu danken. Diese Anwesenheit gerät rasch in Vergessenheit, wenn der Karfreitag den Glauben hart auf die Probe stellt: Am Kreuz gestorben, können wir nur aus der Gewissheit der Auferstehung hoffen, dass Christus uns wieder begegnet. An Ostern war das Grab leer – und Jesus erschien erneut. Seine Gegenwart wird allen Gläubigen wieder ins Gedächtnis gerufen, ehe er gen Himmel auffährt und mit der pfingstlichen Aussendung des Heiligen Geistes das Fundament von Verkündigung und Nachfolge gelegt wird.
Doch was treibt uns an, immer wieder neu die Botschaft des Evangeliums in die Welt zu tragen? Es ist allein die Erinnerung an den Abend, an dem Christus sich in Brot und Wein wahrhaftig in unsere Herzen brannte. Die Hostie, die am Fronleichnamstag feierlich in einer Prozession durch die Straßen getragen wird, ruft uns dieses Bewusstsein ganz bildhaft wieder hervor. Und auch die Protestanten sagen es in den Einsetzungsworten zum Abendmahl ganz deutlich: „Christus sprach: […] Tut dies zu meinem Gedächtnis“.
Heute darf dieses Hochfest daher nicht mehr dazu dienen, Gräben zwischen den Konfessionen zu beschwören. Viel eher ruft es uns allesamt auf, uns an der Lebendigkeit Christi zu erfreuen. Die Ehrdarbietung und den Glanz, den wir den vielen Blumenteppichen und einem glorreichen „Te Deum“ entnehmen können, kräftigt uns alle, mit Inbrunst Jesu Diesseitigkeit zu bekennen. Fronleichnam ist die Gelegenheit, uns dieser gemeinsamen christlichen Verantwortung zu stellen.
Dennis Riehle