Jetzt kommen sie wieder alle, und man muss sie ein paar Tage lange sehen, bevor man sie ein Jahr lang nicht mehr sehen muss. Das überleben wir auch. Opa, der Nazi, wird wieder über die Türken herziehen. Faschist halt, übrig geblieben. Zu spät für Bekehrung. Einfach weghören, reden lassen, gar nicht drauf eingehen. Und dann Onkel Toni, der Öko-Faschist, der wieder maulen wird, warum wir richtige Kerzen am Baum haben, die das Klima schädigen. Einfach gar nicht ignorieren! Familie nennt sich das. Unglaublich.
Am schlimmsten ist dieses Nachbar-Ehepaar, das sich seit Jahrzehnten zu Weihnachten bei uns anquetscht. Die letzten FDP-Wähler, pure Marktfaschisten natürlich, die uns das ganze Jahr lang regelmässig im Internet unter Pseudonym als Linksfaschichsten verunglimpfen, aber zu feige sind, es zuzugeben. Aber dann Heiligabend gratis Gans fressen. So kennt man sie. Tante Nebadon – Ruth heisst sie eigentlich, hat sich aber damals in Indien umbenannt -, wird uns wieder erklären wollen, dass sie als einzige Lichtinsel den Aufstieg in die höheren Sphären vorbereiten kann.
Nur gut, dass diese Esoterik-Faschistin gerade mit dem dicken Hintern im kosmischen Ozean ihres Lebens abgesoffen ist, als am 21. Dezember so gar nix passierte. Und was hatte sie nicht alles vorausgesagt! Die höhere Wesenschaft als komplett versagendes Orakel der erleuchteten Metamorphose. Mit Krishnamurti voll vor die Wand. Shit happens. Die ist noch schlimmer als ihr Mann. Olaf lebt nur für den Fussball. “Ultra” ist er, sagt er, und interessiert sich ausschliesslich für Schalke. Mit solchen Fussball-Faschisten kann man über nichts anderes reden als über eben das. Der trägt sogar das Vereinstrikot unter dem Weihnachtsanzug, gibt es aber natürlich nicht zu.
Für alle diese Konsum-Faschisten mussten in den letzten Wochen Geschenke besorgt werden. Irgendein Schmarrn, über den wir uns kaum nennenswerte Gedanken gemacht haben. Tun die ja auch nicht. Kann man alles umtauschen, seitdem wir vor fünf Jahren beschlossen hatten, dass die Quittung mit im Paket liegen muss. Praktische Regelungen ersparen Heuchelei, auch wenn die Emotion ein bisschen auf der Strecke bleibt, aber alles hat seinen Preis. Alles besser als gar keine Geschenke. Das wäre kein Weihnachten irgendwie. Vor allem kann man das Auspacken fast endlos in die Länge ziehen. So muss man nicht ständig nach Gesprächsthemen suchen.
Für den Fall der Fälle muss das Trivial Pursuit entstaubt werden. Wie jedes Jahr. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, über Krise, Banken, Geldsysteme und Grundsicherung zu reden. Mit so vielen Faschichten am Tisch endet das jedes Mal in Antipathie und Schreierei. Schliesslich ist Weihnachten, da will man Harmonie und nicht über Dinge debattieren, bei denen sowieso nur jeder seinen Kopf durchsetzen möchte. Weltrettung hat Zeit, bis alle wieder weg sind und man mit niemandem mehr streiten muss. Reden kann man mit denen sowieso nicht. Jetzt noch einen Mail-Gruss an die Waffen-Faschisten-Verwandschaft in den USA und dann lass diesen Kelch …
Feliz Navidad, ihr Arschlöcher!