Ich wünsche euch allen
Frohe Weihnachten!
Hoffe, ihr habt eine ruhige, besinnliche Zeit und ganz viel Freude mit euren Lieben. :-)
Als kleine Überraschung und Entschuldigung (weil der nächste Lunadar Teil wieder so lange dauert), habe ich hier noch eine kurze Lunadar Weihnachtsgeschichte für euch. Spoiler gibt es nur bis Buch 2. Habe versucht, keine für Teil 3 einzubauen. Hoffe, es ist mir gelungen.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrachtete Erian das Herrenhaus am Rande der Klippen von Lunadar. Es sah anders aus als in seinen Erinnerungen. Freundlicher. Wahrscheinlich wegen den Dekorationen … oder der Abwesenheit von Leichen. Schnell verdrängte er den Gedanken und atmete tief durch.Bunte Lichterketten zierten den Zaun und Teile des Gebäudes. Tierstatuen standen im Garten. Braune Wesen mit Hörnern waren vor einen Wagen gespannt. Nein, nicht Hörner, Geweihe. Es musste sich um Rentiere handeln, die einen Schlitten zogen. Von so etwas hatte er schon gehört.Sein Blick wanderte weiter. Glitzernde Eiszapfen hingen vom Dach, auch wenn es dafür eigentlich nicht kalt genug war. Magie oder Technologie? Spielte es eine Rolle? Er schüttelte den Kopf über sich selbst und entdeckte dabei kleine Figuren auf den Pfosten des Eingangstores. Gegen den kühlen Wind anblinzelnd, versuchte er, mehr zu erkennen. Rot-grün gestreifte Kleidung und spitze Ohren, die unter Zipfelmützen herauslugten.Erian durchforstete sein Wissen nach Informationen über die seltsamen Traditionen dieser Dimension. Um Weihnachtsmänner handelte es sich nicht. Kein Bart oder dicker Bauch. Was könnte es sonst sein?Ein Räuspern schreckte ihn auf. Irritiert drehte er sich nach links. Mit wehenden Haaren trat sein Bruder an den Zaun und hob eine Augenbraue. „Hast du vor, heute noch reinzukommen?“Erians Mundwinkel zuckten, doch er unterdrückte sein Lächeln. Es war mehr Gewohnheit als eine geplante Handlung. Er wusste, dass er sich nicht länger zurückhalten musste. Seit Monaten war er bereits frei von der Unterdrückung seiner Artgenossen. Niemand würde ihn bestrafen oder sich über ihn lustig machen, weil er Emotionen zeigte. Im Gegenteil, Sarah hatte damit angefangen, ihn aufgrund seines stoischen Verhaltens zu necken. Wenn er nicht aufpasse, würde der finstere Blick auf seinem Gesicht einfrieren. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln. Bis ihm einfiel, dass sie ihm auch vorgeworfen hatte, er wäre wie Damien. Als hätte er irgendetwas mit seinem Bruder gemeinsam … abgesehen von ein paar Genen.„Ich überlege noch“, erwiderte er, während sich seine Finger um die Einladung in seiner Jackentasche schlossen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sie zu ignorieren.Heiligabend mit seinem Bruder und dessen Freunden verbringen? Was für eine schwachsinnige Idee! Er verstand nicht einmal, aus welchem Grund die Menschen Weihnachten liebten. Wenn seine Recherchen stimmten, hatte das Ganze etwas mit einem Kerl zu tun, der an ein Kreuz genagelt wurde. Was gab es daran zu feiern?Okay, der Mann hatte überlebt, aber musste man aus ein bisschen Glück so einen Hehl machen? Und was hatte das Ganze mit diesem weißhaarigen Alten zu tun, der Geschenke verteilte? Am liebsten würde er fragen. Die Vorfreude und Aufregung, die er in letzter Zeit in Menschen sah, verblüfften ihn. Erians Augen fixierten Damien. Würde sein Bruder ihn aufklären? Oder über sein Unwissen lachen? Wie es sein Vater getan hätte.„Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?“, fragte er stattdessen. Seit er sein Meander-Amulett zerstört und damit seine gestohlene Fähigkeit aufgegeben hatte, konnte Damien ihn nicht mehr spüren. Zumindest hatte er das behauptet. Trotzdem wusste der Kerl immer, wenn er auftauchte. Er musste weder klingeln noch mental anklopfen.Damien bedachte ihn mit einem abfälligen Blick. Was hatte er auch erwartet? Eine Antwort in einem freundlichen Ton? Erian schnaubte verächtlich. Freundlich konnte man seinen Bruder nicht nennen. Wieder einmal fragte er sich, warum er seine Zeit mit dem Nichtsnutz verschwendete. Seine anfängliche Hoffnung, dass Damien die Sphärenwanderin überreden würde, ihn nach Hause zu teleportieren, hatte er längst aufgegeben. Andere Dimensionen zu finden, lag außerhalb ihres momentanen Könnens. Vielleicht würde Sarah es nie schaffen, schließlich war sie zur Hälfte Mensch. Erian seufzte. Wenigstens steckte er nicht in einer Höllendimension fest. Diese Welt gefiel ihm sogar ganz gut. Andere, freundlichere Sitten. Gesetze gegen Unterdrückung und Sklaverei. Keiner kommandierte ihn herum. Leider gab es auch niemanden, der ihn verstand, oder mit dem er eine mentale Verbindung teilte. Manchmal trieb ihn die Stille in seinem Kopf in den Wahnsinn. Vielleicht suchte er deshalb Damiens Nähe? Immerhin konnten sie sich telepathisch unterhalten, wenn sein Bruder es zuließ. Ja, das musste es sein. Oder lag es daran, dass Damien nicht halb so ätzend war, wie er angenommen hatte? Nicht dass er das zugeben würde …„Kameras.“ Damiens Stimme riss Erian aus seinen Gedanken. Verwirrt runzelte er die Stirn.Sein Bruder deutete zu dem Baum hinter ihm, dann in einer weitläufigen Geste um sich. „Seit eurem Angriff haben wir ein umfangreiches Alarmsystem mit Überwachungskameras.“Oh. Darauf hätte er auch selbst kommen können.„Keine schlechte Idee“, gab Erian zu, während sich seine Hand erneut um die Einladung in seiner Tasche verkrampfte. Wollte er wirklich den Abend mit diesen Menschen verbringen? Er lachte beinahe über sich selbst. Er war hier, das sprach für sich. Außerdem war es zu spät, um unbemerkt abzuhauen.Stille kehrte ein, dehnte sich aus. Damien schob eine Haarsträhne aus seinem Gesicht und sah ihn erwartungsvoll an. „Brauchst du noch lange, um dich zu entscheiden?“, fragte er schließlich. Als Erian zögerte, zuckte er mit den Schultern. „Okay, ich gehe wieder rein. Sonst ruinieren die Mädels meine Plätzchen … oder stecken das Haus in Brand. Man kann sie wirklich keine fünf Minuten allein lassen. Melde dich, falls du doch noch reinkommen willst.“ Er deutete auf seinen Kopf, bevor er sich umdrehte und davonstapfte.Erians Zähne bohrten sich in seine Unterlippe. Sollte er ihn zurückrufen? In dem Moment öffnete sich das Eingangstor. Überrascht lugte er durch die Öffnung.„Du willst ihn nicht ehrlich draußen stehen lassen?“, rief eine weibliche Stimme.Mit verschränkten Armen kam Damien vor einer Blondine zum Stillstand, die seine Körperhaltung nachahmte und ihn strafend ansah. Selina. Erian schluckte. Er hätte wirklich nicht kommen sollen. Ein Teil von ihm hatte gehofft, oder besser erwartet, dass sie Weihnachten bei ihren Eltern verbrachte. Warum sollte Damien ihn sonst einladen? Selina verdiente Besseres, als durch seine Anwesenheit an ihre Entführung erinnert zu werden. Deshalb hatte er sich bisher von ihr ferngehalten.„Ist es meine Schuld, dass er lieber vor dem Haus rumlungert?“, erwiderte Damien.Selina gab ein Schnauben von sich, bevor sie sich zu Erian drehte. „Ignorier ihn einfach und komm rein. Wir sind immer noch dabei, ihm Manieren beizubringen, aber ich fürchte, es ist hoffnungslos.“ Sie zuckte entschuldigend mit einer Schulter und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.Ungläubig starrte Erian sie an. Meinte sie das ernst? Von ihr hätte er eher erwartet, hinausgeworfen zu werden.„Hey, es war seine Entscheidung, nicht meine“, protestierte Damien. „Außerdem ist er nicht mein Gast.“Jetzt verstand Erian überhaupt nichts mehr.„Natürlich ist er das“, entgegnete Selina. „Ich habe nur die Einladung verschickt. Bei dir muss man immer etwas nachhelfen. Du weißt einfach nicht, was gut für dich ist.“Erians Augen weiteten sich. Selina hatte dafür gesorgt, dass er herkam? Damit hätte er am wenigsten gerechnet. „Ich dachte, du hasst mich“, platzte es aus ihm heraus, bevor er sich stoppen konnte.Selinas Stirn legte sich in Falten. „Meinst du mich?“, fragte sie. „Wieso sollte ich das tun?“War das nicht offensichtlich?Als hätte Damien seine Frage gehört, schüttelte er den Kopf. „Glaub mir, sie weiß nicht mal, was Hass ist. Zu gut für diese Welt …“„Hey“, protestierte Selina und schlug ihm leicht gegen den Arm, doch ihre Lippen zuckten amüsiert. „Er übertreibt maßlos.“Das sah Erian anders. Zum ersten Mal musste er seinem Bruder recht geben. Offensichtlich war Selina wirklich so unschuldig, wie sie aussah. Und gutmütig. Genau wie Olia. Ein Schmerz durchzuckte seinen Brustkorb. Unwillkürlich rieb er sich über die Stelle. Würde es je aufhören, wehzutun? Traurig schob er den Gedanken zur Seite. Wenigstens hatte er verhindern können, dass Selina genauso endete. Selbst ihr fröhliches Wesen schien unverändert. Vielleicht war sie deshalb bereit, ihm zu vergeben? Weil er Damien ihren Aufenthaltsort genannt hatte?„Na los, wir beißen nicht“, scherzte sie und winkte ihn zu sich. „Außerdem gehörst du zur Familie. Bei uns bedeutet das etwas.“Ein Kloß bildete sich in Erians Kehle. So hatte ihn noch niemand behandelt. Wie konnte er da nein sagen? Mit einem Schritt vorwärts betrat er das Grundstück … und verharrte regungslos. Schneeberge zierten den Garten. Am Rand des gepflasterten Weges stand ein Schneemann. Von außen war nichts davon zu sehen gewesen. Illusionszauber? Aber warum? Und wieso war der Schnee nicht längst geschmolzen? Seit Tagen war es viel zu warm dafür. Obwohl, plötzlich kam es ihm kälter vor.Neugierig ging Erian in die Hocke und fuhr mit der Hand über einen weißen Hügel. Seine Augen weiteten sich. Kalt und feucht. Es fühlte sich tatsächlich echt an! Fragend sah er auf.Ein Grinsen erschien auf Selinas Gesicht. „Ariana und ich haben geschimpft, dass wir wieder keine weißen Weihnachten bekommen. Da hat sich jemand eine Überraschung einfallen lassen. Als wir heute aufgewacht sind, hat es stürmisch geschneit. Und nur über diesem Haus!“ Mit leuchtenden Augen sah sie zu Damien, der unschuldig mit den Achseln zuckte.„Ich weiß nicht, was du meinst …“„Natürlich nicht“, erwiderte Selina. „Muss wohl ein Geschenk vom Weihnachtsmann sein.“ Sie schloss das Tor und deutete in Richtung Haus. „Lasst uns reingehen. Es ist eiskalt hier draußen.“„Dir kann man auch nichts recht machen“, murmelte Damien und lief mit ihr in Richtung Haus. Lächelnd folgte Erian den beiden. Vielleicht war doch nicht alles an Weihnachten so albern und unsinnig, wie er gedacht hatte. Viele nannten diese Zeit magisch. Zumindest das schien zu stimmen. Wenn auch nur auf dieser Seite des Gartenzauns …
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So, das war es schon. Ich hoffe, dieser Einblick in Erians Gedankenwelt hat euch gefallen und konnte euch die Wartezeit auf Buch 3 ein bisschen versüßen. P.S.: Falls ihr euch wundert, warum auf dem Cover Magische Weihnachten 2 steht, Teil 1 gab es vor ein paar Jahren. Die Szene könnt ihr hier (nochmal) lesen.
Frohe Weihnachten!
Hoffe, ihr habt eine ruhige, besinnliche Zeit und ganz viel Freude mit euren Lieben. :-)
Als kleine Überraschung und Entschuldigung (weil der nächste Lunadar Teil wieder so lange dauert), habe ich hier noch eine kurze Lunadar Weihnachtsgeschichte für euch. Spoiler gibt es nur bis Buch 2. Habe versucht, keine für Teil 3 einzubauen. Hoffe, es ist mir gelungen.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrachtete Erian das Herrenhaus am Rande der Klippen von Lunadar. Es sah anders aus als in seinen Erinnerungen. Freundlicher. Wahrscheinlich wegen den Dekorationen … oder der Abwesenheit von Leichen. Schnell verdrängte er den Gedanken und atmete tief durch.Bunte Lichterketten zierten den Zaun und Teile des Gebäudes. Tierstatuen standen im Garten. Braune Wesen mit Hörnern waren vor einen Wagen gespannt. Nein, nicht Hörner, Geweihe. Es musste sich um Rentiere handeln, die einen Schlitten zogen. Von so etwas hatte er schon gehört.Sein Blick wanderte weiter. Glitzernde Eiszapfen hingen vom Dach, auch wenn es dafür eigentlich nicht kalt genug war. Magie oder Technologie? Spielte es eine Rolle? Er schüttelte den Kopf über sich selbst und entdeckte dabei kleine Figuren auf den Pfosten des Eingangstores. Gegen den kühlen Wind anblinzelnd, versuchte er, mehr zu erkennen. Rot-grün gestreifte Kleidung und spitze Ohren, die unter Zipfelmützen herauslugten.Erian durchforstete sein Wissen nach Informationen über die seltsamen Traditionen dieser Dimension. Um Weihnachtsmänner handelte es sich nicht. Kein Bart oder dicker Bauch. Was könnte es sonst sein?Ein Räuspern schreckte ihn auf. Irritiert drehte er sich nach links. Mit wehenden Haaren trat sein Bruder an den Zaun und hob eine Augenbraue. „Hast du vor, heute noch reinzukommen?“Erians Mundwinkel zuckten, doch er unterdrückte sein Lächeln. Es war mehr Gewohnheit als eine geplante Handlung. Er wusste, dass er sich nicht länger zurückhalten musste. Seit Monaten war er bereits frei von der Unterdrückung seiner Artgenossen. Niemand würde ihn bestrafen oder sich über ihn lustig machen, weil er Emotionen zeigte. Im Gegenteil, Sarah hatte damit angefangen, ihn aufgrund seines stoischen Verhaltens zu necken. Wenn er nicht aufpasse, würde der finstere Blick auf seinem Gesicht einfrieren. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln. Bis ihm einfiel, dass sie ihm auch vorgeworfen hatte, er wäre wie Damien. Als hätte er irgendetwas mit seinem Bruder gemeinsam … abgesehen von ein paar Genen.„Ich überlege noch“, erwiderte er, während sich seine Finger um die Einladung in seiner Jackentasche schlossen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sie zu ignorieren.Heiligabend mit seinem Bruder und dessen Freunden verbringen? Was für eine schwachsinnige Idee! Er verstand nicht einmal, aus welchem Grund die Menschen Weihnachten liebten. Wenn seine Recherchen stimmten, hatte das Ganze etwas mit einem Kerl zu tun, der an ein Kreuz genagelt wurde. Was gab es daran zu feiern?Okay, der Mann hatte überlebt, aber musste man aus ein bisschen Glück so einen Hehl machen? Und was hatte das Ganze mit diesem weißhaarigen Alten zu tun, der Geschenke verteilte? Am liebsten würde er fragen. Die Vorfreude und Aufregung, die er in letzter Zeit in Menschen sah, verblüfften ihn. Erians Augen fixierten Damien. Würde sein Bruder ihn aufklären? Oder über sein Unwissen lachen? Wie es sein Vater getan hätte.„Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?“, fragte er stattdessen. Seit er sein Meander-Amulett zerstört und damit seine gestohlene Fähigkeit aufgegeben hatte, konnte Damien ihn nicht mehr spüren. Zumindest hatte er das behauptet. Trotzdem wusste der Kerl immer, wenn er auftauchte. Er musste weder klingeln noch mental anklopfen.Damien bedachte ihn mit einem abfälligen Blick. Was hatte er auch erwartet? Eine Antwort in einem freundlichen Ton? Erian schnaubte verächtlich. Freundlich konnte man seinen Bruder nicht nennen. Wieder einmal fragte er sich, warum er seine Zeit mit dem Nichtsnutz verschwendete. Seine anfängliche Hoffnung, dass Damien die Sphärenwanderin überreden würde, ihn nach Hause zu teleportieren, hatte er längst aufgegeben. Andere Dimensionen zu finden, lag außerhalb ihres momentanen Könnens. Vielleicht würde Sarah es nie schaffen, schließlich war sie zur Hälfte Mensch. Erian seufzte. Wenigstens steckte er nicht in einer Höllendimension fest. Diese Welt gefiel ihm sogar ganz gut. Andere, freundlichere Sitten. Gesetze gegen Unterdrückung und Sklaverei. Keiner kommandierte ihn herum. Leider gab es auch niemanden, der ihn verstand, oder mit dem er eine mentale Verbindung teilte. Manchmal trieb ihn die Stille in seinem Kopf in den Wahnsinn. Vielleicht suchte er deshalb Damiens Nähe? Immerhin konnten sie sich telepathisch unterhalten, wenn sein Bruder es zuließ. Ja, das musste es sein. Oder lag es daran, dass Damien nicht halb so ätzend war, wie er angenommen hatte? Nicht dass er das zugeben würde …„Kameras.“ Damiens Stimme riss Erian aus seinen Gedanken. Verwirrt runzelte er die Stirn.Sein Bruder deutete zu dem Baum hinter ihm, dann in einer weitläufigen Geste um sich. „Seit eurem Angriff haben wir ein umfangreiches Alarmsystem mit Überwachungskameras.“Oh. Darauf hätte er auch selbst kommen können.„Keine schlechte Idee“, gab Erian zu, während sich seine Hand erneut um die Einladung in seiner Tasche verkrampfte. Wollte er wirklich den Abend mit diesen Menschen verbringen? Er lachte beinahe über sich selbst. Er war hier, das sprach für sich. Außerdem war es zu spät, um unbemerkt abzuhauen.Stille kehrte ein, dehnte sich aus. Damien schob eine Haarsträhne aus seinem Gesicht und sah ihn erwartungsvoll an. „Brauchst du noch lange, um dich zu entscheiden?“, fragte er schließlich. Als Erian zögerte, zuckte er mit den Schultern. „Okay, ich gehe wieder rein. Sonst ruinieren die Mädels meine Plätzchen … oder stecken das Haus in Brand. Man kann sie wirklich keine fünf Minuten allein lassen. Melde dich, falls du doch noch reinkommen willst.“ Er deutete auf seinen Kopf, bevor er sich umdrehte und davonstapfte.Erians Zähne bohrten sich in seine Unterlippe. Sollte er ihn zurückrufen? In dem Moment öffnete sich das Eingangstor. Überrascht lugte er durch die Öffnung.„Du willst ihn nicht ehrlich draußen stehen lassen?“, rief eine weibliche Stimme.Mit verschränkten Armen kam Damien vor einer Blondine zum Stillstand, die seine Körperhaltung nachahmte und ihn strafend ansah. Selina. Erian schluckte. Er hätte wirklich nicht kommen sollen. Ein Teil von ihm hatte gehofft, oder besser erwartet, dass sie Weihnachten bei ihren Eltern verbrachte. Warum sollte Damien ihn sonst einladen? Selina verdiente Besseres, als durch seine Anwesenheit an ihre Entführung erinnert zu werden. Deshalb hatte er sich bisher von ihr ferngehalten.„Ist es meine Schuld, dass er lieber vor dem Haus rumlungert?“, erwiderte Damien.Selina gab ein Schnauben von sich, bevor sie sich zu Erian drehte. „Ignorier ihn einfach und komm rein. Wir sind immer noch dabei, ihm Manieren beizubringen, aber ich fürchte, es ist hoffnungslos.“ Sie zuckte entschuldigend mit einer Schulter und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.Ungläubig starrte Erian sie an. Meinte sie das ernst? Von ihr hätte er eher erwartet, hinausgeworfen zu werden.„Hey, es war seine Entscheidung, nicht meine“, protestierte Damien. „Außerdem ist er nicht mein Gast.“Jetzt verstand Erian überhaupt nichts mehr.„Natürlich ist er das“, entgegnete Selina. „Ich habe nur die Einladung verschickt. Bei dir muss man immer etwas nachhelfen. Du weißt einfach nicht, was gut für dich ist.“Erians Augen weiteten sich. Selina hatte dafür gesorgt, dass er herkam? Damit hätte er am wenigsten gerechnet. „Ich dachte, du hasst mich“, platzte es aus ihm heraus, bevor er sich stoppen konnte.Selinas Stirn legte sich in Falten. „Meinst du mich?“, fragte sie. „Wieso sollte ich das tun?“War das nicht offensichtlich?Als hätte Damien seine Frage gehört, schüttelte er den Kopf. „Glaub mir, sie weiß nicht mal, was Hass ist. Zu gut für diese Welt …“„Hey“, protestierte Selina und schlug ihm leicht gegen den Arm, doch ihre Lippen zuckten amüsiert. „Er übertreibt maßlos.“Das sah Erian anders. Zum ersten Mal musste er seinem Bruder recht geben. Offensichtlich war Selina wirklich so unschuldig, wie sie aussah. Und gutmütig. Genau wie Olia. Ein Schmerz durchzuckte seinen Brustkorb. Unwillkürlich rieb er sich über die Stelle. Würde es je aufhören, wehzutun? Traurig schob er den Gedanken zur Seite. Wenigstens hatte er verhindern können, dass Selina genauso endete. Selbst ihr fröhliches Wesen schien unverändert. Vielleicht war sie deshalb bereit, ihm zu vergeben? Weil er Damien ihren Aufenthaltsort genannt hatte?„Na los, wir beißen nicht“, scherzte sie und winkte ihn zu sich. „Außerdem gehörst du zur Familie. Bei uns bedeutet das etwas.“Ein Kloß bildete sich in Erians Kehle. So hatte ihn noch niemand behandelt. Wie konnte er da nein sagen? Mit einem Schritt vorwärts betrat er das Grundstück … und verharrte regungslos. Schneeberge zierten den Garten. Am Rand des gepflasterten Weges stand ein Schneemann. Von außen war nichts davon zu sehen gewesen. Illusionszauber? Aber warum? Und wieso war der Schnee nicht längst geschmolzen? Seit Tagen war es viel zu warm dafür. Obwohl, plötzlich kam es ihm kälter vor.Neugierig ging Erian in die Hocke und fuhr mit der Hand über einen weißen Hügel. Seine Augen weiteten sich. Kalt und feucht. Es fühlte sich tatsächlich echt an! Fragend sah er auf.Ein Grinsen erschien auf Selinas Gesicht. „Ariana und ich haben geschimpft, dass wir wieder keine weißen Weihnachten bekommen. Da hat sich jemand eine Überraschung einfallen lassen. Als wir heute aufgewacht sind, hat es stürmisch geschneit. Und nur über diesem Haus!“ Mit leuchtenden Augen sah sie zu Damien, der unschuldig mit den Achseln zuckte.„Ich weiß nicht, was du meinst …“„Natürlich nicht“, erwiderte Selina. „Muss wohl ein Geschenk vom Weihnachtsmann sein.“ Sie schloss das Tor und deutete in Richtung Haus. „Lasst uns reingehen. Es ist eiskalt hier draußen.“„Dir kann man auch nichts recht machen“, murmelte Damien und lief mit ihr in Richtung Haus. Lächelnd folgte Erian den beiden. Vielleicht war doch nicht alles an Weihnachten so albern und unsinnig, wie er gedacht hatte. Viele nannten diese Zeit magisch. Zumindest das schien zu stimmen. Wenn auch nur auf dieser Seite des Gartenzauns …
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So, das war es schon. Ich hoffe, dieser Einblick in Erians Gedankenwelt hat euch gefallen und konnte euch die Wartezeit auf Buch 3 ein bisschen versüßen. P.S.: Falls ihr euch wundert, warum auf dem Cover Magische Weihnachten 2 steht, Teil 1 gab es vor ein paar Jahren. Die Szene könnt ihr hier (nochmal) lesen.