Frisch (Köln)verliebt

Von Turnfieber

Wir sind bewusst aus Hamburg weggezogen, weil wir Eltern beide doch recht ländlich aufgewachsen sind. In einem frei stehenden Einfamilienhaus mit eigenem Garten. Für uns war es normal, als Jugendliche viele Autominuten und diverse Busfahrten in Kauf zu nehmen, um sich mit Freunden zu treffen oder in der Stadt zu bummeln. Den letzten Bus mussten wir erwischen, sonst standen wir da und kamen nicht mehr weg. Geschadet hat es uns nicht und würde es unserem Sohn auch nicht.

Wir mögen das Leben in der Vorstadt irgendwie: Wir genießen unzählige Stunden am nahe gelegenen See, freuen uns jedes Mal über unsere traumhaft schönen Jogging-Strecken und genießen die Ruhe und die Natur. Doch nun, nach gut einem halben Jahr in der Vorstadt, da merken wir, dass wir die Großstadt lieben: Die Cafés, die kleinen Läden, die Stimmung, die Menschen. Wen wundert es da, dass unsere Großstadtlust uns in den letzten Wochen und Tagen immer öfter nach Köln getrieben hat. Es ist doch etwas ganz anderes, seinen Tag in Köln zu verbummeln. Auch heute, der Vater hat sich ein langes Wochenende gegönnt und wurde mit einem traumhaft sonnigen Tag belohnt, besuchten wir unsere neue Großstadt. Und wir fühlten uns pudelwohl.

Eigentlich sind wir doch Großstadtmenschen

Nachdem wir heute am Brüsseler Platz im Miss Päpki mit einem stark verspäteten aber nicht minder wunderbaren Frühstück in den eigentlich viel zu heißen Sommertag gestartet sind, sind wir in Richtung Stadtgarten geschlendert. Unser Sohnemann schwitzte in seiner Bondolino vor sich hin und war voller Freude als wir den schattigen Spielplatz im Stadtgarten erreichten. Schatten und dazu noch eine leichte Brise – so konnten wir die Mittagsstunden gut aushalten.

Unser Sohnemann krabbelte durch den Sand, beobachtete andere Kinder, schaukelte mit uns um die Wette und zeigte mal wieder deutlich, dass Rutschen wirklich nichts für ihn ist. Als wir Eltern da so saßen, überlegten wir, ob wir nicht doch eigentlich Stadtmenschen sind. Wir fühlen uns wohl in unserer neuen Bleibe, aber die Sehnsucht nach dem Großstadtleben ist da und sie wird nicht kleiner. Vielleicht liegt das an den sommerlichen Temperaturen, vielleicht liegt es aber auch einfach an uns – daran, dass wir eigentlich ziemlich gerne dieses Großstadtleben geführt haben und vielleicht wieder führen wollen.

Großstadt? Vorstadt? Keine Ahnung!

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich über einen Bioladen freuen würde – in Eimsbüttel gab es wirklich an jeder Ecke einen. Wir bekommen veganen Besuch? Kein Problem, es gibt jede Menge vegane Restaurants und Cafés! In der Vorstadt? Merkste selber. Was für uns in Hamburg selbstverständlich war, ist in der Vorstadt auf einmal besonders. Wir wussten das vorher, aber wir wussten nicht, wie sehr wir diese Selbstverständlichkeiten vermissen werden.

Und dann sind da die Angebote für unseren Sohnemann. Seien es Spielgruppen, Kitas oder Kurse. Das Angebot von Vorstadt zu Großstadt unterscheidet sich immens. Klar, wir könnten auch als Vorstädter das Stadt-Angebot wahrnehmen, aber das bedeutet, sich in den Großstadtverkehr zu begeben – und der ist für mich wirklich ein mehr als rotes Tuch.

Und nun sind wir mittendrin in diesem Gefühlschaos: Wir sind hin- und her gerissen. Wir haben eigentlich das Gefühl, dass wir in die Großstadt gehören. Wir fühlen uns eigentlich aber auch in der Vorstadt wohl. Nun stellt sich die Frage: Welches eigentlich wiegt mehr? Meine Antwort fällt momentan schon sehr eindeutig aus – wir werden sehen, mit welcher Konsequenz. Aber ganz egal, wie und wofür wir uns entscheiden: Die Hauptsache ist, wir treffen diese Entscheidung gemeinsam als Familie.