frisch gepresst: Teil 1, Dorian

Geburten sind immer ein Trauma hieß es in einem Artikel den ich vor kurzem gelesen habe. Denke da spalten sich die Meinungen. Meine waren es zumindest.. obgleich es am Alter, an den äußeren Einflüssen…oder an der Geburt an sich lag., wie ich es empfunden habe.  Wobei Marias Geburt von keiner meiner Kinder getoppt werden konnte. Zumindest nicht die Zeit danach und das tiefe schwarze Loch in das meine Seele daraufhin fiel.

Dorian, war meine erste Geburt. Wenn ich zurück denke stellen sich mir noch alle Haare zu Berge, aber ich war jung, ich war naiv und in meinem Geiste gab es das Wort ” Geburtskomplikationen” noch nicht.

Jetzt, 14 Jahre danach, erinnere ich mich immer noch an 3 Momente die mir begegnet sind, als wäre es erst gestern passiert. Der erste war bei meiner ersten Feindiagnostik. Die werdende Mutter vor mir kam tränenüberströmt und einem Zusammenbruche nahe aus dem Untersuchungsraum. Ich erwischte mich we ich sie anstarrte. Kurz danach wurde ich aufgerufen. Der Arzt saß vor dem Pc und telefonierte. Ich bekam die Frage beantwortet die sich zwangsläufig gestellt hatte. Was war geschehen? Eben gesehene Patientin, werdende Mami und Frau in meinen Gedanken seit über einem Jahrzehnt, war im sechsten Monat Schwanger, Ihr Kind hatte den kompletten Rücken offen. Ich frage mich immer noch was wohl geworden ist. Traue mich aber nicht, mich in irgend einer Form weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Aus Angst dem “was wäre wenn” einen Namen und somit auch eine Prognose zu geben. Hier entstand dann auch mein Trauma ” Feindiagnostik”

Der zweite Moment kam beim betreten der Geburtsklinik. Direkt gerade zu war die Neonatologie. Eine elektrisch zu öffnende Tür mit einer Klingel. Ein Vater ging gerade hinein und ich konnte einen kleinen Einblick erhaschen. Nichts richtiges.  Es war eher verschwommen und ich empfand es als einen Blick in eine andere Welt, in eine Welt voll Sorge, Hoffnung und Traurigkeit. Und es machte mir wahnsinnige Angst. Neonatologie war mein Albtraum Nr 1.  Ohne zu wissen was sich da hinter verbarg.

Mit dem heutigem Wissen, hatte Dorian sehr großes Glück. Es begann alles damit, das eine übereifrige Hebamme einen Sterngucker witterte. Also wurde versucht mein kleines Baby, welches bis dato immer richtig lag, aus seiner Geburtsposition zu drehen. Mit Erfolg! Blöd war nur, das er in keiner Sternguckerposition lag, sondern erst durch sie so gedreht wurde. Nach sechs Stunden gab es eine PDA. Nach acht Stunden hing ich nur noch vor dem roten Knopf, den ich alle 30 min drücken durfte. Oh komme mein Schmerzmittelchen. PDA ist wirklich doof! Nach 10 Stunden begann die Austreibungsphase. ” Jetzt geht es schnell.” sagte meine Freundin, die alsAnästhesieschwester in dem Krankenhaus arbeitet wo ich nun die Schmerzen meines Lebens erlitt.  Als sich nach 30 min immer noch kein kleiner Kopf den Weg gebahnt hatte, wurden alle zu sehens unruhiger. Es wurden noch zwei weitere Ärzte gerufen, es wurde beraten..es wurde telefoniert. Das einzige was es nicht “wurde”, war es mir Informationen zu geben, was eigentlich los ist. ” Sie versuchen jetzt den kleinen rauszupressen, mach genau das was sie sagen, es kann sein das dir dabei Rippen brechen” flüsterte mir meine Freundin zu. Kurz nach dem der Satz überhaupt von mir sortiert werden konnte. Standen also 3 Ärzte und 3 Schwestern neben mir. Meine Beine wurden in höhst unsittlicher Form auseinander gespreizt, und ehe ich wusste was geschah gab es zeitgleich zu dem Satz, ” wir müssen so schneiden, wir haben keine Zeit für die Betäubung” zwei seitlich gesetzte Schnitte, mit denen ich hervorragend aufgeklappt werden konnte, gesetzt. Eine Schwester drückte mich an den Schultern runter, 2 weitere standen rechts und links von mir, hielten sich gegenseitig an den Armen und drückten mit aller Kraft wie eine Betonwelle auf mich. Aufgeschnitten, mit wellenartigen Walzen auf meinem Körper, lag ich da und wurde von Arzt Nr 1 angeschrien, ich solle pressen. Nun das tat ich, ich presste bis zum Ohnmachtsgefühl. Und Dorian kam. Nach  6 mal potentiellem Rippenbrechen hörte ich ihn schreien..” es geht ihm gut, der Kopf formt sich in den nächsten Tagen wieder normal” dran von rechts an mein Ohr. Und nach kurzer Bestandsaufnahme der Ärzte durfte Dori in meine Arme. Er war lila und sein Kopf erinnerte eher an eine Bohne als an ein Ei. 6 weitere Stunden später gab es tatsächlich nur noch ein leichtes Böhnchen welches nach 2 Tagen ein wunderschönes rundes Ei wurde.

Das erschreckende war jedoch aus jetziger Sicht, mit was für einer Naivität ich das ganze damals erlebt hatte. Ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen , das es Komplikationen gab. Ein bisschen ” Probleme” aber ansonsten war die Geburt für mich ganz ok. Das war mein Empfinden..zum Glück. Sonst gäbe es wohl Jonathan, Maria & Noah nun nicht.

Und der dritte Moment? Den erlebte ich am Tag meiner Entlassung. Ich stand in der Nähe vom Schwesternzimmer und wartete auf meine Entlassungspapiere. Als hinter mir eine Tür auf ging, und ein piepsen meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Über einem Bett hing eine “Happy Birthday- Wimpelkette” da drunter lag ein schwerbehindertes Kind. Die Augen leicht nach oben verdreht, Mund seitlich geöffnet. Sabberlätzchen um.  An Maschienen angeschlossen. Tür ging wieder zu. Und ich schämte mich dafür ein paar Sekunden reingestarrt zu haben. Ich nahm die Papiere entgegen und ging. Blind für die Welt außerhalb meines Radius.

Wie habt ihr eure Geburten erlebt? Habt ihr ähnliche Erinnerungen an damalige Momente?

Falls ihr kein WordPresskonto haben solltet und hier nicht antworten könnt, würde ich mich freuen wenn ihr Sie mir bei Facebook erzählt.

Hier findet ihr mich

Maria ante portas 


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