Friends Of Gas
„Fatal Schwach“
(Staatsakt)
Legendenbildung ist eine feine Sache. Irgendwer erzählt also irgendwem irgendwas und Jahre später gibt das eine prima Pointe in – sagen wir mal – einer Plattenrezension wie dieser hier ab. Gehen tut sie ungefähr so: Das Kafe Kult ist eine ziemlich windschiefe und zugige Baracke im Münchner Stadtteil Oberföhring, wer hier spielt, steht eher ganz am Anfang seiner Karriere (so sie denn kommt). Daß hier auch Nirvana auf der Bühne standen, als sie noch keiner kannte, hält sich als hartnäckiges Gerücht (sicher belegt ist dagegen ihr Auftritt im Circus Gammelsdorf) – aber The Vandals, Bad Religion und Green Day sind ja auch keine schlechten Referenzen. Jedenfalls, so wird man sich einst erzählen, hat der Max Rieger, Sänger und Kreativkopf der Stuttgarter Punkband Die Nerven, hier innerhalb weniger Tage das Album „Fatal Schwach“ der Friends Of Gas aufgenommen, ist dafür extra mit seinem Equipment im Sperrgepäck angereist, weil er ein entstaubtes Studio für den Sound des Quintetts für ungeeignet hielt.
Eine gute Entscheidung möchte meinen, wer sich das Debüt der Band anhört und auf die quasiromantische Eingangserzählung folgt deshalb auch gleich noch das Lob der Zumutung: Länger, lauter, rauher, gern auch mal im vagen bleiben – die Friends Of Gas können das alles sehr gut. Sieben Stücke zählt die Platte und gleich mehrere lassen sich ausreichend Zeit, entwickeln sich langsam, bauen sich auf und gipfeln nicht selten in ordentlich krachigem Feedback. Gegen das Etikett Post-Punk gibt es wohl wenig einzuwenden (man sagt ja damit bekanntlich alles oder nichts), aber die klanglichen Parallelen von „Ewiges Haus“ zum ebenfalls (leider nur) live eingespielten Velvets-Cover „Sister Ray“ von Joy Division drängen sich einem hier deutlich auf. An anderer Stelle („Saurer Schnee“, „Einknick“) mischen sich die fulminanten Disharmonien von Sonic Youth ins Bild und so hat man für sich selbst schon zwei Bezugsgrößen ausgemacht, ohne die Band gleich allzu sehr einzuengen.
Ohnehin ist die Stimme von Nina Walser ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal, sie frisst sich wie Abbeize in die Gehörgänge, wenn sie den Körper als „Template“ und Tablet assoziiert, mit Schere, Stein und Papier ihr „Ewiges Haus“ baut, das dann doch vom kalten, klaren Wasser hinweggespült wird, oder aber über den Sinn und Unsinn ihrer Zähne hadert („Teeth“). Ein explosives, extatisches, leidenschaftliches Album, dem die Ordnung zu fehlen scheint und das gerade deshalb so reizvoll erscheint. Live, so hört man allerorten, sind die fünf ein Ereignis, insofern sollte ihnen die scheinbar unbehandelte, grobkörnige Aufnahme von Rieger in die Karten spielen – sie weckt keine falschen Erwartungen, verlangt aber nicht weniger als den ungefilterten Genuss. Ob das dann umgehend zur „Münchner Schule“ ausgerufen werden muß, sei dahingestellt. Für solche Legenden haben die Friends Of Gas schließlich später noch Zeit.
23.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
29.10. Berlin, West-Germany
12.11. München, Milla
02.12. Wuppertal, Die Börse
03.12. Erfurt, Frau Korte
„Fatal Schwach“
(Staatsakt)
Legendenbildung ist eine feine Sache. Irgendwer erzählt also irgendwem irgendwas und Jahre später gibt das eine prima Pointe in – sagen wir mal – einer Plattenrezension wie dieser hier ab. Gehen tut sie ungefähr so: Das Kafe Kult ist eine ziemlich windschiefe und zugige Baracke im Münchner Stadtteil Oberföhring, wer hier spielt, steht eher ganz am Anfang seiner Karriere (so sie denn kommt). Daß hier auch Nirvana auf der Bühne standen, als sie noch keiner kannte, hält sich als hartnäckiges Gerücht (sicher belegt ist dagegen ihr Auftritt im Circus Gammelsdorf) – aber The Vandals, Bad Religion und Green Day sind ja auch keine schlechten Referenzen. Jedenfalls, so wird man sich einst erzählen, hat der Max Rieger, Sänger und Kreativkopf der Stuttgarter Punkband Die Nerven, hier innerhalb weniger Tage das Album „Fatal Schwach“ der Friends Of Gas aufgenommen, ist dafür extra mit seinem Equipment im Sperrgepäck angereist, weil er ein entstaubtes Studio für den Sound des Quintetts für ungeeignet hielt.
Eine gute Entscheidung möchte meinen, wer sich das Debüt der Band anhört und auf die quasiromantische Eingangserzählung folgt deshalb auch gleich noch das Lob der Zumutung: Länger, lauter, rauher, gern auch mal im vagen bleiben – die Friends Of Gas können das alles sehr gut. Sieben Stücke zählt die Platte und gleich mehrere lassen sich ausreichend Zeit, entwickeln sich langsam, bauen sich auf und gipfeln nicht selten in ordentlich krachigem Feedback. Gegen das Etikett Post-Punk gibt es wohl wenig einzuwenden (man sagt ja damit bekanntlich alles oder nichts), aber die klanglichen Parallelen von „Ewiges Haus“ zum ebenfalls (leider nur) live eingespielten Velvets-Cover „Sister Ray“ von Joy Division drängen sich einem hier deutlich auf. An anderer Stelle („Saurer Schnee“, „Einknick“) mischen sich die fulminanten Disharmonien von Sonic Youth ins Bild und so hat man für sich selbst schon zwei Bezugsgrößen ausgemacht, ohne die Band gleich allzu sehr einzuengen.
Ohnehin ist die Stimme von Nina Walser ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal, sie frisst sich wie Abbeize in die Gehörgänge, wenn sie den Körper als „Template“ und Tablet assoziiert, mit Schere, Stein und Papier ihr „Ewiges Haus“ baut, das dann doch vom kalten, klaren Wasser hinweggespült wird, oder aber über den Sinn und Unsinn ihrer Zähne hadert („Teeth“). Ein explosives, extatisches, leidenschaftliches Album, dem die Ordnung zu fehlen scheint und das gerade deshalb so reizvoll erscheint. Live, so hört man allerorten, sind die fünf ein Ereignis, insofern sollte ihnen die scheinbar unbehandelte, grobkörnige Aufnahme von Rieger in die Karten spielen – sie weckt keine falschen Erwartungen, verlangt aber nicht weniger als den ungefilterten Genuss. Ob das dann umgehend zur „Münchner Schule“ ausgerufen werden muß, sei dahingestellt. Für solche Legenden haben die Friends Of Gas schließlich später noch Zeit.
23.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
29.10. Berlin, West-Germany
12.11. München, Milla
02.12. Wuppertal, Die Börse
03.12. Erfurt, Frau Korte