13.03.2010Politik & Gesellschaft erstellt von Helmut N. Gabel
Seit 9 Monaten kommt der Iran nicht zur Ruhe.
Der Sprung über ein Feuer als Symbol für Freiheit im Iran
Am 11. Februar sind die Proteste der opponierenden Bevölkerung von dem Regime im Iran generalstabsmäßig an den Rand gedrängt worden. Stattdessen wurden mit großem logistischem und finanziellem Aufwand Anhänger des Regimes und gekaufte Kräfte aus den Provinzen mobilisiert und nach Teheran zur Parade chauffiert worden. So konnte das Regime vor der Presse behaupten, die wenigen Unruhestifter seien von der Übermacht des „wahren iranischen Volkes” zum Schweigen gebracht worden. Tatsächlich hören wir im Westen seither nur noch von Verhaftungen, Journalisten und Berichterstattern, die massenhaft ins Exil flüchten und sich in elende Lebensverhältnisse begeben, um nicht durch konstruierte Vorwürfe von den radikalen Usurpatoren der Macht gehängt zu werden.
Am 16. März steht die nächste Bewährungsprobe der oppositionellen Kräfte an. Zahra Rahnavard kündigte an, dass die Opposition an diesem Tag der Opfer der Proteste gegen die letzten Präsidentschaftswahlen gedenken wolle. Der Tag heißt Chaharshanbeh Souri und wird mit der Jahrhundertealten Tradition des Feuerfestes begangen. Es ist der letzte Dienstag im Jahr 1388, bevor am 20 März das Neue Jahr im Iran anbricht. Sie fügte hinzu, dass jegliche Gewalt an diesem Tag von Seiten des Regimes komme. Frau Rahnavard ist die Gattin von MirHosein Mousavi und ehemalige Präsidentin der Alzahra Universität. Sie gilt als Verfechterin von mehr Selbstbestimmung für Frauen im Iran und versucht die Frauenbewegungen im Iran mit der grünen Bewegung zusammen zu bringen.
In einem Interview mit der reformorientierten Webseite Kalameh bezeichnete sie die zehnte Regierung der Islamischen Republik Iran als „rückwärtsgewandt und an gewaltsamen Auseinandersetzungen interessiert“. Sie wandte sich deutlich gegen die reaktionären Interpretationen des Islams durch die derzeitige Regierung im Iran. Offensichtlich hat sich eine Fraktion innerhalb der Machtelite durchgesetzt, von denen Rahnavard folgendes weiß: „Diese Regierung ist mit einer machtinteressierten Fraktion verbunden, die ihren Einfluss über einen großen Teil ungebildeter Schichten in der Islamischen Gesellschaft ausübt. Diese Fraktion hat die Kettenmorde veranlasst und tritt immer wieder in Erscheinung durch Gewalt an ihren Gegnern mit dem Ziel eine geschlossene Gesellschaft zu schaffen.“
In dem Interview geißelte Frau Rahnavard die Regierung Ahmadinedschads für eine frauenfeindliche Gesetzesvorlage. Offensichtlich soll ein Passus im Familienrecht gestrichen werden, der den Frauen zubilligte vom Ehemann um Erlaubnis gefragt zu werden, bevor er eine Zweitfrau nimmt. Weiter soll eine Steuer auf die sogenannte Mehrieh (Betrag, der im Ehevertrag festgehalten wurde, um im Falle einer Scheidung der Frau gezahlt werden soll) erhoben werden.
Zahra Rahnavard betonte weiterhin, dass die Islamische Revolution Stückwerk geblieben sei und die Umsetzung ihrer Ideale nicht gelungen sei. Vor allem forderte sie „Freiheit, Demokratie, Rechte für Frauen und Herrschaft auf der Grundlage von Gesetzen“ müssen verwirklicht werden und wären das Ziel der grünen Bewegung im Iran.
Seit die Proteste vor neun Monaten losbrachen und schon in den Wahlkampagnen vor der vermutlich gefälschten Präsidentschaftswahlen, stand Frau Rahnavard an der Seite ihres Mannes Mirhosein Mousavi, der zusammen mit Mehdi Karoubi als bekannteste Figuren in der grünen Bewegung gilt. Selbst vor Frauen machen die unerbittlichen Armaggedonisten hinter Ahmadinedschad nicht halt. Ihre Anhänger haben Frau Rahnavard bei mehreren Gelegenheiten tätlich angegriffen.
Kommende Woche wird das Springen über die Feuer am Chaharshanbeh Souri Tag ein Symbol für Freiheit und friedlichen Protest gegen eine gewaltverherrlichende Machtclique.