“Friedhof” und der schwierige Frieden

Von Rsk6400

Seit zwei Wochen taucht in den Gesprächen öfter das Wort “Makaburi” auf. Ich verstand zunächst nur “Friedhof”, denn das ist die Übersetzung des Wortes, aber schnell werde ich aufgeklärt, dass Makaburi der Spitzname eines islamistischen Hasspredigers war, der ursprünglich als Totengräber gearbeitet hatte. Er wurde mit einer Reihe von Terroranschlägen in Kenia in Verbindung gebracht und ist von “Unbekannten” erschossen worden. Kenia ist immer wieder das Ziel von islamistischen Terrorattacken. Mehrere Prediger, die als Hintermänner des Terrors gelten, sind in letzter Zeit erschossen worden, und alle meine Gesprächspartner sind sicher, dass die “unbekannten” Todesschützen im Auftrag der Regierung gehandelt haben. Sie scheinen es sogar gut zu finden, dass die Regierung auf diese Art Terror mit Mord beantwortet. Das Verhältnis zwischen der christlichen Mehrheit (82 %) und der muslimischen Minderheit (11 %) in Kenia ist sehr gespannt.
Vor diesem Hintergrund war ich froh, dass einer der jungen Mönche, die neulich in Tigoni zu Priestern geweiht wurden, in Kairo Islamwissenschaften studiert. Drei seiner muslimischen Freunde waren zu seiner Weihe gekommen. Dies wurde in mehreren Reden als Beitrag zum christlich-islamischen Verhältnis gelobt (das Foto zeigt sie auf dem Ehrenplatz beim Gruppenfoto mit dem Nuntius, der die Weihe vorgenommen hatte). Mein guter Eindruck, “Endlich mal jemand, der sich um den Frieden zwischen Christen und Muslimen bemüht”, hielt genau sechs Tage. Dann ergab sich ein längeres Gespräch mit Prior Lawrence, dem Oberen von Tigoni. Ich lobe ihn dafür, dass ein Mitglied seiner Gemeinschaft sich besonders für das Verhältnis zum Islam einsetzt. Aber als Antwort bekomme ich eine längere Rede zu hören, in der er alle Muslime in einen Topf wirft, “die Muslime” wollten die Christen durch Gewalt einschüchtern. Ich ahne, dass der junge Islamwissenschaftler es schwer haben wird, wenn er sich um einen echten Dialog bemühen will. Leider ist er gleich nach der Weihe nach Kairo zurückgekehrt; ich hätte mich gerne mit ihm unterhalten. Heute mal wieder ein spezieller Gruß, nämlich an P.Cosmas, den Mescheder Islamspezialisten, der es auch nicht immer leicht hat.