Ich muss gestehen, dass ich keinen besonderen Bezug zum Alter habe. Mir ist es egal, ob mein Gegenüber zehn Jahre älter oder jünger ist – so lange die Wellenlänge stimmt. Ich hege keine Ambitionen mich dem Alter angemessen benehmen zu müssen. Ich arbeite in einem Beruf der Aufgeschlossenheit und junges, frisches Denken erfordert und genau so fühl ich mich: Jung!
Und bisher habe ich auch immer gedacht, dass ich genau diesem Typ auch entspreche, bis die vergangene Woche mir das Gegenteil beweisen sollte.
Ein Schwank aus meinem Leben, in vier Akten
I Akt: Im Wohnzimmer (Auf einem weissen Sofa – leise läuft ein Fernsehgerät im Hintergrund).
I Akt: Im Wohnzimmer (Auf einem weissen Sofa – leise läuft ein Fernsehgerät im Hintergrund).
Dienstag: Ich clicke und scrolle mich durch die endlosen Gänge eines mir, bis zu jenem Zeitpunkt völlig unbekannten, Online-Shops. Schöne Sachen. Ab in die Dreambox damit. “Um die Dreambox in vollen Zügen nutzen zu können, müssen Sie sich registrieren!”, “Wehe die kann nix eure Dreambox!”, denk ich mir und fülle die benötigten Felder aus. Tag und Monat waren schnell erledigt, fehlt nur noch das Geburtsjahr. “Bitte wählen Sie Ihr Geburtsjahr:”, “Joa, ne, dann mach ich das wohl ma’, wa?!”, ich clicke auf das Dropdown-Menü und fange an zu scrollen. 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2002, 2001, 2000, 1999 – “Hah, 1999, das hat doch Prince gesungen – das war ‘n Vogel … ” – 1998, 1997, 1996, 1995, 1994, 1993, 1992, 1991, 1990 – “ALTER! Wann kommt denn endlich mein Jahr?! Früher musste ich nie so lange scrollen. Wann ist das denn bitte schön passiert?”
II Akt: In einer kleinen Büroküche (Im Hintergrund gurgelt leise eine Kaffeemaschine).
Donnerstag: Ich stehe im Kreis von gefühlt Gleichaltrigen. Wir unterhalten uns gelassen. Plötzlich fällt das Gespräch auf grüne Tomaten. Ich erzähle, dass ich welche Zuhause hätte. Sofortiges Schweigen. Ungläubige Blicke. Fragezeichen in den Augen meiner Zuhörer. “Was hast Du denn damit vor?!”, fragt mich eine schüchterne Stimme. Ich stelle fest, dass sich bei mir Irritation breit macht. Ich fange an zu stocken, finde nicht die richtigen Worte: “Ehm, schneiden, also in Scheiben und ausbacken. Vorher panieren, wie ein Schnitzel, dann ausbacken. Ganz einfach eigentlich …”, “Wie im Film?!”, betretene Stille. Ich wechsel schnell das Thema.
III Akt: Vor einem Kölner Büdchen (Es herrscht reges Treiben, Bierflaschen klirren).
Samstag: Ich bin unterwegs mit ein paar Bekannten. Es war bis dahin ein netter Abend. Schräge Gespräche, viel Gelächter, kaltes Bier. Wir bleiben bei einer Traube von Menschen stehen, die sich vor einem Büdchen gebildet hatte. Mischen uns unter. Lassen uns in Gespräche verwickeln. Ein groß gewachsener, dunkelhaariger Typ redet mich von der Seite an, möchte wissen was wir so treiben. Wir unterhalten uns, tauschen die Erlebnisse des bisherigen Abends aus, lachen übertrieben laut. Nach einer Weile fragt er mich: “Wie alt bist’n Du?”, wahrheitsgetreu beantworte ich die Frage. “Ach krass,” sagt er, “das mach ich nicht oft – mit ‘ner Älteren so zu quatschen.”, er setzt die Bierflasche an und nimmt einen tiefen Schluck, haut sich auf die Brust mit der Faust und führt selbige an den Mund. Während er aufstößt lächelt er mich angetrunken an.
IV Akt: Im Büro.
Montag: “Also, fit bin ich noch nicht! Ich glaub das Wochenende steckt mir noch in den Knochen … “. Meine Kollegin streckt sich, gähnt herzhaft, “Ich glaub mir auch!”.
Fried Green Tomatoes
Rezept für 4
4 grüne Tomaten
1 großes Ei
Semmelbröse
wenig Mehl
Pfeffer und Salz
3EL Butterschmalz
8 Scheiben geräucherter Frühstücksspeck
1 Avocado
streichbaren Ziegenfrischkäse
fruchtig, scharfe BBQ-Sauce
eine Hand voll gewaschener Rucolablätter
1 süße, rote Tomate
4 Toasties
Den Backofen auf 180°C Umluft, Ober- und Unterhitze vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen, den Speck darauf gleichmäßig auslegen. Sobald der Ofen heiß ist den Speck kross ausbacken lassen.
Die grünen Tomaten waschen, trocknen und in Scheiben schneiden.
Ei in einer kleinen Schlüssel mit wenig Salz und Pfeffer verquirrlen. Mehl und Semmelbrösel in jeweils separate Schüsselchen geben, Semmelbrösel ebenfalls mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Tomatenscheiben zunächst mehlieren, überschüssiges Mehl vorsichtig abklopfen, dann im Ei wenden, bis es gleichmäßig überzogen ist, anschließend vorsichtig mit den Semmelbröseln panieren.
In einer schwere Pfanne das Butterschmalz erhitzen. Sobald das Fett heiß die panierten Tomatenscheiben goldbraun und kross ausbacken. Fertige Scheiben auf wenig Küchenkrepp abtropfen lassen.
Avocado der Länge nach aufschneiden, den Kern entfernen, das Fleisch herauskratzen und in einer Schüssel zu einer glatten Creme verarbeiten. Die rote Tomate waschen, fein würfeln und zu der Creme geben. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Toasties goldbraun im Toaster toasten.
Jeweils eine Seite mit Ziegenfrischkäse bestreichen, darauf einen großzügigen Kleks BBQ-Sauce geben, mit den gebratenen Tomatenscheiben belegen. Den Speck etwas zerkleinern. Speck gleichmäßig auf den Toasties verteilen. Toasties mit Salat garnieren, nun den Deckel mit der Avocado-Creme bestreichen und zuklappen.
Dazu ein kaltes Bier, ein knackiger Salat und der entsprechende Film – ausnahmsweise dürft ihr vor dem Fernsehgerät essen!