Friday Woman und mein Lebensgeständnis

Am 15. Juni ist mein Gastbeitrag auf zeitengenossin.de erschienen. In der Friday Woman Kampagne lässt Sandra Frauen Geschichten erzählen. Geschichten über das Leben, die die Autorinnen geprägt haben.

Unerwartete Reaktionen auf meinen Beitrag

Ich bin nach der Veröffentlichung ein Mal auf die Seite gegangen und habe meinen Beitrag erneut gelesen. Nach genau einer Woche bin ich durch Zufall auf Facebook mit einer Leserin des Artikels in Kontakt gekommen.

Ich war verwundert, weil sie schrieb: „Jetzt erkenne ich Dich auch! Ich habe letzten Deinen unfassbaren Beitrag kommentiert über dein Leben und wie Du es meisterst! Hat mich nachhaltig zutiefst beeindruckt!!!! GlG !!!! Überlegst Du ein Buch zu schreiben vielleicht ?“

Das nahm ich zum Anlass wieder auf der Seite vorbeizuschauen. Was ich unter meinem Beitrag an Kommentaren vorfand, machte mich ehrlich sprachlos. So viel Anteilnahme habe ich nicht erwartet. Für mich ist es „einfach meine Geschichte“.

Meine Reaktion zu Friday Woman

Die ganzen Kommentare haben mich dazu veranlasst in irgendeiner Art und Weise darauf zu antworten. Als Bloggerin liegt es für mich nah, das in Form eines Blogposts zu tun.

Während ich den Text für Friday Woman schrieb, reiste ich innerlich zurück in die Vergangenheit. Der Schmerz und die Verluste waren in diesem Moment so präsent, als wäre das alles gerade erst passiert.

Die Gefühle, die mich dabei begleiteten, machten es nicht leichter euch meine Geschichte zu erzählen. Lange war ich der Überzeugung, dass Außenstehende diese „schwache“ Seite von mir nicht kennen sollten. Sie macht mich verletzlich und angreifbar.

Doch durch den inspirierenden Einfluss von Conny Biesalski und Live Your Heart Out gewann ich die Einsicht, dass ich meine Schattenseite nicht verstecken sollte. Sie macht mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Hätte ich das alles nicht erlebt, wäre ich ein ganz anderer Mensch.

Mein Lebensgeständnis, meine Schattenseite

Es hat mich viel Überwindung gekostet, mein Lebensgeständnis mit euch zu teilen. Meine Schattenseite ist auch mit vielen Ängsten verbunden, nicht gut genug zu sein. Das liegt mitunter daran, dass mir als Kind immer vorgelebt wurde, dass man nicht über solche Dinge spricht, und schon gar keine Schwäche zeigen darf.

Genau diese Haltung hat meinen Vater in die Krankheit getrieben. Er war nie bereit Hilfe anzunehmen und schon gar nicht bereit seine psychischen Probleme, die er aufgrund seines Vaters und meiner Mutter hatte, anzugehen. Er hat es unterdrückt und sich in die Arbeit gestürzt.

Mein erster Trauerprozess dauerte drei Jahre. In dieser Zeit fand ich folgende Wahrheit in meinem Innersten: Die Toten wollen das Glück der Lebenden.

Wenn wir schon bei Geständnissen sind: Ich war in dieser Zeit mehr als ein Mal von Suizidgedanken befallen. Das Leben erscheint sinnlos, wenn die eigene Mutter ohne Vorwarnung von einem geht. In Kombination mit den weiteren Verunsicherungen, die in der Pubertät auf mich einströmten, war das ein explosiver Gefühlscocktail.

In der ersten Zeit hat sich eine Freundin ganz lieb um mich gekümmert. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar. Leider musste ich erfahren, dass sie vom Leben mittlerweile auch sehr gebeutelt wurde und körperlich schwer eingeschränkt ist.

Erst mein heutiger Mann schaffte es mit der Zeit mich aus diesem negativen Sog heraus zu ziehen.

Ist es ein Tabu darüber zu sprechen?

Was mich lange zurück gehalten hat, ist auch das gesellschaftliche Tabu über Themen wie den Tod, Trauer, Depression und Krankheit zu sprechen. Hinter verschlossen Türen ja, aber doch bitte nicht in der Öffentlichkeit!

Tod und Trauer verarbeitenDie Toten wollen das Glückder Lebenden.

Ich wäre weder Veganerin, noch Bloggerin, wenn ich das alles nicht erlebt hätte. Es fiel mir lange schwer, die richtigen Worte für mein Leben zu finden. Ich kann euch keine klare Vorstellung meiner Person geben, ohne dieses gesellschaftliche Tabu zu brechen.

Auch jetzt, genau in diesem Moment fühle ich mich wieder sehr verletzlich und ein dunkler Schatten umhüllt mich. Das Aufschreiben wirbelt das alles in mir wieder auf und stimmt mich traurig. Gleichzeitig bin ich aber bereit mich auf diese Gefühle einzulassen. Ich wehre sie nicht mehr ab und renne davor weg. Das ist vorbei.

Ich kann darüber sprechen. Wenn ich dabei weine, ist das völlig in Ordnung. Es gibt keinen Grund diese Gefühle nicht zu zulassen. Schmerz, Trauer und Stärke vermischen sich und ich wachse daran.

Die vielen lieben Kommentare zu meinem Gastbeitrag in der Friday Woman Kampagne haben mich zusätzlich motiviert, die Wahrheit in die Welt hinaus zu tragen. Ein Mensch ist so viel mehr als es der erste Eindruck zu vermitteln mag.

Wenn ihr euch traut, dürft ihr gerne eure Geschichte mit mir teilen. Ich weiß es zu würdigen, denn schwach sind nur diejenigen, die vor ihrem Leben und ihren Ängsten davon laufen. Die Konfrontation tut weh. Aber sie wirkt auch befreiend.

An dieser Stelle will ich Sandra von zeitengenossin.de ein großes Dankeschön aussprechen, dass ich Teil der Friday Woman Kampagne sein durfte.

Lasst mir gerne einen Kommentar da und teilt den Beitrag.

Euch noch einen schönen Sonntag.

Farah

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