[Friday Classics] Frances H. Burnett–Der geheime Garten

Ich habe lange überlegt, welches Buch ich euch als erstes in der Reihe der Friday Classics vorstellen möchte. Schließlich habe ich mir einfach meine Bücherregale angesehen und griff spontan zu. Ich bin auf eure Meinung gespannt!

FridayClassics

Bei meinem Exemplar handelt es sich um eine recht alte Ausgabe von 1978 bzw. die 12.Auflage von 1993. Aktuell kann man den Roman beim cbj-Verlag kaufen. (Allerdings finde ich das Cover nicht sehr schön…) Meine Ausgabe hat schon vergilbte Seiten, fällt bald auseinander und bedient sich keinerlei Layout-Kniffe. Und dennoch – oder gerade deswegen – ist es ein Klassiker.

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Was erzählt die Geschichte?

Die kleine hässliche und verwöhnte Mary hat ihre erste Kindheit in Indien in der Obhut serviler Dienstboten verbracht. Nach dem Tod ihrer Mutter kommt sie nach England auf das Schloss ihres sonderbaren Onkels. Die geheimnisvollen Umstände, die sie hier antrifft, krempeln sie völlig um und machen aus ihr ein energisches Persönchen. Sie findet heimlichen Zugang zu dem hinter hohen Efeumauern verborgenen Lieblingsgarten ihrer verstorbenen Tante und baut sich dort eine eigene Welt auf. Als sie eines Nachts ihren zehnjährigen Vetter in einem der hundert Zimmer des düsteren Hauses schreien hört, bringt sie dem eingebildeten Kranken energische Hilfe…

Wohl gemerkt: es handelt sich um den Klappentext, der die halbe Geschichte erzählt. Damals hat man das noch so gemacht…
… die Geschichte erzählt vom Erwachsen werden, von Mitgefühl, von dem Sorgen umeinander, von Verantwortung übernehmen und dem Reichtum im Einfachen. Es ist eine leise Geschichte, ohne großen Spannungsbogen, aber dafür umso mehr Gefühl.

Was macht den Roman zum Klassiker?

Natürlich ist meine Meinung absolut subjektiv. Liest man sich Burnetts Lebensgeschichte durch, so möchte man ein Stück Autobiografie in ihren Büchern lesen. Auch der geheime Garten spiegelt dies wider: Burnett liebte die Gärtnerei und , was noch wichtiger ist, emanzipierte sich schon früh. Als Frau des 19. Jahrhunderts wusste sie vermutlich sehr genau, was sie will und was nicht. Denn zum Beispiel eine Scheidung war damals nicht gewöhnlich und eine zweite Heirat auch nicht. Dieses Selbstbewusstsein schimmert auch in ihren Figuren wider.Zugleich ist Der geheime Garten ein Stück Zeitgeschichte. Erstmals veröffentlicht wurde die Geschichte 1911. Die Sprache, die Gesellschaft und die Lebensumstände sind mit der heutigen nur noch schwer zu vergleichen. Und obwohl man gleich erkennen kann, dass Der geheime Garten nicht dem 21. Jahrhundert entstammt, hat sich seine Botschaft bis heute nicht verändert: in einer geradlinigen Geschichte, mit sanften Tönen erzählt, kann sie bis heute Kindern und Jugendlichen (und natürlich auch Erwachsenen) aufzeigen, was einen guten Menschen ausmacht. Nicht Selbstsucht, sondern Achtsamkeit für einander, nicht Reichtum, sondern die Fülle der Natur, nicht Bequemlichkeit, sondern sich für andere und anderes einsetzen.

Und was ist mit mir?

Mich ganz persönlich spricht das Buch (und auch die guten Verfilmungen) immer wieder an, weil ich selbst das Buddeln in der Erde liebe und das, was dabei mit mir passiert. Diese einfache Geschichte, mit den schlicht gestrickten Charakteren und dem vorhersehbaren, guten Ende entlockt mir immer wieder ein Lächeln. Es ist ein Wohlfühlbuch mit kleinem erhobenen Zeigefinger. Ein Buch aus dem frühen 20. Jahrhundert, das man genießen kann. Viel besser, als so manch anderes aus jener Zeit. Daher würde ich es immer wieder empfehlen.


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