Freunde und andere Katastrophen – Marc Fayets „Jacques hat gesagt“ in München

Von Theatertogo @MarieGolueke

theater…und so fort München

Am Mittwoch den 13. März feierten die Schauspielschüler des TheaterRaums München auf der Bühne des theater…und so fort die Premiere der französischen Komödie „Jacques hat gesagt“.

In der Wohnung des Karikaturisten Romain treffen sich sechs alte Jugendfreunde. Neben Romain ist da noch seine selbstbewusste Chefin Marie und das offensichtlich nicht ganz so glückliche Ehepaar Jean-René und Lilli. Ihre Freundin Victoire ist ein Hypochonder wie er im Buche steht und dann ist da noch die unbekümmert wirkende Bernadette, die früher bei Marie arbeitete, aber jetzt gefeuert wurde. Sie alle haben den Schnipsel eines Briefes ihres Freundes Jacques erhalten, der vor Jahren ins Ausland ging und seitdem nichts mehr von sich hören ließ. Er bittet sie, sich an genau diesem Abend bei Romain zu treffen und ein Video anzusehen, in dem er ein großes Geheimnis preisgeben will. Die Freunde sind nervös, haben sie doch alles etwas zu verbergen. Also erzählen sie sich quasi präventiv schon all ihre schmutzigen Geheimnisse.

Französische Komödien haben oft viel Text und können sehr schnell langweilig werden. Glücklichweise hat der Theater- und Schulleiter Heiko Dietz es geschafft, mit seinen Schülern eine kurzweilige und dynamische Inszenierung auf die Bühne zu bringen. Es machte offenbar nicht nur mir großen Spaß, die Jungschauspieler über die Bühne wuseln zu sehen. Besonders herrlich waren die völlig chaotischen Szenen, etwa als Victoire in ihrer emotionalen Aufgewühltheit in Ohnmacht fällt. Auch wird bei der Inszenierung viel Wert auf kleine, aber urkomische Details gelegt. Warum nochmal lagert Romain sein Salatöl im Schlafzimmer? Man macht sich unweigerlich seine Gedanken und möchte es dabei eigentlich gar nicht wissen…

Die Charaktere sind sehr individuell und überzeugend gespielt. Stefan Voglhuber spielt den herrlich schrulligen und kleinlauten Romain, der viel – und sich vor allem oft um Kopf und Kragen – redet und alles andere als Durchsetzungsvermögen besitzt. Die unterkühlte und frustrierte Manager-Gattin Lilli wird von Paulina Alpen verkörpert. Sie kommt bei ihrem Mann selten zu Wort, doch allein durch ihre Mimik sagt sie mehr, als mit tausend Worte es tun könnten. Lillis Mann Jean wird von Andreas Herr gespielt. Er gibt den arroganten Geschäftsmann, der gerne mal Geschichten ausschmückt und tief entrüstet ist, als er merkt, dass seine Freunde ihm sowieso nie geglaubt haben. Mit die meisten Lacher hatte wohl Pia Kolb als Victoire auf ihrer Seite. Sie schaffte es, derart wehleidig den Hypochonder und die trauernde Katzenbesitzerin zu spielen, dass man teilweise wirklich Mitleid mit ihr bekam. Linda Hummrich verkörperte das krasse Gegenteil. Ihrer Figur ist unhöflich und aufmüpfig, versteckt dahinter aber ernste Probleme. Zuletzt noch Mira Huber, die selbstsichere Redakteurin Marie spielt. Ihre Figur ist eigentlich der Unsympath der Inszenierung, da sie in den Kontakt zu ihren einstigen besten Freunden eigentlich immer nur auf ihren eigenen Vorteil aus ist.

Bei allem Slapstick und Humor gibt es jedoch auch in diesem Stück stillere Momente, in denen die Fassaden der Figuren Risse bekommen und sie sich eingestehen müssen, dass ihr Leben nicht so ist, wie sie es sich einreden.

Die Inszenierung wird noch heute, den 15. und morgen den 16. März, jeweils um 20 Uhr gezeigt. Für alle die einen überaus unterhaltsamen Theaterabend mit hervorragenden Nachwuchs-Schauspielern erleben wollen, gibt es hier den Link zur Theaterseite.

http://www.undsofort.de/stueck/jacques-hat-gesagt…,355