Freunde kommen und gehen

Ich habe mich immer an meinem kleinen aber sehr feinen Freundeskreis erfreut. So konnte ich mich immer intensiv um meine Lieben kümmern. Daneben gab es einen lockeren Kreis aus Bekannten und Kollegen. Ein Plausch beim Einkaufen, in der Mittagspause oder per WhatsApp. Der Kreis dezimierte sich, als ich aufhörte, zu arbeiten. Das bleibt nicht aus. Ich arbeitete nie am Wohnort und musste stets pendeln. Durch die Distanz verlor sich automatisch der ein oder andere Kontakt. Auch waren die Arbeitsbeziehungen nicht zu allen Kollegen eng. Das empfand ich nicht weiter als schlimm, da sich auch neue Bekanntschaften durch vermehrte Freizeitaktivitäten ergaben.

Mit der Geburt des Minis gab es die größten Einschnitte im Freundeskreis. Genauer gesagt, war es wie ein Schlag mit der Sense. Der schon kleine ausgewählte Kreis reduzierte sich auf eine Hand voll Freundinnen. Entweder wohnten sie zu weit weg, um mit Baby den Kontakt Aufrecht zu erhalten oder hatten keine Kinder und das anfängliche Interesse ebbte schnell ab. Mit Baby (Schreibaby) war ich nicht wirklich flexibel und konnte nicht so oft weite Touren unternehmen. Das hätte ich vor der Geburt nie gedacht.
Wie schön malte ich es mir aus, mit Baby die Freunde zu besuchen. So, wie ich es auch von anderen Eltern gewöhnt war. Aber jedes Baby ist anders bzw. individuell. Das musste ich lernen. Ich war trotzdem immer bemüht, meine Kontakte per Telefon, Mail oder SMS am Laufenden zu halten. Leider gelang mir das nur vereinzelt. Zwei Freundinnen, die ich stets als "eng" und "vertraut" ansah, entpuppten sich als das genaue Gegenteil. Wie viel hatten wir in den vergangenen Jahren unternommen, zusammen gelacht und geweint. Wir wussten so viel voneinander und anscheinend noch weniger. Ich gehöre zu den treuen Seelen. Wen ich in mein Herz geschlossen habe, der darf gerne für immer bleiben. Ich pflege meine Beziehungen gerne direkt, innig und habe daher nie auf eine große Zahl loser Bekanntschaften Wert gelegt. Das liegt wohl auch daran, dass ich etwas scheu bin und nicht so schnell die Herzen anderer Menschen erobern kann. Dafür bin ich sehr beständig und habe stets ein offenes Ohr. Ich liebe diese altmodischen Kaffeeklatschrunden, Verabredungen zum Frühstück und inzwischen auch sehr gerne mit Kind. Für meine berufstätigen Freundinnen wurde ich offenkundig zu langweilig und mir wurde das "Mutti-Image" übergestülpt. Dabei traf ich mich hin und wieder auch ohne Mann und Kind mit ihnen. Nur ist das nicht mehr so oft möglich. Eine meiner engsten Vertrauen warf mir sogar an den Kopf "Sprich Deutsch mit mir, nicht Babysprache. Ich bin erwachsen". Dabei hatte ich nur gesagt, dass ich den Mini in die "Heia" bringe und das Wort "Tata" in den Mund genommen. Die Katze war aus dem Sack und ich traurig und enttäuscht. Nach einer Grundsatzdiskussion über das Muttersein und berufstätige Frauen ist unser Freundschaft merklich abgekühlt und mein Vertrauen gebrochen. Ich bin immer noch ich, nur plus eins. Das Muttersein bringt einfach neue Seiten zum Vorschein. Wer keine Kinder hat, kann diese wohl nicht nachempfinden und da muss auch ich mich zurücknehmen. Doch meine Rolle und die damit verbundenen Veränderungen in meinem Leben kann ich nicht leugnen. Mir kommt es oft so vor, als sei man schnell weg vom Freundesfenster, wenn man nicht immer parat steht. Spontan abends weg, können wir nicht und dass auch mal ein krankes Kind oder eine erschöpfte Mama dazwischen kommt, passiert eben. Der Mini ist ein sehr empfindsames Kind und braucht viel Aufmerksamkeit. Die Physio in den ersten 1,5 Jahren und dazu die 2 OPs haben bei uns allen Spuren hinterlassen. Doch wir sind aus dem Gröbsten raus, leider haben die Freundschaften gelitten.

Der Eintritt in die Pekip Gruppe als Mini vier Monate alt war, kam genau zur rechten Zeit. Die Schreiattacken hatten nachgelassen, wir hatten einen Tagesrhythmus und ich mehr Kraft. Der Austausch mit Gleichgesinnten tat unheimlich gut. Das ein oder andere Treffen außerhalb der Gruppe fand in den nächsten Monaten statt und mir ging es besser. Ich hatte wieder soziale Kontakte. Leider hat sich das ganze über die Pekip Zeit hinaus nicht verfestigt. Die meisten Mütter gingen nach dem ersten Geburtstag wieder arbeiten oder es passte einfach nicht. Seitdem unternehmen wir viel zu zweit oder mit dem lose gebliebenen Freundeskreis. Wenn eine Woche ohne Verabredungen ansteht, zieht es sich gerne und ich vermisse den Austausch mit anderen Erwachsenen. Dafür gibt es andere Phasen, in denen jede Menge los ist. Tendenziell kann ich als Vollzeitmutter sagen, dass der Austausch mit anderen Müttern nach dem ersten Geburtstag nachlässt, sofern man keinen großen Freundeskreis mit Kindern hat. Viele Frauen gehen rasch wieder arbeiten und haben einfach keine Zeit für Spielgruppen. Dadurch lernt man automatisch weniger Mütter kennen.

Da bin ich froh über das Bloggen. Es gibt mir einen tollen Austausch mit netten Menschen. Über die ein oder andere Mutter im realen Freundeskreis würde ich mich sehr freuen. Ich baue nach dem Umzug auf Minis Kitaeintritt und das Neubaugebiet. Dann lernen wir bestimmt neue Eltern kennen. An unserem derzeitigen Wohnort gibt es im Haus und der Nachbarschaft tatsächlich nur alte Leute und keine Kleinkinder. Das wird schon :-) Wir sind auch schon in zwei Spielgruppen am neuen Wohnort angemeldet. Ich bin mehr als zuversichtlich und die Nachbarn sind jetzt schon sehr nett und es gibt viele Kinder in der Gegend. Wir hatten vielleicht nur Startschwierigkeiten. Gesundheitlich lief es einfach nicht rund.

Wie ist es bei euch seit der Geburt des Kindes? Haben sich bestehende Freundschaften verändert oder wie habt ihr neue Kontakte geknüpft?

Eure Bine


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