Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute Nachmittag eine Geschichte von Anthony de Mello erzählen:
„Sie hat keine Familie!“
„Die Familie war um den Esstisch versammelt.
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Der älteste Sohn kündigte an, er werde das Mädchen von gegenüber heiraten.„Aber ihre Familie hat ihr nicht einen Pfennig hinterlassen“,
sagte der Vater missbilligend.
„Und sie selbst hat nicht einen Pfennig gespart“, ergänzte die Mutter.
„Sie versteht nichts vom Fußball“, sagte der jüngere Bruder.
„Ich habe noch nie ein Mädchen mit solch einer komischen Frisur gesehen“,
sagte die Schwester.
„Sie tut nichts als Romane lesen“, sagte der Onkel.
„Und sie zieht sich geschmacklos an“, sagte die Tante.
„Aber sie spart nicht mit Make-up und Schminke, sagte die Großmutter.
„Das ist alles richtig“, entgegnete der Sohn,
„aber sie hat, verglichen mit uns, einen großen Vorteil.“
„Und der wäre?“ wollten alle wissen.„Sie hat keine Familie.“
Ihr Lieben,
in Abwandlung einer Redensart kann man nur sagen:
„Wer eine solche Familie hat, der braucht keine Feinde mehr!“
Wenn man sich die einzelnen Äußerungen der Familienmitglieder einmal ansieht,
dann handelt es sich dabei um lauter Belanglosigkeiten, um Lügen, um Verallgemeinerungen.
So sagt z.B. der Onkel: „Sie tut nichts als Romane lesen.“
Auch wenn wir die geschilderte Familie nicht kennen, wissen wir als Außenstehende doch, dass das, was der Onkel sagt, falsch sein muss, denn die junge Frau muss ja auch mal essen und trinken und schlafen.
Das zeigt sehr deutlich, dass es bei solchen Feststellungen gar nicht darum geht, eine ehrliche Meinung über einen Menschen zu äußern, sondern dass es nur darum geht, jemanden schlecht zu machen.
In solchen Familien herrscht fast immer auch ein Klima der Entmutigung.
Wenn die Kinder etwas vorhaben, was den Eltern nicht gefällt, dann wird sich nicht zusammengesetzt und gemeinsam nachgedacht, was der richtige Weg sein könnte, sondern dann wird derjenige, der etwas vorhat, abqualifiziert:
„Du willst Gitarre spielen lernen? Du bist doch ganz unmusikalisch!“
„Du willst in einem Chor mitsingen? Du hast doch eine Stimme wie eine verrostete Gießkanne!“
„Du willst Dich einer Modellbaugruppe anschließen? Du hast doch zwei linke Hände!“
Wenn wir eine Familie haben, dann sollten wir unsere große Verantwortung erkennen, die wir für unsere Kinder und Enkelkinder haben.
So wie Pflanzen gutes Erdreich benötigen, regelmäßigen Dünger und regelmäßiges Gießen, so brauchen unsere Kinder und Enkelkinder, um zu selbstbewussten fröhlichen Menschen heranreifen zu können, eine Familie, in der sie Ermutigung erfahren, in der sie geliebt werden, in der Menschen zu ihnen stehen, in die sie jederzeit gerne zurückkehren, weil sie wissen:
Hier werde ich geliebt!
Hier bin ich zu Hause!
Hier macht man mir Mut.
Meine Familie ist das Beste, was ich habe!
Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr eine solche Familie habt, und allen anderen wünsche ich, dass es Euch gelingen möge, in Eurer Familie einen neuen Geist einführen zu können, den Geist der Liebe, der Freude und der Ermutigung!
Ich wünsche Euch nun einen rundum zufriedenen Nachmittag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen