Frequency Festival 2018: Wildes Potpourri am vierten Tag

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Frequency Festival 2018: Wildes Potpourri am vierten Tag

Noch ein Mal alles geben, an diesem letzten Festivaltag des Frequency 2018, der kurioserweise auf einen Sonntag gefallen ist, obwohl der Mittwoch vor dem Festival ein Feiertag gewesen wäre.

Dieser wurde in den vorigen Jahren oft als Warm-Up Day genutzt, wo wie gestern auch nur eine Bühne bespielt wurde – der Sonntag, der sich irgendwie wie ein nach hinten verlegter Warm-Up (oder doch eher Cool-Down?) Day anfühlte, war geprägt von vorzeitigen Abreisen in hoher Zahl, da der Montag ein ganz normaler Arbeitstag sein würde. Zudem machte sich nach dem gestrigen Abend, an dem es eine etwa 20 Minuten andauernde Panik im Durchgang zwischen den Stages gegeben hatte, auch ein mulmiges Gefühl bei den Besuchern breit – passen überhaupt alle Leute vor eine einzige Stage?

Zu Beginn war diese Sorge jedoch noch absolut unbegründet – das Set vom Berliner Rap-Duo Zugezogen Maskulin startete aufgrund einer Panne vom Veranstalter 20 Minuten zu früh und hatte deshalb nur eine sehr kleine Ansammlung an Zuschauern, die sich jedoch im Laufe der Show deutlich vermehrten. Grim104 und Testo, die sich offen zum politischen Rap bekennen und seit einigen Jahren mit ihren provokanten, direkten und fundamentalkritischen Texten Aufmerksamkeit erregen, brachten die kleine Crowd sogar dazu, einen ersten Moshpit anzureißen und übergossen ihre Fans zur Belohnung mit Champagner. Der letzte Festivaltag sollte der Tag der beschreibenden Zitate werden, als die Jungs ihr Set mit folgendem Satz beendeten: „Das war die letzte echte Show des Frequency Festivals 2018 – viel Spaß mit den 90’s Coverbands und der gut produzierten Radiomusik!“. Diesen Worten sollten noch viele weitere, äußerst treffende Zitate folgen.

So beispielsweise bei der besagten „90’s Coverband“, die als nächste die Space Stage bespielen durfte. Die Kultrockband Papa Roach lockte ein großes Publikum an und konnte neben dem bisher größten Moshpit des gesamten Festivalwochenendes auch die technisch sauberste und musikalisch einwandfreiste Show für sich verbuchen. Sänger Jacoby Shaddix war dasselbe Multigesangstalent wie eh und je, die Band bedankte sich durchgehend immer wieder bei den Fans und gab dem Publikum genau das richtige Ausmaß an Energie, um die Nachmittagshitze durchstehen zu können. „Thanks for coming out here today, to hear some REAL music! Who’s here for rock’n’roll?“ – ein Zitat, das uns bei einem Blick auf das Festival Line Up aufrichtig aus der Seele spricht.

Das letzte Highlight für dieses Festival waren die kanadischen Punkrocker SUM41. „This is the last show of this Festival!“ – sagt Sänger Deryck Whibley zu Beginn und teilt somit gleich mal einen gewaltigen Seitenhieb gegen die heutigen Headliner aus. Die Setlist der Band, die aus einem Klassiker nach dem anderen besteht, bringt die Punk-Rock Fans unter den Zuschauern zur Ekstase. Sowohl Papa Roach als auch SUM41 luden ein, auf eine Zeitreise in die Early Teens, zurück zum ersten Liebeskummer, zum ersten Mal heimlich rausschleichen und eine ganze Nacht durchmachen. Viel Melancholie und Erinnerungen an frühere Zeiten kamen hoch, Zeiten, als auch das Freqeuncy Line Up um einiges stärker von derartigen Bands geprägt war, als es heuer der Fall war.

Mag ja sein, dass sich die Zeiten geändert haben, jedoch konnten wir die Worte von Zugezogen Maskulin durchaus nachvollziehen. Der gestrige Headliner, der im Vorfeld vom Veranstalter als DER Headliner des Festivals angekündigt wurde, macht unserer Meinung nach leider wirklich höchstens gut produzierte Radiomusik (übrigens um einiges öfter auf Ö3 zu hören, als auf FM4), passt daher auch besser auf die Ö3 Bühne am Donauinselfest als auf das Frequency und die Imagine Dragons haben (auch wenn es ein furchtbares Klischee ist, das hier aber leider zutrifft), auch um einiges bessere Musik gemacht, als sie noch nicht so bekannt waren und die Nachmittagsslots bespielen durften. Was für viele das Highlight und der perfekte Abschluss des Wochenendes war, hinterlässt bei uns den Wunsch, dass sich das Frequency im kommenden Jahr wieder zurück zu seinen Wurzeln besinnt und der Alternativ-Musik, die es repräsentieren will, wieder den Stellenwert einräumen kann, den sie verdient.

> Tag 1 am Frequency Festival 2018: Beats zum Auftakt

> Tag 2 am Frequency Festival 2018: Bunter Musikmix

> Tag 3 am Frequency Festival 2018: Casper, Timmy Trumpet und Co. heizten der Masse ein

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Autor

Alica Ouschan

Aufgabenbereich selbst definiert als: Abenteuerlustige Festival-Nomadin. Findet „It ain’t the speakers that bump hearts, it’s our hearts that make the beat“ (Twenty One Pilots) die einzig wahre Herangehensweise, um Musik zu verstehen.