Veröffentlicht am 14. August 2014 | von Lisa Schneider
0Frequency Festival 2014: Der erste, regnerische Tag
Die Schlange war lang: Vom Shuttlebus-Ausstieg bis hin zur Bändchen- und Müllsackausgabe trippelte man im Gänseschritt dahin, den schon alkoholisierten 16-Jährigen Festivalbesuchern ausweichend, und in der Hoffnung, bald die frisch renovierte und pompös inszenierte Space Stage erblicken zu können. Hat man sich den Weg durchs Gedränge erst einmal gebahnt, durfte man wohlig aufatmen: Das Frequency hat ja durchwegs ein angenehmes Publikum angezogen. Nicht viele Rowdies, eher ganz viele junge Hipster, die sich halt hier in ihrem wohl ersten Festivalsommer die große Liebe, viel Bier und ein paar neu erlernte dance moves erhoffen.
Chloe Howl, die eigentlich den Opener des Frequency Festival 2014 stellen sollte, musste kurzfristig leider absagen – frisch und munter, trotz ihres Auftrittes am Vortag im Wiener Prater – sind dann die drei Jungs von Olympique eingesprungen und haben mit offensichtlichem Elan versucht, die Besucher vom Zeltaufbau ab- und zur Bühne hinzulocken. Männer, Gitarren, Sonnenbrillen … dass diese Kombination offensichtlich immer aufzugehen scheint, haben dann zu ein bisschen späterer Stunde auch Biffy Clyro bewiesen. Die Schotten haben das Frequency zum ersten Mal wirklich aufgeweckt, indem sie, auf T-Shirts und sonstige Accessoires verzichtend – einfach nur abwechselnd ihre Gitarre geschrammelt und ihre wilden und wunderbaren Locken geschüttelt haben.
Dazwischen hat sich um vier Uhr Conor Oberst mit seinen Doves die Ehre gegeben, ist aber leider dann doch etwas zu sehr in seiner melancholischen Grundstimmung versunken. Der Auftritt entpuppte sich als eher eintönig – so wie auch jener von Bastille, die im leider strömenden Regen um sieben Uhr auf der Bühne erschienen sind. Als dann rechtzeitig zum Superhit der Band, Pompeij, der Himmel aufgemacht und es gar nicht mehr so finster ausgesehen hat, war man auch damit wieder versöhnt. An diesem ersten Tag also schon halbwegs durchnässt – und von noch relativ wenigen Leuten vor der Space Stage umgeben, da die meisten, wie erwähnt, einfach noch mit dem Zeltaufbau beschäftigt waren – wurde noch auf den Abschluss gewartet: Macklemore und Ryan Lewis, das momentan wohl angesagteste Hiphop-Duo aus den USA haben den Headlinerposten für das Warm-up bekommen.
Und siehe da: Surprise, surprise. Selten hat uns Hiphop aus Seattle, der zwar schon leicht prollig, aber andererseits auch einfach zu sehr dem Augenschmaus verpflichtet ist, mehr umgeworfen. Man kann diese laute, teilweise naiv-einfache und offensichtlich kommerziell orientierte (love, peace und der ganze andere Schmarrn) Art der Bühnenunterhaltung nun unterstützen oder nicht, eines wird man sich aber eingestehen müssen: Macklemore hat gestern die Show des Abends geliefert. Unabhängig vom bombastischen Bühnenbild, von den diversesten Sorten Konfetti, die immer wieder ins Publikum geflattert sind, dem Steg, den er sich ins Publikum hat legen lassen oder seiner schier unbändigen Energie, die ihn immer wieder von einem Ende der Bühne zur anderen hat hüpfen/schweben/tanzen lassen.
Noch dazu hat er, wenn auch vielleicht ein bisschen plump – zwischen dem ganzen Pomp, der auf der Bühne veranstaltet wurde und seiner Inszenierung als neuer weißer Rapgott– darauf hingewiesen, was er mit seiner Musik vermitteln will: equality. Gleichheit, Freiheit, Liebe für alle. Na, da wird uns das Herz ja spätestens dann weich, wenn Macklemore auch noch seine schwarze Lederjacke ablegt. Haben sonst meist die Männer bei ähnlichen Auftritten etwas zu Glotzen (knapp bekleidete, wunderbar sich räkelnde Tänzerinnen), durften die weiblichen Festivalbesucher nun einmal die Herzchen-Brillen aufsetzen. So lassen wir uns das gern gefallen, was soll man an der Stelle noch sagen, außer: This was fucking awesome.
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Über den Autor
Lisa Schneider Aufgabenbereich selbst definiert als: Groupie, nichtsdestotrotz. Findet „Schrecklich amüsant aber in Zukunft ohne mich“ (David Foster Wallace) immer wieder treffend.