Fremdhypochondrische Erzieherinnen (Ein Gastbeitrag)

“Vor einiger Zeit klagte ich bei Twitter mein Leid über die hysterischen Erzieherinnen meines Kindes, die wegen nichts bewirkten, dass der Mann und ich innerhalb einer Woche zwei Mal mit einem quasi gesunden Kind beim Arzt waren und auch sonst mein Kind (und scheinbar auch die anderen) krank reden wollen.

Vorweg geschickt sei aber noch, dass ich die Erzieherinnen ansonsten wirklich mag und das Kind sich in der Kita sehr wohlfühlt. Außerdem ist das Kind scheinbar sehr robust. Trotz Kinderkrankheiten-Roulette, siebenfach-Impfung, Winter und überhaupt ist das einzige, was wir bislang zu beklagen haben, eine Erkältung nach der anderen.

Zurück aber zu den fremdhypochondrischen Erzieherinnen: das erste Mal, als ich zweifelte, begab sich Anfang November. Das Kind war morgens schon ein bisschen unleidlich. Mittags kam dann der Anruf, dass es ihm gar nicht gut gehe. Der Mann holte das Kind dann aus der Kita. Zu Hause schlief das Kind drei Stunden, machte zwei Windeln voll und war ab dann das fröhlichste Kind der Welt. Den Kita-Martinszug haben wir trotzdem sicherheitshalber ausfallen lassen. Nach einer durchgeschlafenen Nacht kam ich am nächsten Morgen mit einem topfiten und fröhlichen Kind in die Kita und wurde prompt erst Mal von einer Erzieherin aufgehalten, die mir erklärte, das Kind müsse einen Tag fieberfrei und überhaupt gesund sein, bevor es wieder in die Kita darf. Nach kurzer Diskussion darum, dass er zu Hause überhaupt kein Fieber (na gut – 38,1 bis zur 1. Windel, danach nix mehr) hatte und außerdem topfit ist, dürfte er dann bleiben. Wenn es dem Kind schlecht gegangen wäre, er Fieber, Durchfall oder sonstwas gehabt hätte, hätte ich ihn natürlich nicht in die Kita gebracht.

Nr. 2 ereignete sich zwei Wochen später: das Kind hatte schon seit etwa sechs Wochen eine (oder wahrscheinlich mehrere) Erkältungen, zwischendurch auch Husten. Im Herbst ja nicht wirklich seltsam, aber das Kind hat sich nicht dran gestört. Weil die Erzieherinnen das tägliche „er hustet so doll“ inzwischen durch „deswegen wacht er immer auf“ (ja, ach – ist mir zu Hause noch nicht aufgefallen) ergänzt haben, bin ich eines Dienstag nachmittags beim Kinderarzt vorstellig geworden, obwohl ich mir den Hustengeräusch nach recht sicher war, dass das Problem seeeehr weit oben sitzt. Aber man sagt ja immer „lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig“….

Nach nur einer Stunde Wartezeit, in der ich neben den üblichen Vorsorgen auch einiger wirklich kranker Kinder ansichtig wurde, konnte ich mein zwar müdes, aber trotzdem quietschfideles Kind dem Onkel Doktor vorstellen, dabei auch die Liste der derzeit in der Kita grassierenden Seuchen auflistend. Der wiederum schaute in Ohren, Augen und Hals, horchte auf die Lunge und sagte: „der ist erkältet, aber es wäre ein Wunder, wenn das nicht so wäre. Der Husten sitzt oben im Hals und muss uns nicht weiter beunruhigen. Die Augen sind ein bisschen rot. Die Erkältung hat die Tränenkanäle zugesetzt, Sie sollten das Sekret gelegentlich mit einem sauberen Tuch entfernen.“

Wie erwartet also. Und so fuhr ich nach Hause und brachte das Kind ins Bett. Am nächsten Morgen wiederholte ich die Ansprache des Kinderarztes in der Kita, ernte Nicken seitens Erzieherin Nr. 1 und bin erst Mal zufrieden. Des mittags klingelt mein Handy. Die Kita ist dran, Erzieherin Nr. 2 meldet: „das Glückskind hat so rote Augen und da tritt ein gelbes Sekret aus. Wir haben ja Fälle von Bindehautentzündung. Sie sollten den abholen kommen.“
-.-
also noch mal die Aussage des Kinderarztes wiederholt, Erzieherin Nr. 2 erst mal zufrieden.

Nachmittags holt der Mann das Kind ab, Erzieherin Nr. 3: „also, der hat so ein Sekret in den Augen, und die sind ganz rot. Wir haben ja Fälle von Bindehautentzündung in der Kita. Bitte lassen Sie das vom Arzt überprüfen.“ Der Einwand, dass wir ja erst Tags zuvor genau das getan haben, er eben die Bindehautentzündung ausgeschlossen hat… nützt alles nix, das Kind darf am nächsten Tag nicht in die Kita.

Der Mann meldet sich also auf der Arbeit ab, geht am nächsten Tag erneut unter vielen Entschuldigungen mit einem fröhlichen, wenn auch verrotzten Kind zum Kinderarzt und erhält dieselbe Diagnose wie ich zwei Tage zuvor: erkältet, aber sonst gesund, Tränenkanal von der Erkältung verstopft, alles gut.

Zur Sicherheit gibt er noch ein Rezept für „pflanzliche Augentropfen“ mit (Euphrasia D7 – nützt nix, schadet aber auch nicht – außer dem Krankenkassenbudget natürlich). Aber das ist dann wieder ein anderes Thema.

Eine Woche später höre ich auf dem Kita-Flur mit, wie sich eine andere Mütter darüber beschwert, mit ihrer eigentlich fitten Tochter zum Kinderarzt genötigt worden zu sein, weil die Kleine ein bisschen erkältet war, aber: “es könnte ja eine Lungenentzündung werden”. Bis dahin hab ich ja oft gedacht, der Kinderdok übertreibt, jetzt weiß ich: nein, das ist wirklich so. Ja, die Leute machen nur ihren Job, aber der Grat zwischen gesundem Aufpassen und Fremdhypochondrie scheint schmal…”

Ein Gastbeitrag von Novesia, angeregt durch einen Twitteraustausch war sie so nett, diese interessante Geschichte aufzuschreiben. Ähnliches höre ich gerne auch mal in der Praxis von “meinen” Eltern.

Wer mehr von Novesia lesen will, hier geht’s zu ihrem Blog me, myself and I oder via Twitter.


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