Redakteure seien bemüht, bei den Lesern, Inserenten und Eigentümern nicht anzuecken. "Der Preis dafür ist eine weitgehend herdenkonforme Berichterstattung, in der die investigative Reportage eine seltene Ausnahmeerscheinung darstellt", diagnostiziert der Medienarzt, um der zutreffenden Halbdiagnose eine bizarre zweite zweite Hälfte folgen zu lassen. Denn bei Dill sind es die öffentlich-rechtlichen Staatsanstalten, die angetreten sind, die Ehre des deutschen Journalismus zu retten. Die "mediale Opposition", schreibt er, habe "jahrzehntelang nicht im Fernsehen, sondern in den Printmedien stattgefunden". Bis auf neuerdings, denn nun sei es andersherum.
Dokumentarfilmer und Reporter von ARD und ZDF seien "als unbequeme Investigatoren unerwünscht". Chefredakteure hätten "keine Angst mehr davor, von Politikern und Wirtschaftsführern herbeizitiert zu werden, mit der Bitte, den lästigen Frager unehrenhaft zu entlassen".
Zivilcourage ist Staatsauftrag, wie zuletzt der spaßige Staatsfernsehauftritt des damaligen Bundespräsidenten im anlassgerecht vereinten Fusinsfernsehen ARDZDF zeigte. Wo sind sie hin, die "Vorleser regierungsamtlicher Propaganda", die das Volk jahrzehntelang entspannt einlullten? Laut heise.de ist die "mediale Opposition", die immer in "Printmedien wie Spiegel, Stern, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Zeit und taz" stattfand, hinübergewechselt zum GEZ-Fernsehen, das sich "öffentlich-rechtliche Aufklärung" (Dill) auf die Fahnen geschrieben habe. So gingen "die Magazine Monitor, Report, Frontal21 und Panorama in ihrer aktuellen Gesellschaftskritik weit über alles hinaus, was uns FAZ, SZ, Zeit und Spiegel derzeit bieten".
Man muss sich das wohl etwa so vorstellen, wie die Kritik am Euro-Rettungsschirm bei der SPD weit über das hinausgeht, was uns die CDU derzeit bietet. Und umgekehrt.