Er hat es wieder getan. Peer Steinbrück, der Mann, der der West LB einst als Aufsichtsrat die Türen zu den internationalen Finanzmärkten öffnete, gibt den leutseligen Krisenbewältiger, der das alles schon lange hat kommen sehen. Eine Primanerriege voller Leichtgewichte" sieht der einst als Ministerpräsident grandios gescheiterte Arbeiterführer derzeit auf den Regierungsbänken. Die Liebe des Volkes, das sich nicht daran erinnert, was Steinbrück in seinem Leben bereits alles vollbracht hat, treibt den kommenden Kanzlerkandidaten der Sozialdemokratie zu selbstbewusstem Eigenlob: "Offenbar haben die Bürger nach den Guttenbergs und Westerwelles Sehnsucht nach Verlässlichkeit, Geradlinigkeit, Seriosität und Erfahrung", kommentiert er die eigenen, seit der Abwesenheit von allen Entscheidungsfunktionen geradezu explodierten Beliebtheitsraten.
Beliebtheitsraten, gegen die Fakten nicht ankommen, selbst wenn sie so spannend und nachvollziehbar präsentiert werden wie bei den Bissigen Liberalen. Noch einmal geht es hier fern von Steinbrückschem Geschwätz um das große alte Märchen der Krisenliteratur: Dass an der Finanzkrise die ungeheure Deregulierung schuld gewesen sei, dass also nur mehr und mehr Staat helfen könne, das leben wieder schön und ruhig zu machen wie früher, als die Bundespost, die Bundesbahn und das Bundesalkoholmonopol noch Rundumversorgung auf höchstem Niveau garantierten.
Angelehnt an einen "Spiegel"-Beitrag, der einmal mehr Ronald Regaen und Margaret Thatcher für die Erfindung des Neoliberalismus und damit für die Schaffung der Voraussetzungen für den nahen Weltuntergang verantwortlich machen, führt Autor Rayson die Tatsachen an. Regierungen und nicht zuletzt auch Gewerkschaften waren es, die jede Schwäche der Wirtschaft mit der Forderung nach billigem Geld zu kurieren versuchten. Gegen Arbeitslosigkeit half immer mehr verschuldung, gegen Nachfrageschwäche half staatliche Nachfrage. Bill Clinton, ein Demokrat, der in Deutschland hohes Ansehen genießt, verfügte, dass Banken jedem Häuslebauer zu einem Kredit verhelfen müssen, auch wenn der Schuldner ihn nie wird zurückzahlen können. Der Sozialdemokrat Peer Steinbrück war es, der zuschaute, wie staatliche deutsche Landesbanken und sogar die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau Zweckgesellschaften im Ausland unterhielten, um aus billigem Staatsgeld schnell Gewinne mit Spekulationen zu machen. Die sozialdemokratische Christdemokratin Angela Merkel schließlich schuf mit der "Abwrackprämie" das letzte imposante Monument für staatlich gestützte Konsumbelebung auf Kosten nachfolgender Generationen.
Weder Merkel noch Steinbrück erinnern sich daran, jetzt, wo der Wind der Wirklichkeit ihrem Traummodell von der mit Staatsgeld beliebig regelbaren Wirtschaft ins Gesicht weht. Auch der "Spiegel", dessen Mitarbeitern es seit Jahren verboten ist, das eigene Archiv zu benutzen, weiß nichts mehr von den Parolen, die die Helden von heute einst verkündeten.
Zum Glück vergisst das Internet nichts. Nicht einmal die allereinfachsten Fragen, die Rayson stellt, die Merkel und Steinbrück aber dank freundlicher Zurückhaltung der Qualitätsmedien nie werden beantworten müssen: "Wo kam das ganze Geld her? Von privaten Banken? Und wer sorgt für die niedrigen Zinsen, die es dann ermöglichen, über Kredite große "Hebel" anzubringen, ein "großes Rad zu drehen", wie man unter Spekulanten so sagt? Private Agenturen? Nicht ganz, aber Sie sind dicht dran. Kleiner Tipp: Schon mal den Namen Alan Greenspan gehört?
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