Ein Mord, fünf Frauen, eine Stadt, hunderte von Verstrickungen, Intrigen und Katz-und-Maus-Spiele. Wer verbirgt was, wer ist unschuldig?
Allzu menschlich wird hier von Irrungen und Wirrungen erzählt, leider häufig viel zu konstruiert. Vor allem bei den Hintergrundgeschichten der einzelnen Charaktere.
Irene Rodrians “Meines Bruders Mörderin” – im Übrigen ein schlecht gewählter Titel – spielt im stickigen Barcelona. Die ineinander verwobenen Geschichten rund um die Ermittlungen in einem Mord an einem Millionär passen gut in diese chaotische Stadt. Die Autorin hat sich viel Mühe gegeben, dieses Chaos in Beschreibungen der Gegend, der Gefühle und Hintergründe zu spiegeln.
An einigen Stellen sorgt das allerdings dafür, dass die Schilderungen von Straßenzügen, Cafés und Autorouten in nicht nachvollziehbaren Aneinanderreihungen von Worthülsen enden, die sich inhaltlich nicht mehr erfassen lassen. Die Beschreibungen der Umgebung sind langweilig und laden dazu ein, überflogen zu werden. Schade, schließlich wird ein Buch doch zum Lesen geschrieben und nicht zum Überfliegen.
Und auch sonst ist der Roman sprachlich irgendwie umständlich gestaltet. Zu viele Adjektive. Zu viele abgehakte, unvollständige Sätze, die den Lesefluss unpassend einschränken, Gedanken abschneiden und irritieren. Sie tragen stilistisch nur an wenigen Stellen dazu bei, die Stimmung mitzugestalten.
Dazu kommen die vielen Namen der verschiedenen Personen. Damit habe ich auch nach 50 % noch so meine Probleme. Man muss sich wirklich beim Lesen konzentrieren. Und das, obwohl man doch eigentlich im “Überfliege-Modus” ist.
Dennoch ist der Krimi spannend – und das, obwohl der Leser direkt am Anfang dabei ist, wenn der ausschlaggebende Mord geschieht. Denn viele Hintergründe werden erst im Laufe der Story aufgedeckt. Die Ermittlungsarbeit der Frauen macht Spaß, auch wenn ihre Situation bestimmt ein bisschen unrealistisch wirkt. Schön ist die moralische Idee dahinter: Vertrauen – in sich selbst und in andere -, Freundschaft, Ideale. All das spielt eine große Rolle und die wiederum ist gekonnt eingeflochten.
“Frauen können fast alles genauso gut wie Männer. Aber es gibt Dinge, die können Frauen einfach besser. Sie haben mehr Fingerspitzengefühl, mehr Einfühlungsvermögen, mehr Instinkt. Sie sind schneller, geschickter, schlauer. Sie sind vorsichtiger, besonnener, klüger. Und sie sehen besser aus.”
“Der erste Fall für Llimona 5” ist im Großen und Ganzen ein Frauen-Krimi mit vielen starken Frauen in den Hauptrollen. Dabei stehen drei der Charaktere im Vordergrund. Eine Vierte ist für die Geschichte unerlässlich. Warum aber bei 70% noch die fünfte eingeführt wird, erschließt sich mir nicht. Ich denke aber, dass es Nachfolgekrimis gibt und dass diese die Antwort darauf bereithalten. Ob ich das herausfinden möchte, weiß ich noch nicht.
Kennt ihr die Reihe um die spanischen Ermittlerinnen?
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