Ich mag magische Geschichten. Ich mag die Idee dahinter. Ich mag es, wenn sich Autoren ganz neuartige Magie-Konstrukte ausdenken und konsequent verfolgen.
Das macht auch Charlie N. Holmberg in „Der Papiermagier“. Hier können magische Fähigkeiten erlernt werden. Nach der Schulzeit aber müssen sich die Schüler entscheiden, mit welchem Material sie später zaubern möchte. Gummi, Metall, Papier… menschengemacht muss es sein. Und natürlich hat jeder Schüler eine Vorliebe. Doch manchmal kommt es vor, dass Schüler eine bestimmte Materialbindung eingehen müssen, um den Fortbestand dieser Magie-Art zu sichern.
So auch Ceony, die Protagonistin des Romans.
Sie ist ehrgeizig, fleißig, pflichtbewusst – man merkt schon, worauf das hinaus läuft, oder? Diese so unflexible Person wird ihr großes Abenteuer erleben.
Sprachlich hätte es dem Buch gut getan, wenn es aus der Ich-Perspektive erzählt worden wäre. Leider aber müssen wir mit einem personalen Erzähler Vorlieb nehmen, dem es nicht so recht gelingen mag, Ceonys Gedankengänge subtil rüberzubringen. Er benötigt offensichtliche Fragen, die sich die Hauptperson selbst stellen muss, um dem Leser zu verdeutlichen, was gerade in Ceonys Inneren vorgeht. Schade, denn gerade für junge, weibliche Leser könnten diese Gedankengänge die Identifikation mit der Protagonisten nicht nur vereinfachen – man würde sich wirklich in Ceonys Gefühlswelt wiederfinden.
So aber bleibt alles nur so angekratzt an der Oberfläche. Viele Entscheidungen werden viel zu schnell gefällt. Als Leser versteht man die Beweggründe nicht. Man kommt nicht richtig hinterher und bleibt nur Zuschauer. Schade.
Überhaupt ist das Buch viel zu kurz für all das, was da passieren soll. Es wirkt gehetzt, schlecht durchdacht, Knall auf Fall, ohne die Chance, einen wirklichen Spannungsbogen zu entwickeln. Die Figuren haben keinen Raum, sich zu entfalten, das Kennenlernen fällt viel zu kurz aus, die Beziehungen untereinander sind so jung und frisch und ihre Entwicklung fällt völlig unter den Tisch. So wirkt es plump. Die Idee dahinter war gut, beim Lesen habe ich mich aber geärgert, dass sie so lieblos umgesetzt wurde.
Sprachlich ist es einfach gehalten, sodass sich das Buch sehr schnell runterlesen lässt. Ständig wird sich da auf die Lippen gebissen oder die Augen blitzen. Besonders einfallsreich sind die Formulierungen nicht. Das stört meinen Lesefluss, denn es ist wie ein Sprachfehler, den man nicht überhören kann und dadurch die Inhalte nicht mehr richtig aufnimmt.
Irritierend sind moderne Begriffe, die mich daran zweifeln lassen, dass der zeitliche Aspekt gut recherchiert wurde. Die Geschichte spielt um 1900 und manche Beschreibungen spiegeln das auch wider. Andere allerdings katapultieren den Leser unsanft aus der Epoche hinaus in unsere Zeit. Und das Schlimmste daran: Es wirkt nicht so, als sei es Absicht. Ansonsten kann man der Erzählung aber folgen, es gibt auch keine Nebenhandlungen, Verzweigungen oder Verirrungen. Die Story wird ziemlich straight erzählt, was ich bei einer so fantasievollen Welt sehr schade finde. Da wäre mehr drin gewesen.
Insgesamt also leider: Gewollt, aber nicht gekonnt.
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