Freitag im Bad

Dieser Freitag der Spiele ist ein ganz besonderer. Ich kann mir aussuchen, ob ich mit der kleinen Gruppe des Handarbeitskurses zum Spielplatz gehe, oder mit den Gruppen Tanz und Nachhilfe einen Spaziergang mache. Interessanterweise haben nämlich alle Kinder schulfrei, wegen Fortbildung oder Stundenplanerstellung der Lehrer. Sämtlicher Lehrer :)

Auch nicht uninteressant: Alle Kinder sind, auf gut österreichisch, g’schneuzt und ‘kampe’t, erscheinen also geschniegelt und gestriegelt. Der Spaziergang soll in einem Freibad enden, soviel kann ich verstehen, warum man mich aber mit dem Namen „Spaziergang“ verwirrt, wenn es ja eigentlich ums Wasser geht, verstehe ich nicht wirklich. Um halb zehn wird aufgebrochen, ich radle zuerst nach Hause um mir andere Sachen zu holen (kann ja nicht in der Unterhose baden gehn …). Dort erklärt mir Martha, dass ich den Fotoapparat besser daheim lasse und nur einen 100er (1 US$ sind 21 und ein paar zerquetschte Cordoba) mitnehmen sollte, wegen der Diebe.

Ich passe die Gruppe Kinder auf der Transamericana ab und wir nähern uns dem Ziel. Noch auf dem Weg fragt mich Elvin (der Tanz-Kurs-Leiter, der eigentlich überhaupt nicht Elvin heißt, aber jeder nennt ihn so) ob ich meine Kamera mit hätte, die seine hat nämlich fast keine Batterien. Blöder Zufall aber auch :)

Vor dem Schwimmbad – das eher aussieht wie eine Obstplantage mit einem großen Schild, auf dem steht „Restaurant – Schwimmbad – und-noch-was“ – werden noch brav zwei Schlangen vor dem Eingang gemacht, damit die Dame dort zählen kann, wieviele überhaupt reingehen und wieviele vorhaben ins Wasser zu gehen. Dann der Einzug ins Herz der Anlage. Zuerst stößt man – auf der linken Seite – auf einen Pavillion, der zum Steuern von Musik und Licht gedacht ist. Direkt dahinter ein Komplex mit Küche, Verkaufstresen und Klos. Und auf der rechten Seite des Weges durch die Bananenstauden und sonstigen exotischen Bäume, ein überdachtes Platzerl zum Sitzen. In einem Stil, den man eher auf karibischen Inseln am weißen Sandstrand erwarten würde: Palmenblätter auf Bambusgerüst.

Und dahinter, etwa 20m entfernt, leuchtet etwas verdächtig Schwimmbeckenblau durch die Blätter hindurch. Und tatsächlich handelt es sich um die beiden Becken der Anlage. Auf dem Weg dorthin passiert man nochmal zwei Sitzgelegenheiten, hinter den Becken erstreckt sich ein weiterer, die Anlage begrenzender, Teil der auch die Duschen mit einschließt. Was außerdem auffällt ist die absolute Leere. Es ist außer uns und den Angestellten niemand hier, ich hätte vermutlich die Kamera einfach mitnehmen können … aber eh lieber feig geblieben als Kamera weg.

Den Kindern, die zunehmend unruhig und laut werden, wird noch erklärt, sie müssen sich vorher duschen gehen. Dann Sturm auf die Umkleidekabinen und ab ins Wasser. Das Kinderbecken ist etwa 20cm tief, 10m lang und 3-5m breit. Schon auf den ersten Blick fällt der deutliche Chlorgehalt auf, man kann den Boden fast nicht mehr sehen. Das große Becken ist Quadrat von 15x15m, dem an einer Ecke ein 5x5m großes Quadrat herausgeschnippselt wurde. Mit 1m Tiefe fängt es an einer Ecke an, wird dann zu 1,50m und schließlich zu 2m. Die Kinder werden angewießen, den 50cm-Bereich nicht zu verlassen, die können nämlich – lediglich zwei Ausnahmen bestätigen die Regel – nicht schwimmen. Es kommt was kommen muss: Keine 5 Minuten nach der Ansprache geht das erste Kind in den 1,50 unter, wird aber sofort von Elvin gerettet und die Ansprache wiederholt.

Auch das große Becken kann natürlich den Chlorgehalt nicht verschleiern, den Boden jedoch schon ab 1,50m. Mittendrin wird zu Mittag gegessen. Ein verwirrendes Spiel mit Tickets, Essen und Trinken beginnt. Jedes Kind bekommt ein Ticket fürs Essen. Dann kommt die Bedienung und tauscht die Tickets gegen das Essen. Damit es schneller vorangeht, übernehmen Isa und Elvin das Austragen des Essens und Einholen der Tickets. Die Bedienung schaut immer verwirrter drein, zum Schluss kommt es fast dazu, dass es zuwenig Essen gibt. Beim Trinken geht es schneller, da gibt es keine Tickets. Dafür gehen die Becher aus und irgendwie sind mehr Kinder als Flüssigkeit zum Ausschenken da.

Danach geht es natürlich im Wasser weiter, der kurz einsetzende Regen tut dem keinen Abbruch. Es wird „landa“ gespielt, klassisches Fangen, aber in zwei Gruppen: Die Erwachsenen und Großen, die ja auch schon ins tiefe Wasser können, während die Kleinen sich im 1m-Bereich tummeln. Mir fällt gerade jetzt auf, dass bei dem Film „Inglorious Basterds“ von Quentin Tarantino Christopher Waltz einen Herrn Lander spielt, der als Nazi Juden jagt. Vielleicht ist es nur Zufall, aber vielleicht auch Absicht …

Auf jeden Fall vergeht die Zeit wie im Fluge, um halb drei verlassen wir das Areal und machen uns auf den Weg zum Projekt zurück. Da „mein“ Haus auf dem Weg liegt, frage ich, ob ich mich schon hier verabschieden kann, was Isa bejaht und sich mit „Bis Montag“ verabschiedet. Am Abend wird mir dann von Belma (Kursleiterin „Handwerken“) vorgeworfen, ich sei nicht erschienen, alle hätten gewartet um die Piñata endlich einzuweihen. Tja … jetzt wird das Schauspiel am Mittwoch nachgeholt.

Das wars soweit. Sagt zumindest der Akku des Laptops (6%).



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