Es gibt ein Fitnessprogramm, das war bereits im letzten Jahr in aller Munde – und zwar, weil es so hart und extrem effektiv (aber vor allem hart!) ist. Man benötigt keine Fitnessstudiomitgliedschaft und dennoch sagt der Coach einem immer was man tun muss und Dutzende, Hunderte, Tausende anderer Mitglieder ermuntern einen und spornen sich gegenseitig an.
Die Rede ist von Freeletics, der Sport-App für richtig harte Atlethen und natürlich auch solche die es werden wollen. Ich hatte mir bereits in 2014 vorgenommen, das so schrecklich-schön klingende Konzept mal auszuprobieren, doch irgendetwas kam immer dazwischen; die Marathonvorbereitung, eine Verletzung, hier eine Reise, da ein neuer Kurs oder das eine oder andere Personal Training. Und während ich die App immer nur anstarrte und nie benutzte, wurde ich immer neugieriger auf das, was hinter mystischen Namen wie Venus, Aphrodite oder Metis lauerte.
Und jetzt endlich ist es so weit – ich habe sozusagen “Freizeit”, weil ich mich nach der Verletzung nicht direkt wieder in ein straffes Lauftraining stürzen möchte und mir im Fitnessbereich Zeit genommen habe, um Neues auszuprobieren. Nun bin ich also ein Freeathlet, wie sich die Freeletics Anhänger nennen. Bereits bei meinem ersten Blick auf die Übungen wird mir klar, wieso ich Freeletics bisher immer mit Burpees, Schweiß und Tränen assoziiert habe: Das hier ist nichts für Weicheier!
Der Freeletics Coach – ein gnadenloser Personal Trainer
Ich melde mich für den “Coach” an, der mir nach einem kurzen Fitnesstest einen Trainingsplan aufstellen soll. Nach Weihnachten und Silvester sind die 11:40 Minuten, in denen ich 1:40 Liegestütze, 5 Minuten Sit-UPS und 5 Minuten Squats machen soll, doch ganz schön schweißtreibend. Und dabei war das noch nicht einmal das Workout! Vom Coach bekomme ich kein direktes Feedback, in welchem Bereich sich mein aktueller Fitnesszustand befindet, dafür kann ich nun auswählen, ob ich mich in meinem Trainingsplan auf Kraft, Cardio oder eine Mischung aus beiden fokussieren möchte und an wie vielen Tagen in der Woche ich trainieren möchte. Optimistisch wähle ich 5 Tage, ohne zu ahnen, dass ich das noch bitter bereuen werde…
Mein erstes Workout auf dem Trainingsplan besteht aus Liegestützen, Situps und Squats. 3 Runden. Das klingt erstmal unschuldig; die Wiederholungszahl machts. 50 Liegestütze pro Runde? Na sicher. Immerhin darf ich meine Hassübung auf den Knien machen, was aber leider auch nur minimal angenehmer ist. Bereits nach den ersten 25 brennen meine Oberarme und ich denke kurz daran, aufzugeben und mich mit einem riesigen Schokoweihnachtsmann aufs Sofa zu kuscheln. Aber irgendwie schaffe ich es meinen inneren Schweinehund zum Schweigen zu bringen und mich durchzukämpfen. Als nächstes Roll-Ups – fast eine Erholung. Dann kommen die Squats, die ich so liebe. Hier sind 50 absolut kein Problem – aber es kommen ja noch zwei Runden …
Am Ende des Workouts bin ich oberarmtechnisch am Ende. Die App fragt mich, ob ich alle Übungen genau so ausgeführt habe, wie sie das Freeletics Regelwerk vorgibt; dann dürfe ich mir einen Stern geben und würde neben den Punkten für das Workout zusätzliche Punkte erhalten. Ich denke an die klägliche Liegestützdarbietung, die ich vor allem zum Ende eines Sets abgegeben haben muss, und gebe mir natürlich kein Sternchen. Was soll’s – beim nächsten Mal wird es garantiert besser (das hoffe ich zu mindest). Weil ich das Gefühl habe, dass beintechnisch noch was geht, entscheide ich mich für einen abschließenden Sechs-Kilometer-Lauf. Bereits nach zwei Kilometern spüre ich, wie müde meine Beine sind und ich schleppe mich förmlich durch die Runde. Am nächsten Tag bekomme ich dann die Quittung für meinen Ehrgeiz: meine Oberschenkel brennen wie Hölle! Ich bin etwas verwundert, denn dafür können eigentlich nur die Squats verantwortlich sein – und die mache ich schließlich ständig! Allerdings war das nun wohl das erste Mal, dass ich ganze 150 am Stück gemacht habe. Tja. Mir dämmert, dass das wohl nur die erste Fitness-Lektion ist, die Freeletics mir erteilt.
Mein nächstes Workout starte ich zwei Tage später, noch immer ein wenig von Muskelkater geplagt. Metis heißt es und es klingt angenehm zahm: Insgesamt nur je 45 Burpee Squat Jumps, Froggers und Jumps. Der Teufel liegt natürlich im Detail, denn wenn es etwas gibt, dass ich noch mehr hasse als Liegestütze, dann sind es Sprünge! Ich bin da vielleicht etwas vorbelastet nach zwei Ermüdungsbrüchen im selben Fuß und habe bei jedem Sprung Angst, dass wieder etwas passiert. Bei Freeletics muss ich mich von dieser Angst verabschieden, denn hier geht ohne Sprünge nicht viel; und das ist auch gut so, denn in Punkto Effektivität gibt es kaum eine bessere Übung.
Die Burpees – würde ich sie können, würde ich sie vermutlich lieben – und auch die restlichen beiden Übungen klappen gut. Nach dem 10 minütigen Workout Schwitze und keuche ich wie verrückt, doch ein wenig Restenergie lässt sich noch auftreiben – also ran an Jackknifes, Push-Ups, Sit-Ups und Pistols!
Der Muskelkater am nächsten Tag hält sich glücklicherweise in Grenzen, so dass ich direkt mit dem nächsten Training weitermachen kann. Die berühmt-berüchtigte Aphrodite wartet auf mich! Insgesamt 120 Burpees, 120 Sit-Ups und 120 Squats in der “abgespeckten” 3/5 Variante. In Runde 1 von 3 darf ich direkt 50 Burpees machen. Bereits im Vorfeld graut es mir davor, doch mein Kollege macht mir Mut. “Das schaffst du locker!”
Tatsächlich schaffe ich es. Irgendwie. Bei Squats und Roll Ups kann ich mich “ausruhen” und sammle Kraft für die nächsten Burpees. Ganz sicher wird das niemals meine Lieblingsübung, dennoch bin ich ziemlich zufrieden und überrascht, dass ich das workout ohne große Schwächeanfälle durchgezogen habe. Natürlich habe ich pausen zwischendurch gemacht – immer mal wieder 15 oder 30 Sekunden, wenn ich bei den burpees das Gefühl hatte, dass es echt nicht mehr geht. Zwar zählt bei Freeletics die Zeit, in der ein Workout ausgeführt würde, doch noch wichtiger ist es, die Übungen vernünftig auszuführen. Wenn man also vor lauter Schnaufen und Zittern schludrig trainiert, sollte man lieber kurz unterbrechen.
Bei meinem nächsten Training geht’s aufs Laufband! Insgesamt 6x 400m Sprint und dazwischen Burpees und Squats. Was soll ich sagen: Die Kombi Burpees und Laufen schafft mich! Spätestens in der dritten Runde sind meine Beine schwer wie Blei und ich bin völlig außer Atem. Ganz ehrlich: dieses Workout hatte ich mir viel leichter vorgestellt, da ausnahmsweise mal “nur” 25 Burpees pro Runde auf dem Plan standen.
Als es endlich vorbei ist, schnappe ich erstmal fünf Minuten nach Luft und Fülle meine Wasserflasche wieder auf. Jede Menge Adrenalin durchströmt mich und deshalb beschließe ich, noch für 45 Minuten eine spinning session einzulegen. Muskelkater, ich komme!
Mein letztes Workout für diese erste Trainingswoche ist noch einmal 3/5 Aphrodite. Ich freue mich im Vorfeld richtig darauf – das macht mir fast Angst! Als ich von der Arbeit nach Hause komme, nasche ich erstmal ein paar Nüsse und ein Stück 85%ige Zartbitterschokolade und dann mache ich mich bereits für die ersten 50 Burpees des Abends. Sie fallen mir ein wenig leichter als beim letzten Mal und insgesamt komme ich ganz gut – wenn auch nassgeschwitzt als ob ich eine Stunde in der Sauna gesessen hätte – durch die Übungen. Als ich am Ende sehe, dass ich gut zwei Minuten unter meiner Zeit von vorgestern bin, freue ich mich riesig – und der Ansporn ist geweckt, beim nächsten Mal noch mehr Gas zu geben!
Fazit der Woche: Hart aber toll!
Nach der ersten Woche ist es nun Zeit, das Training Revue passieren zu lassen und gegebenenfalls neu zu justieren. War es zu hart, okay oder zu leicht? Muss ich in der kommenden Woche ein Körperteil auslassen, weil ich eine Verletzung habe? In der Tat würde ich dem Coach gerne sagen, dass das Springen meinem Fuß in dieser Woche nicht unbedingt gut getan hat – aber dann würde ich sämtliche Übungen für die Beine aus dem Plan schmeißen, was natürlich völlig übertrieben wäre. Nichts desto trotz muss ich mir eingestehen, dass 5 Trainingstage pro Woche etwas zu hoch gegriffen waren und stelle um auf 4. Abwarten, ob ich damit besser fahre. Beim Blick auf die Workouts der nächsten Woche wird mir jedenfalls schon jetzt schwindelig!
Habt ihr Freeletics bereits ausprobiert? Wenn ja: Wie ist es euch dabei ergangen und wie gefallen euch die Übungen?