Wir haben bereits mehrfach betont, wie wichtig es ist, dass du bereits einige Anlaufstellen für Aufträge hast, wenn du dich selbstständig machst. Die Versuchung ist dabei groß, auf Aufträge von Familienangehörigen und Freunden zu spekulieren. Das ist schön und gut, birgt allerdings auch einige Risiken, die du auf jeden Fall bedenken musst. Welche das sind und wie du generell mit Aufträgen von Freunden und Familie umgehen solltest, zeigen wir dir in diesem Artikel.
Das Schöne an Aufträgen von Freunden
Sehen wir uns zuerst gleich einmal die Vorteile bei der Arbeit für Freunde und Familie an. Als Freelancer, und das weißt wahrscheinlich, hast du ständig die monumentale Aufgabe vor dir, dass du potenzielle Kunden überzeugen musst. Das ist alles andere als simpel und kann einen großen Teil deines Jobs ausmachen.
Glücklicherweise fällt dieser Schritt mit deinen Bekannten weg. Diese kommen zu dir, weil du DER Experte auf dem Gebiet bist. Zugegeben, es besteht eine große Chance, dass du der Einzige bist, den sie in einem bestimmten Bereich kennen. Aber warum solltest du nicht von diesem Fakt profitieren?
Da diese Menschen in der Regel von allein auf dich zu kommen, bedeutet dies auch, dass deine Kosten (Zeit und/oder Geld) für die Akquise komplett wegfallen. Das ist ein Faktor, den du mit barem Geld gleichsetzen kannst. Wenn du bereits als Freelancer arbeitest, braucht dir sicher niemand zu sagen, wie schwierig es ist, neue Kunden zu bekommen.
Im Weiteren ist Kunde auch nicht gleich Kunde… Leider gibt es auch immer mal ein schwarzes Schaf unter den Kunden. Das Problem dabei? Du kannst das vorab nicht wissen. Mit Kunden aus der Verwandtschaft sieht das anders aus: Hier weißt du genau, worauf du dich einlässt, oder kannst in problematischen Fällen einen Auftrag ablehnen.
Der schmale Grat bei der Arbeit mit der Familie
Wie bereits im letzten Absatz angesprochen, muss die Zusammenarbeit mit Freunden und Familie nicht zwingend positiv sein. Der Grat zwischen freudiger Zusammenarbeit und totaler Frustration ist sehr schmal.
Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Oft liegt es jedoch daran, dass eine oder beide Parteien mit falschen Erwartungshaltungen in die Zusammenarbeit einsteigt. Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass viele Leute gar nicht genau wissen, was du eigentlich machst. Zudem sind die Leute nicht vom Fach und können daher vorab nur schlecht einschätzen, wie ein Auftrag in der Regel abläuft.
Stelle dich also auch darauf ein, dass nicht immer alles nach „deinem“ Plan ablaufen wird.
Welchen Preis verlangen?
Ganz ehrlich, es gibt keine richtige oder falsche Antwort hierauf.
- Es ist dein gutes Recht, auch für Familienangehörige den vollen Preis zu verlangen!
- Wenn du willst, Lust, Zeit und die Freiheit hast, die Arbeit kostenlos oder zum halben Preis zu machen, dann machs!
Was auch immer deine Antwort ist, stehe dazu und mache es mit Überzeugung. Denn am Ende musst du deine Entscheidung nur dir gegenüber rechtfertigen können.
Ich kenne, wie wahrscheinlich viele Freelancer, beide Seiten. Auch heute helfe ich immer mal wieder einem Familienangehörigen mit einer kleinen Arbeit, die ich kostenlos oder für ein „Taschengeld“ erledige. Ich habe mit meiner Familie eine Beziehung, wo ich auch jederzeit weiß, dass etwas zurückkommen wird. Nicht, dass das der springende Punkt ist, diese Grundgewissheit macht das kostenlose Arbeiten aber definitiv einfacher.
Ich habe aber auch schon kostenlose oder Arbeiten weit unter Preis gemacht, weil ich mir davon etwas Konkretes erhofft habe. Auch das ist eine Möglichkeit. Dazu aber weiter unten mehr.
„Kannst du mal eben?“
In diesem früheren Artikel haben wir bereits darüber geschrieben, wie du mit Anfragen nach Gefallen umgehen kannst. Es ist fast schon eine Garantie, dass du den Satz „Kannst du mal eben?“ (oder eine Variante davon) als Freelancer – früher oder später – zu hören bekommen wirst.
Wichtig ist, dabei zu verstehen, dass dies nicht aus fehlendem Respekt so gesagt wird, sondern zumeist aus Unwissenheit. Insbesondere, wenn du digital arbeitest, ist es für viele andere Menschen nur schwer vorstellbar, was alles dahinter steckt. Die Vorstellung, dass „der Computer die Arbeit macht“, ist durchaus weit verbreitet.
Aus diesem Grund ist auch der nächste Faktor so wichtig!
Den Ablauf definieren
Schrecke nicht davor zurück einige Dinge schriftlich festzuhalten. Du musst nicht deinen Standardvertrag nutzen, wenn du etwa mit einem Familienangehörigen zusammenarbeitest (sofern du das Vertrauen hast). Dennoch, lege gewisse Dinge fest und sorge dafür, dass der dir vertraute Mensch diese Voraussetzungen mindestens mündlich bestätigt. Es geht dabei vor allem auch darum, dass dein Gegenüber den Ablauf der Zusammenarbeit versteht.
Wie zuvor bereits erwähnt, wissen viele Leute gar nicht, was deine Arbeit überhaupt beinhaltet. Stelle also am besten schriftlich einen Ablauf zusammen, wo du definierst, wie viel Zeit du für welchen Schritt benötigst und wann du Inputs vom Auftraggeber brauchst.
Auf diese Weise sorgst du dafür, dass dein Kunde versteht, dass es eben nicht „schnell“ gemacht ist, sondern dass deine Arbeit einen signifikanten Aufwand bedeutet und dies auch wertgeschätzt sein sollte.
Nimm den Job ernst
Zugegeben, viele potenzielle Probleme hängen mit dem Wissen und den Erwartungshaltungen deiner Bekannten zusammen. Aber nicht nur! Du bist auch ein Teil der Zusammenarbeit. Auch du musst deinen Teil beitragen.
Wichtig ist: Wenn du einmal zugesagt hast, dann musst du die Arbeit ernst nehmen wie jeden anderen Job! Selbst dann, wenn du es kostenlos oder für ein Taschengeld machst.
Auf keinen Fall willst du, dass jemand das Gefühl hat, dass sein Auftrag für dich nicht wichtig ist. Das kann Konsequenzen haben. Insbesondere im Hinblick auf den letzten Teil…
Nutze deine Beziehungen
Jeder Auftrag, den du erfolgreich abschließt, bedeutet Werbung für dich und deine Arbeit als Freelancer. Darum ist es extrem wichtig, dass du die Arbeit richtig machst, auch wenn du einem Freund extrem mit dem Preis entgegenkommst.
Denn denke daran: Word of mouth: Ein Kunde, der seinen Freunden von deinem Service erzählt, ist die beste Werbung, die es überhaupt gibt! Nichts ist einfacher, als jemandem etwas zu verkaufen, der eine Empfehlung von einem Freund bekommen hat.
Nutze also deine Beziehungen. Du machst das auf zwei Arten:
- Wenn du einen Auftrag von Freunden oder Familie bekommst, dann gibst du dir Mühe und leistest gute Arbeit. Zufriedene Kunden werden dich empfehlen.
- Kümmere dich aktiv darum, dass deine Bekannten wissen, was du tust und dass du Kapazitäten hast.
Zu Punkt 2: Falls du zum Beispiel nicht weißt, wo dein Onkel arbeitet, dann frag ihn! Und stelle sicher, dass er nach dem Gespräch genau weiß, was du machst. Sorge weiterhin dafür, dass du als Erstes aufleuchtest, wenn jemand an X (deine Dienstleistung) denkt. Dann wirst du im Bekanntenkreis und darüber hinaus erfolgreich sein!