Das Freeclimbing oder Freiklettern bezeichnet das Klettern an einer Kletterwand oder an einem echten Felsen, bei dem keine Hilfsmittel außer den eigenen Händen und Füßen genutzt werden dürfen. Sicherungsgeräte wie Haken und Seil gehören nicht zu den verbotenen Hilfsmitteln, sie dienen der Sicherheit und dürfen folglich verwendet werden. Der Wortteil „frei“ bezieht sich lediglich auf die Hilfs- und nicht auf die Sicherungsmittel. Eine Route gilt im Freeclimbing erst dann als frei geklettert, wenn sie ohne jegliche Hilfsmittel durchstiegen worden ist. Sowohl das Sportklettern inklusive Bouldern als auch das sächsische Freiklettern sowie das alpine Klettern sind Varianten des Freikletterns.
Wie hat sich das Freiklettern entwickelt? Die Geschichte dahinter
Das Freeclimbing hat sich Mitte des 19. Jahrhunderts in der Sächsischen Schweiz entwickelt. Ab etwa 1864 wurden noch Hilfsmittel wie Metallstifte und Leitern genutzt, ab etwa 1890 wurde zunehmend versucht, auf derartige Hilfen zu verzichten. Als Pionier gilt Paul Preuß, der sowohl auf sämtliche Hilfsmittel als auch auf das Abseilen verzichtete. Seiner Meinung nach hatten Kletterer sich allein auf ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu verlassen. 1908 erschien der erste Kletterführer, 1913 wurden die sächsischen Kletterregeln, die bis heute gelten, veröffentlicht und auch in anderen Klettergebieten als Vorbild genutzt. 1923 wurden Kletterrouten erstmals in sieben Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Durch den Bergsteiger Fritz Wiessner gelangte das Freeclimbing in den 1930ern in die USA. Er verbreitete dort die Regeln und beeinflusste die US-amerikanische Bergsteigerethik beträchtlich. Die amerikanischen Weiterentwicklungen gelangten dann in den 1970er Jahren nach Westdeutschland und von dort nach ganz Europa. Zuvor ist in Westdeutschland noch mit technischen Hilfsmitteln geklettert worden. Heute ist dies eine extra Disziplin, das technische Klettern. Dieses war in der Sächsischen Schweiz nicht akzeptiert. Die Sportler übernahmen das Freiklettern von dort und trugen es ebenfalls nach Westdeutschland. Ab Ende der 1970er Jahre fand diese Bergsportart dann zunehmend ihre Fans.
Die Schwierigkeitsgrade im Freeclimbing
Beim Freeclimbing werden die einzelnen Kletterrouten in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Anhaltspunkt für die Kategorisierung ist meist die schwierigste Stelle einer Route. Optimalerweise liegt eine objektive Einschätzung des Schwierigkeitslevels zu Grunde, die nicht von den persönlichen Vorlieben und Abneigungen der bewertenden Person beeinträchtigt ist. Besonders bei hohen Schwierigkeitsgraden kommt es jedoch häufig zu Diskussionen und Streitigkeiten zwischen einigen Kletterern, da eine Subjektivität nie völlig ausgeschaltet werden kann. In den verschiedenen Ländern werden unterschiedliche Systeme zur Bewertung des Anspruchs genutzt, das ist international nicht unbedingt einheitlich. In Deutschland wird meistens die international verwendete UIAA-Skala genutzt, in der Sächsischen Schweiz wird jedoch immer noch eine eigene Bewertungsskala verwendet. Die UIAA-Skala reicht von 1-11, je höher die Ziffer, desto höher der Schwierigkeitsgrad und theoretisch nach oben hin offen. Feinabstufungen sind mittels Plus- oder Minuszeichen möglich, ein Plus bedeutet etwas schwieriger als die Zahl ohne Vorzeichen, ein Minus etwas leichter. Daneben gibt es aber auch eigene französische, englische, australische, schwedische, norwegische, usw. Skalen.
Was muss ich denn können? Körperliche Voraussetzungen für das Freeclimbing
Um mit dem Klettern anzufangen, braucht keiner bestimmte körperliche Voraussetzungen. Es ist wichtig, dass man in der Lage ist, sich einigermaßen frei zu bewegen, es reicht jedoch ein Mindestmaß an Kraft, Ausdauer und Körperbeherrschung. Das meiste wird im Laufe der Zeit dazu gelernt bzw. sich antrainiert. Nach dem ersten Kurs und den ersten Klettertouren wird der Anfänger bald merken, dass ihm vor allem die Kraft in den Fingern und Unterarmen fehlt. Wer möchte, kann im Fitnessstudio oder zu Hause spezielle Übungen für diese Muskulatur machen. Auch das Gewicht spielt zumindest am Anfang nur eine untergeordnete Rolle, denn die leichteren Routen werden optimalerweise vor allem mit der Kraft aus den Beinen geklettert, anstatt sich mit den Armen an der Wand hochzuziehen. Erst später, wenn es an die schwierigen Routen mit Überhang geht, sollte der Sportler ein wenig auf sein Gewicht achten, da er sonst schnell Probleme mit der Armmuskulatur bekommt.
Was brauche ich zum Freiklettern? Die benötigte Ausrüstung
Wer an der Wand oder an einem echten Felsen klettern gehen möchte, der braucht zunächst einmal die dazu passende Kleidung. Wer in der Halle klettert, der braucht enger anliegende, aber bequeme Sportkleidung, wer nach draußen geht, den dortigen Wetterverhältnissen angepasste Kleidung, in der er klettern kann. Dann benötigt der Freeclimber einen Klettergurt, einen Karabiner, optional ein Sicherungsgerät und ein Seil sowie spezielle Kletterschuhe für drinnen oder draußen. Diese Ausrüstung kann an den meisten Spots zunächst auch geliehen werden, wer das Hobby weiter betreiben möchte, kauft sich dann eine eigene Ausrüstung. Für draußen ist ein Kletterhelm zudem von Vorteil, dieser schützt den Kopf vor Felsbröckchen oder Steinchen.
Wie und wo kann ich Freeclimbing lernen?
Freeclimbing kann direkt am Felsen oder in der Kletterhalle erlernt werden, je nach örtlichen Gegebenheiten und Vorlieben. Wer fernab eines Gebirges lebt, aber dennoch gern regelmäßig klettern gehen möchte, der sollte sich eine Kletterhalle in der Nähe suchen. In diesen werden in der Regel viele Kurse angeboten, vom Schnupperkurs über den Einsteigerkurs bis hin zu Technikkursen für Fortgeschrittene und Profis. Anfänger erlernen dort das Klettern an der Wand inklusive der Sicherung des Kletterpartners. Ebensolche Kurse gibt es auch direkt am Berg für diejenigen, die in der Nähe eines natürlichen Klettergebiets leben. Wo man klettern lernt, ist an sich egal, wer die Grundtechniken beherrscht, kann genauso gut an einer Wand bzw. an einem Berg klettern gehen und seine Fähigkeiten stets verbessern und ausbauen. Als Mitglied in einem Kletterverein hat man zudem die Möglichkeit, sich regelmäßig mit vielen verschiedenen Kletterern zu treffen und auszutauschen, man findet Kletterpartner und hat regelmäßiges Training in einer Gruppe. Außerdem besteht die Möglichkeit, gemeinsam Ausflüge oder längere Reisen in ein bestimmtes Klettergebiet zu machen, um dort seine Fertigkeiten unter Beweis zu stellen.