Fred Raspail: Schöne Halbwahrheiten

Erstellt am 19. März 2014 von Mapambulo
Fred Raspail
„French Ghost Songs Part II“

(Gutfeeling Records)
Für all jene, die sich bislang gefragt haben, wie es wohl klingen mag, wenn sich Franzosen um Countryfolk kümmern, haben die umtriebigen Perlentaucher vom Obersendlinger Label Gutfeeling für etwas Nachhilfe gesorgt: Seit Ende vergangenen Jahres taucht auch Fred Raspail in ihrem gut sortierten Portfolio auf und legt nun endlich sein neues Album vor. „These are dirty french folk songs“ steht auf dem Cover zu lesen – der Mann klebt das Etikett gleich selbst auf die Packung. Dennoch verbergen sich in der Einleitung gleich drei kleinere Ungenauigkeiten. Denn Fred Raspail stammt zwar aus Thonon-Les-Bains am Genfer See, ist aber ebensogut in Berlin zu Hause und – wirft man einen Blick auf seinen Tourplan – ohnehin ständig unterwegs. Seine Musik beschränkt sich zudem nicht nur (oder besser: kaum) auf den handelsüblichen Folk, sondern wildert gern auch abseits bei Blues, Rockabilly und Chanson, gerade so, wie es ihm in den Kram passt. Zum dritten ist auch „french“ nur die halbe Wahrheit, denn als Jünger Johnny Cashs bedient sich Raspail natürlich auch ab und an der englischen Sprache – auf der aktuellen Platte ganze vier Mal für die durchweg knackigen Heuler „Honest Man“, „The Devil Wants A Girl“ und „My Baby Left Me“ und den feinen und bedächtigen Spätsechziger-Ausklang „I’m In Love With A Girl Who Doesn’t Care“. War er früher auf der Bühne eher als Einzeltäter anzutreffen, holt sich Raspail nun desöfteren Unterstützung hinzu – auch „French Ghost Songs“ wurde zum Teil mit Hilfe von Gastmusikern wie zum Beispiel Pierre Omer (Dead Brothers) und Xavier Bray (Mama Rosin) eingespielt. Allen Stücken gemeinsam, seinen sie nun so besinnlich und verträumt angelegt wie „Die Geiste“ oder verwegen und schwungvoll wie „Lasse Vegas“ und „Chout Mi Sou“ ist ihre einfache und unbehauene Anmutung, man merkt ihnen an, dass sie für die Bühne gemacht sind. Raspail singt mit großem Herzen, das – so liegen die Dinge eben – öfters auch ein gebrochenes ist; selbst wenn er sich in der Welt der Sagen bewegt („Ulysee“), steht er doch mit beiden Beinen im Hier und Jetzt. Klingt so, als habe der Mann einen guten Weg gefunden hat, mit widersprüchlichen Gefühlen umzugehen – gut möglich, dass er auch für uns noch einen Ratschlag übrig hat – am 4. April kann man sich den gern im Ampere abholen, am 10. Mai dann beim Labelwochenende in der Milla, beides in Monaco di Bavaria. http://www.fredraspail.com/
WinWin: Für den ersten Komplettleser eine kleine Aufmerksamkeit - eine kurze Mail an info@mapambulo.de mit Betreff, Name und Adresse und schon kommt Fred frei Haus!