FREAKS [1932]

Von Proletkult

GOOBLE GOBBLE, GOOBLE GOBBLE, WE ACCEPT HER, WE ACCEPT HER, ONE OF US, ONE OF US

Eine Kuriositätenshow mit lauter Freaks, “Missgestalteten”, mit Siamesischen Zwillingen, Liliputanern, Vogelmenschen, Nadelköpfen und einem lebendigen Rumpf! Tod Brownings FREAKS ist tatsächlich einer der schönsten Horrorfilme der Filmgeschichte. Browning, der selbst mehrere Jahre lang im Zirkus arbeitete, wollte die Außenseiter der Gesellschaft in den Mittelpunkt seines Filmes stellen. Es sollte von Anfang an ein Horrorfilm werden, doch sind die Freaks nicht die monströsen Bösewichte, sondern die schöne Trapezkünstlerin Cleopatra und der muskulöse Hercules. Wo die einen äußerlich als missraten gelten, scheinen die anderen über einen äußerst missratenen Charakter zu verfügen. Und wie Brownings seine Helden porträtiert und ihre Andersartigkeit auf natürlichste Weise darstellt ist das Schöne des Films und man kann gar nicht verstehen, wie der Film zur Zeit seiner Erscheinung so auf Ablehnung stieß, weil vor achtzig Jahren Behinderungen offenbar als moralisch bedenklich galten. Kein Wunder, dass der einzige Platz für die Freaks der Zirkus war, in dem sie in Wagen, Käfigen und Bühnen von der Gesellschaft abgesondert wurden, in dem sie ihre eigene Welt schufen, über die die “Normalen” nur Spekulationen aufbringen konnten, während sie den öffentlichen Zurschaustellungen der Behinderungen fröhlich applaudierten.

Besonders herzzerreißend ist aber die eigentliche Handlung des Films. Der kleinwüchsige Hans (Harry Earles), der mit der ebenfalls kleinwüchsigen Frieda (Daisy Earles) verlobt ist, verliebt sich in die schöne Cleopatra und überschüttet sie mit Geschenken und Komplimenten. Frieda, die zunächst eifersüchtig darauf reagiert, macht sich schließlich Sorgen um ihren Hans, weil sie merkt, dass Cleopatra ein perfides Spiel  mit ihm treibt. Denn Cleopatra erfährt vom üppigen Erbe Hans’ und heiratet ihn aus diesem Grund, während sie ihn hinter seinem Rücken weiterhin verlacht und schließlich sogar seine Vergiftung plant. Doch die Freaks sind eine Familie und wer einen von ihnen beleidigt, der beleidigt alle. So rächt sich die Gruppe an Hercules und Cleopatra und während der eine ermordet wird, verunstalten sie die einst schöne Cleopatra derart, dass sie zum fürchterlichsten aller Freaks verkommt, zum Human Duck.

Damals noch unüblich, arbeitete Browning mit echten behinderten Zirkus- und Showdarstellern. So sind beispielsweise Daisy und Harry Earles ein aus Deutschland emigriertes Geschwisterpaar. Daisy hat es mir im Film besonders angetan. Sie ist so eine süße, elegante Dame und ihr Look, der ihr den Spitznamen “Mae-West-Liliputanerin” einbrachte, ist einfach großartig!

Auch interessant der Kontrast zwischen ihrer Bühnenrolle und ihrem Privatleben. Auf der Bühne trägt sie ein Ballerinakleid, spielerisch aber immernoch sehr elegant:

Privat dagegen trägt Frieda Seidenblusen, lange Röcke und bei Arbeitstätigkeiten eine Schürze. Dabei aber stets die Haare in gepflegte Wasserwellen gelegt und ein dunkles Stummfilm-Makeup aufgetragen:

Herzzerreißend die Hochzeitsszene, in der sie an der Feier ihres ehemaligen Verlobten teilnimmt, obwohl es ihr das Herz  bricht mitanzusehen, wie Hans einen großen Fehler begeht. Sie trägt ein champagnerfarbenes Satinkleid und viel Schmuck.

In der Schlussszene überbietet sich Frieda an Eleganz. Sie trägt ein Kostüm mit Hut und einem Zobel (?) um den Hals. Sie besucht den verinsamten Hans und versucht ihn zu trösten, dabei kommen sie sich wieder näher.

Da ich keinen Credit zu einer Kostümbildnerin oder einem Kostümbildner gefunden habe, nehme ich an, dass die Filmkostüme größtenteils keine Spezialanfertigung waren, sondern von den Darstellern auch so privat oder bei ihren Shows getragen wurden. Von Daisy Earles gibt es zumindest mehrere private Aufnahmen mit den Kostümen aus dem Film. Hier jedoch noch einige Aufnahmen, die während der Dreharbeiten zu FREAKS entstanden sind: