Fräulein Julie

Sowohl Fräulein Julie wie auch Diener John möchten ihrem gesellschaftlichen Status entfliehen und verstricken sich in eine Affäre voller Hass-Liebe. Ullmann versucht sich an einer weiteren filmischen Adaption des Werkes von Strindberg, aber überzeugt trotz super Schauspieltrio nur mäßig…

Es ist der Tag vor dem Mittsommernachtsfest im Jahr 1890. Die Tochter des Grafen, Fräulein Julie (Jessica Chastain), bleibt nach dessen Abreise alleine auf einem Landgut in Irland zurück – sehr zum Missfallen des Dieners John (Colin Farrell) und der Köchin Kathleen (Samantha Morton). Wie von den Angestellten befürchtet, spielt Julie ihre höhere Stellung ungeniert aus und macht vor allem John das Leben schwer. Dennoch fühlt sich dieser zum Fräulein hingezogen und auch Julie ist von ihrem Diener fasziniert. Es beginnt ein gefährliches Spiel zwischen Verführung und Zurückweisung. Weder die strengen Klassenunterschiede, noch Kathleen, der John die Ehe versprochen hat, verhindern eine verhängnisvolle Affäre. Und dennoch führen die Unterschiede schließlich zu einer tragischen Wendung.

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Fräulein Julie basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück des schwedischen Dramatikers August Strindberg, welches 1888 in Kopenhagen uraufgeführt wurde. In Schweden selbst galt das Stück bis zu Beginn des 20. Jahrhundert als zu obszön für ein breites Publikum. Neben etlichen Theaterinszenierungen wurde das Stück bereits mehrmals verfilmt. Dieses Mal wagt sich die Schauspiellegende Liv Ullmann als Regisseurin an eine Adaption heran und kehrt so nach Sofie und Die Treuelosen wieder hinter die Kamera zurück. Auffälligster Unterschied zu allen vorrangegangenen Verfilmungen ist die prominente Besetzung, die sich Ullmann ins Boot holte. Neben der Hauptdarstellerin Jessica Chastain, die bereits zweifach für den Oscar nominiert war, glänzen Collin Farrell sowie Samantha Morton, die ebenfalls schon zwei Oscarnominierungen vorweisen kann. Die Performance des Trios ist das unmittelbare Zentrum, da es weder Zeitsprünge, kaum Ortswechsel und keine Nebenhandlungen gibt. Ullmann verlangt deshalb ihren Darstellern viel ab und diese machen ihre Sache hervorragend und harmonieren gut miteinander.

Dem Dialog zwischen den Akteuren fällt ohne Zweifel viel Bedeutung zu, doch Ullmann hält sich zu sehr an das Original und verkürzt die Dialoge kaum. Der Film wird so etwas handlungsärmer als er sein müsste und vor allem langatmig. Und obwohl viel kommuniziert wird, mitunter heftig mit Körpersprache unterlegt, bleiben die Charaktere und ihre Ambitionen ein Mysterium. So sind die Intentionen der Rollen in einer Szene gut nachvollziehbar und in der nächsten stellt sich wiederum alles auf den Kopf. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, macht es die Geschichte doch interessant und hält einem in seinem Kinosessel, doch Fräulein Julie übertreibt es in dieser Hinsicht ein wenig. Paradoxie ist zwar willkommen, doch ganze zwei Stunden lang im Dunkeln zu tappen und ständig zwischen Gut und Böse zu schweben ist frustrierend.

Pluspunkte gibt es für die Wahl des Drehortes. Für ein authentisches Setting sorgt das Anwesen Castle Coole in Nordirland. Neben den stilecht eingerichteten Räumen im Schloss verhilft auch der angrenzende verwilderte Garten zur richtigen Stimmung. Das Stück in Irland zu re-inszenieren und nicht wie vorgesehen in Schweden, war weniger eine künstlerische und mehr eine pragmatische Entscheidung von Ullmann, da der Film in Englisch abgedreht wurde und hier eine schwedische Location verfehlt schien.

Weitere positive Kritikpunkte gibt es für die fließende Szenenfolge, die authentischen Kostüme und die herausragende schauspielerische Leistung, doch weder Lichtgebung, Schnitt, noch musikalische Untermalung sind in irgendeiner Weise aufregend. Dies macht die Verfilmung ebenso langatmig wie der Endlosdialog. Die anberaumten 130 Minuten verkommen zu einer gefühlten Ewigkeit und lassen einen unzufrieden den Kinosaal verlassen.

Regie und Drehbuch: Liv Ullmann
Besetzungt: Jessica Chastain, Colin Farrell, Samantha Morton, Nora McMenamy
Filmlänge: 130 Minuten, Kinostart: 23. 01. 2015, www.fräuleinjulie.de


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