Frauentag

Erstellt am 8. März 2012 von Andramas

Liebe ist …

- wenn ein betagter Mann, der die Geschichte des Frauentages sehr wohl kennt, der die damaligen Intentionen Clara Zetkins eher auf den Alice-Schwarzer-Stapel legt als auf einen von Daniela Katzenberger, dem alles Machogehabe im Allgemeinen und das postsowjetische im Besonderen zuwider ist ~~~~ – wenn also solch ein Mann, der darüber hinaus mit seiner Frau, eine gefühlte Ewigkeit verheiratet ist, TROTZ ALLEDEM Blumen schenkt.

Aber ich verstehe sie, denn ich bin selbst in der Sowjetunion zur Schule gegangen. Kein Fest – weder Ostern, Oktoberrevolution, Weihnachten oder Lenins Geburtstag – wurde so akribisch von den Lehrern jeder Schule so vorbereitet wie ein Frauentag. Vorpubertäre Jungs – 9, 10 Jahre alt oder jünger – wurden gezwungen, gleichaltrigen Mädels Blumen zu kaufen und dazu ein Geschenk, dessen Wert aber – seinerzeit – zwei Rubel nicht überschreiten durfte.

Jedenfalls war der Frauentag in meiner Erinnerung das wichtigste Fest für Moskaus Mädels, in der Rangordnung noch vor Oktoberrevolution (9.11.) (7.11.) und Vaterlandsverteidiger-Heldentag (22.2.) (23.2.) liegend. Und ihre Augen werden glänzend, wenn sie sich erinnernd vorfreut.

Auch meine Erinnerung wird gerade wach – “Moin-moin!” – und so übereigne ich Blumen und Pralinen wortlos. Noch in sich erinnernden Gedanken frage ich sie:

“Sagmal, hattet ihr bei Euch damals, in Kiew, in der Schule, auch Sarniza (зарница)?”

Die Antwort ist “ja” – aber das ist ein völlig anderes Thema.