Niemand wäre glücklicher als wir Frauen, müssten wir nicht immer wieder gegen die Wand männlicher Vorstellungen rennen, um dann leider häufig daran abzuprallen. Immer wieder mussten wir uns unsere Rechte erkämpfen und viele Frauen vor uns haben ihre ganze Energie dafür gegeben. Viele Rechte von uns Frauen, die heute für völlig selbstverständlich genommen werden, mussten erst eingefordert werden und hatten viele Hürden, die übersprungen werden mussten. Als ich Anfang der 70iger Jahre meinen ersten Arbeitsvertrag unterschrieb, gab es eine Zeile, neben meiner Unterschriftenlinie, auf der der Ehemann sein Einverständnis dazu zu geben hatte, sonst wäre der Vertrag nicht gültig geworden; ebenso war es zum Beispiel bei Kontoeröffnungen oder Mietsverträgen. Das sind erst gute 40 Jahre her. Vor über 100 Jahren wurde die erste Forderung laut, dass Männer und Frauen für die gleiche Arbeit auch gleichen Lohn erhalten sollen; ‚equal pay’ hat heute einen eigenen Tag, den 21. März, an dem diese Forderung laut und effektvoll proklamiert werden darf, geändert hat sich nichts, die Forderung ist immer noch nicht erfüllt, leider. Da wird in großen Männerrunden darüber gestritten, ob wir Frauen nach der Geburt von einem Kind wieder berufstätig sein sollten; leider entsteht dabei keine Diskussion wie die neue Verantwortung der Elternschaft gut auf beiden Schultern von Mann und Frau verteilt werden kann und dabei die finanzielle Situation sich für die junge Familie nicht verschlechtert, nein, die Mutterschaft wird diskutiert, die Väterschaft schein kein Thema zu sein. Gleichberechtigung?, bei diesem Thema ganz bestimmt nicht. Dass Glaubensvertreter darüber mitentscheiden, ob Frauen überhaupt ihr werdendes Kind auszutragen haben, stempelt die Frau grundsätzlich dazu ab, keine Eigenverantwortung tragen zu können, denn diese haben allem Anschein nach ‚Würdenträger’ weitaus besser im Blickfeld. Übrigens muss diese gleiche Frau dann nach der Geburt die Verantwortung für sich und das Kind ganz allein tragen, wie sie das schafft ist erst dann gesellschaftlich relevant, wenn sie es nicht schafft. Ach, das ist ein weites Feld, in das sich frau gar nicht erst tiefer hinein denken darf, denn dann breitet sich nur Ärger in einem aus. Doch sind das alles nur kleine Beispiele dafür, dass es um die ‚Frauenrechte’ noch lange nicht gut bestellt ist und dabei wollen wir gar nicht über unsere Grenzen in die Welt schauen.
Nun geht es in unserem Land um eine Abstimmung über die ‚Frauenquote’ in einem äußerst kleinen Segment, nämlich im Bereich der Führung von Großunternehmen. Dort wo die wirtschaftliche Luft wahrlich dünner wird, stehen nun wahrlich die Frauen nicht Schlange und man könnte meinen, dass qualifizierte Frauen, dies für sich allein schaffen würden, doch leider werden ihnen so viele Steine in den Weg gelegt, dass sie die Politik unterstützen müsste, doch weit gefehlt, darüber wird gestritten; genauso wie um die Frauenquote vor über 30 Jahren in den politischen Parteien, die heute in keiner Weise mehr ein Problem ist. Doch immer wieder ist es zu beobachten, dass die Männer keinen Fußbreit ihres ‚Terrains’ aufgeben wollen und Widerstände aufbauen, obwohl diese nicht zum Besten der Gesellschaft sind. Denn erwiesen ist es, dass die Zusammenarbeit von Männern und Frauen zu den besten Resultaten führt, doch dieser Nutzen wird gar nicht ernst genug genommen, denn allem Anschein nach, scheint der ‚status quo’ entscheidender zu sein.
Liebe Männer, habt doch keine Angst, wir wollen euch gar nichts wegnehmen, wir wollen nur Anteil an Entscheidungsprozessen haben und wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse mitgestalten. Wir Frauen sind auch nicht der Meinung, dass wir das besser können, auch streben nicht alle Frauen dieses Landes auf einmal in die Aufsichtsräte von Dax-Unternehmen, nein, wir wollen einfach nur, das uns die Türen dafür offen stehen, nicht als schmückendes Beiwerk oder als Alibifunktion, nein, schlicht und ergreifend weil wir dafür qualifiziert sind und wir uns auch dort ausprobieren wollen, genauso wie ihr auch. Wo, bitte, liegt euer Problem?
Tja, nun wird das Parlament heute abstimmen, ob der Gesetzgeber die Frauen dahingehend unterstützen wird, entsprechend der Ablehnung der Regierungsmehrheit, scheint wieder einmal eine Chance zur Gleichberechtigung verpasst, leider.
Übrigens was ich noch ganz persönlich dazu anmerken möchte: Für die Ablehnung der Männer zu Frauenthemen habe ich zeitweise Verständnis; doch wenn Frauen sich völlig ohne Not gegen ihre Geschlechtsgenossinnen stellen, dann empfinde ich das als schmerzhaft und bedaure das zutiefst.