Frauenquote – oder: Von der Lust zu diskriminieren

Erstellt am 14. Februar 2011 von Fkblog

von Dr. Bruno Köhler, MANNdat e.V.

Was denken Sie bei nachfolgender Presse­ver­laut­ba­rung?

„Die Ausschreibung lässt keine Zweifel offen. Aus­schließ­lich „Universitätsassistentinnen“ werden ge­sucht. Auf ihrer Homepage übertitelt die Universität Linz die Ausschreibung auch mit dem Begriff „Frau­enstellen“. Gleich auf drei Fakultäten werden Jung­doktorinnen ge­sucht. Wer genommen wird, darf sich sechs Jahre lang über eine Stelle als Wis­sen­schaft­lerin freuen, eine Verlängerung ist möglich.

Die Universität Linz bestätigte auf Anfrage der „Presse“, dass Bewerbungen für Männer bei diesen Posten nicht gefragt sind. So ist laut EU-Recht „spezifische Vergünstigungen für das Weib­li­che Geschlecht zulässig“.

Die Frauen, die für die Assistentenstellen ausgewählt werden, haben aber selbst bei Protesten von Männern nichts mehr zu befürchten gehabt. Ist der Posten einmal an sie vergeben, kann ihnen dieser nicht mehr weg­ge­nom­men werden.“ [1]

Sie werden bei der Lektüre dieses Textes vielleicht denken, hier handle es sich um einen ordinären, extremen Sexismus. Nun, Sie haben recht. Die Frauenquote ist Sexismus in Reinkultur, nichts anderes. Hier werden Frauen pauschal allein auf Grund ihres Geschlechtes bevorzugt, egal ob kinderlos oder alleinerziehend, egal ob reich oder arm, egal ob geeigneter oder weniger geeignet. Und hier werden Männer pauschal diskriminiert, egal ob kinderlos oder alleinerziehend, egal ob reich oder arm, egal ob geeigneter oder weniger geeignet.

Eigentlich ist es ja ein Treppenwitz der Geschichte. Genau diejenigen, die einst auszogen, um geschlechterspezifische Diskriminierung zu beseitigen, sind heute diejenigen, die immer neue, radikalere Diskriminierungen fordern – und bekommen. Mit Quoten werden aber nur Auswirkungen korrigiert, die Ursachen bleiben un­ver­ändert. Mit staatlicher Gewalt wird ein politisch gewolltes Geschlechterverhältnis erzwungen. Die Einführung der Frauenquote ist damit auch ein Ausdruck des Scheiterns der Geschlechterpolitik.

Die Frauenquote offenbart, dass es bei der Chan­cen­gleichheit für Frauen (und angeblich auch Männer) eben nicht um Chancengleichheit geht. Es geht nur um eines, nämlich um Frauenförderung und um nichts anderes. Dort, wo Jungen und Männer schlechtere Quoten auf­wei­sen, ist die Genderwelt – nach Meinung der Politik – in bester Ordnung.

Dass die Frauenquote auch für die Wirtschaft kommen wird, ist vorauszusehen. Nicht ohne Grund hat man eine Feministin zur Arbeits­mi­ni­ste­rin ernannt. Zwar hat die Kanzlerin die (Frauen)arbeitsministerin vorerst zu­rück­ge­pfif­fen, aber das gehört zum üblichen Paarungsverhalten zwischen Kanzleramt und Ministerien. Erst ziert man sich, um dann um so lauter das „Ja, ich will“ zu schmet­tern.

Die Frauenquote, wie sie heute diskutiert wird, ist ja auch nichts Neues. Beim Staat, bei den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, in Hochschulen (siehe oben), in den Parteien u.ä. gibt es sie schon lange. Dort werden Männer schon lange bei Ein­stel­lun­gen und Beförderungen übergangen, wenn die Frauenbeauftragte das so will. Ursprünglich auf Einzelfälle bezogen (wenn sich ein Mann und eine Frau mit gleicher Qualifikation bewerben, wird der Mann bei gleicher Qualifikation diskriminiert), hat sich die Quote nach und nach zu einer Absolutquote entwickelt. Zumal die Definition der „gleichen Qualifikation“ schon von Beginn an sehr großzügig ausgelegt wurde. Neu ist jetzt, dass sie nun auch in der „freien“ Wirtschaft eingeführt wird. Aber auch dort gibt es sie im Prinzip ja schon. Die deutsche Telekom bevorzugt Frauen per Quote und Siemens hat schon Ausbildungsquoten für Mädchen eingeführt. Jungen, die sich Hoffnungen auf nicht zu besetzende Mädchenplätze gemacht hatten, wurden im Dienste der Quote abgewiesen. Da erscheint das Gejammere der Wirtschaft um einen Fachkräftemangel doch gleich in einem anderen Licht.

Die Frauenförderung an Hochschulen sieht oft so aus: Je mehr weibliche Pro­fes­so­ren, desto mehr Geld erhält die Hochschule. Das ist primitiv, aber wirksam, be­son­ders bei den unter chronischem Geldmangel leidenden Hochschulen.

Wenn die Frauenquote erhöht wird, die Zahl der Arbeitsplätze aber gleich­bleibt, wo bleiben dann die Männer? Nun, unsere neue Bundesarbeits­mi­ni­ste­rin gibt in einem ihrer ersten In­ter­views in ihrem neuen Ministerium die Antwort:

„Von 227.000 Menschen, die im ver­gan­genen Krisenjahr ihren Job verloren, waren nur 10.000 Frau­en. Arbeit wird weiblicher, bunter, älter.“ [2]

In Männern heißt das um­ge­rech­net: Von den 227.000 Menschen, die im vergangenen Krisenjahr ihren Job verloren, waren 217.000 Männer. Also, jetzt wissen wir, wo die Männer bleiben: Sie landen auf der Straße.

Es ist einer der uns versprochenen Fortschritte in der sozialen Kompetenz durch die Besetzung von Ministerposten durch Politikerinnen, dass der rapiden Zunahme männlicher Arbeitslosenzahlen auch positive Aspekte abgewonnen werden können. So viel Empathie für die rausgeschmissenen Männer hätte ein männlicher Politiker vielleicht nie aufbringen können.

Wenn schon „normale“ Männer zunehmend Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt bekommen, wie sieht es dann mit Männern aus, die nicht perfekt sind? Die britische Psychologin Susan Pinker schreibt in einem Interview in der FAZ.NET:

„Ich hatte einmal einen Jungen mit Asperger-Syndrom in Behandlung, einer Form des Autismus. Bob war ein Ass in Mathe, begabt im Umgang mit Computern, aber ein Außenseiter mit sozialen Defiziten. Er studiert mittlerweile, will später Com­pu­ter­spiele entwickeln. In der Branche sind Typen wie er glücklich…Wenn Sie nun per Quote vorgäben, die Hälfte der Computerspiele müssten von Frauen entwickelt wer­den, würden Sie we­ni­ge Frauen finden, die dazu bereit wären. Und sie würden Jungs um eine Arbeit bringen, die ihnen Spaß macht.“ [3]

Schön für die Wirtschaft, dass sie offenbar so großzügig auf das Fachkräftepotential von jungen Männern verzichten kann.

Die EU kennt zwei wichtige Größen für den Arbeitsmarkt – die Gesamterwerbsquote und die Frauenerwerbsquote. Die Männererwerbsquote interessiert die EU nicht. Folg­lich ist es auch bei gleichbleibender Gesamterwerbsquote ausreichend, einfach Män­ner im Arbeitsmarkt durch Frauen zu ersetzen. Und so verkündet auch die Bun­des­agen­tur für Arbeit trotz höherer Männerarbeitslosenquote voller Inbrunst:

„Mit speziellen Frauenfördermaßnahmen soll die berufliche Situation von Frauen verbessert und bestehende Ungleichgewichte im Nachhinein korrigiert werden.“ [4]

Im Ingenieurswesen stieg die Zahl weiblicher Studienabschlüsse von 1995 bis 2005 um 13% von 6600 auf 7461 an. Gleichzeit sank die Zahl männlicher Stu­dien­ab­schlüs­se von 40.600 auf 25.375, also um über ein Drittel. Die Gesamtzahl ist also deutlich von 47.200 auf 32.836 gesunken, der relative Frauenanteil hat sich aber verbessert. Und die Geschlechterpolitiker sind begeistert.

Das erklärt auch, weshalb die Politik trotz des Fachkräftemangels seit Jahrzehnten das Bildungs- und Fachkräftepotential von Jungen bereitwillig brach liegen lässt. Rein pragmatisch gesehen ist für eine Geschlechterpolitik, die ausschließlich auf die Frau­en­quo­te fixiert ist, jeder Junge, der im Bildungswesen scheitert und jeder junge Mann, der arbeitslos wird, ein Gewinn.

von Dr. Bruno Köhler, MANNdat e.V.Bei der Frau­en­quo­te, so argumentieren deren Anhänger, handele es sich im Gegensatz zur „negativen“ Diskriminierung von Frau­en um eine „positive“ Diskriminierung von Männern. Das ist aber lediglich eine Frage des Standpunktes. Auch Sklaverei war eine „positive“ Diskriminierung – aus Sicht der Sklavenhalter. Die Sklaven sahen das wohl etwas anders.

Die Frauenquote macht deutlich, dass der Sinn und Zweck der Anti­dis­kri­mi­nie­rung­srichtlinie der EU, in Deutschland umgesetzt im Allgemeinen Gleich­be­hand­lungs­gesetz (AGG), nicht die Beseitigung von Diskriminierung ist, denn diese ist ja schon verfassungsrechtlich verboten. Der Sinn und Zweck des AGG liegt gerade in der Zu­lässigkeit von Diskriminierung. „Positive Maßnahmen“, heißt es im AGG, sind zu­läs­sig, wenn „bestehende Nachteile…verhindert oder ausgeglichen werden sollen.“ Die Deutungshoheit von geschlechterspezifischen Nachteilen liegt aber beim Frauen­mi­nis­te­rium. Die Antidiskriminierungsstelle wurde nicht ohne Grund im Frau­en­mi­ni­s­te­rium eingerichtet. Damit ist klar, wo die Grenze zwischen „positiven“ und „nicht po­si­ti­ven“ Maßnahmen verläuft, nämlich exakt zwischen den Geschlechtern.

Mit einer bewusst undifferenzierten, fast schon agitativen Darstellung des Gender Pay Gaps werden dabei die Privilegien einiger weniger Topmanager dazu miss­braucht, die pauschale Diskriminierung aller Männer, egal ob Topmanager oder Hartz-IV-Empfänger, zu rechtfertigen.

Die Frauenquote macht ausgerechnet eine der geschlechterpolitisch wichtigsten Klientel zu den größten Arbeitsmarktverlierern – die Väter, die Elternzeit nehmen oder in Teilzeit arbeiten. Diese werden durch die Frauenquote doppelt diskriminiert. Zum einen durch die beruflichen Ausfallzeiten, zum anderen auch noch durch die geschlechterspezifische Diskriminierung mit der Frauenquote. Tatsächlich bestätigen Gerichtsurteile, dass selbst Väter, die Elternzeit genommen haben, gegenüber einer kinderlosen Frau bei der Einstellung und Beförderung diskriminiert werden dürfen.  MANNdat fordert schon seit Jahren vergeblich, die berufliche Förderung nicht am (weiblichen) Geschlecht festzumachen, sondern an der tatsächlich geleisteten Erziehungsarbeit, unabhängig vom Geschlecht.

Warum, so fragt man sich, lassen Männer sich das gefallen? Die Antwort darauf ist in der Sozialisation von Männern zu finden. Männer wurden schon immer dazu er­zo­gen, zu funktionieren und eigene Bedürfnisse zurück zustellen – für den Arbeitgeber als bereitwilliger Überstundenleister, für die Familie als Versorger, für die Militärs als Zwangsrekrutierter, für das Sozialwesen als Zivildienstleistender. Daran hat auch die Diskussion um den „neuen Mann“ nichts geändert. Denn auch dieser soll lediglich (aus Frauensicht) funktionieren. Nur der Forderungskatalog wurde um die Ansprüche der Feministinnen – den Hausmann, den pauschal Schuldigen für alles und den bereitwillig Diskriminierten – erweitert.

Warum aber lässt sich die „freie“ Wirtschaft die Entziehung der Selbstbestimmung in ihrer Personalpolitik so bereitwillig gefallen? Nun, es ist nicht anders als bei den Hoch­schulen. Der Frauenfördermarkt wird heute mit gewaltigen Beträgen sub­ven­tio­niert. Unternehmen, die sich betont männerfeindlich geben, können von diesen Frau­en­fördertöpfen profitieren. Deshalb werden wir zukünftig noch öfter Lobhudelei zu hören bekommen, wie diese aus dem Manager-Magazin:

„Je mehr Frauen sich im Vorstand finden, desto höhere Gewinne erwirtschaften Firmen gegenüber dem Branchendurchschnitt.“

Die Gesetze der Wirtschaft ordnen sich aber leider nicht so bereitwillig feministischen Dogmen unter, wie die Re­dak­teure des Manager-Magazins. Die KfW-Ban­ken­grup­pe mit Ingrid Matthäus-Maier als Vorstandssprecherin und die Hypo Real Estate Holding AG München mit der Vorzeigemanagerin Bettina von Oesterreich als Vor­stands­mitglied und Chief Risk Officer machten z.B. po­li­tisch völlig inkorrekt Verluste. Und Griechenland wurde vor wenigen Jahren noch ausdrücklich gelobt wegen de­ren hoher Frauenquote in staatlichen Ämtern. Trotzdem steht Griechenland – ebenfalls politisch völlig inkorrekt – vor dem Staatsbankrott. HERstory nennt man solch eine feministische Geschichtsklitterung in Ver­ball­hor­nung des Wortes History.

Aber wir wollen natürlich das Positive an den Schluss des Artikels stellen: “Ohne Frauenquote wäre ich gar nicht in der Politik,“ sagte die ehemalige Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Ulla Schmidt. [5] Hand aufs Herz: Was wäre uns da entgangen?

Bildnachweis: 4. Foto Gerd Altmann/AllSilhouettes.com/Pixelio.de

[1] “Die Presse”, Print-Ausgabe, 28.05.2010

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